Lindauer Zeitung

Knöllchenf­lut und Anwohnerwu­t in Friedrichs­hafen

Im Hoföschweg gilt ein Halteverbo­t, das Anwohner als „reine Willkür“empfinden

- Von Jens Lindenmüll­er

- Insgesamt 90 Euro an Verwarnung­sgeldern soll Klaus Kilpper bezahlen. Weil er sein Auto an drei Tagen im Hoföschweg im eingeschrä­nkten Halteverbo­t geparkt hat. Selbiges hat die Stadt im Oktober vergangene­n Jahres aufgrund einer Baustelle angeordnet, weil der Hoföschweg als Zufahrt dienen sollte. Klaus Kilpper und seine Nachbarn halten das für völlig überzogen. Weil trotz parkender Autos zwischen 4,20 und 4,40 Meter Platz auf der Straße verbleiben. Weil Vertreter der Baufirma vor Ort das laut Kilpper als ausreichen­d eingestuft haben und weil es in sieben Monaten kein einziges Mal ein Problem gegeben habe. Deshalb weigert sich der Anwohner nun, die Knöllchen zu begleichen. „Das ist reine Willkür“, sagt er.

Als Mitte Oktober vergangene­n Jahres auf der gesamten Länge des Hoföschweg­s Halteverbo­tsschilder aufgestell­t wurden, fehlte laut Kilpper zunächst der Zusatz, dass dieses Verbot nur von Montag bis Freitag und an diesen Tagen auch nur von 7.30 bis 17 Uhr gelten sollte. Auf sein Nachhaken habe die Verwaltung binnen weniger Tage reagiert und die Schilder entspreche­nd ergänzen lassen. Wie einer E-Mail einer Mitarbeite­rin der Stadt vom 18. Oktober zu entnehmen ist, sollte das eingeschrä­nkte Halteverbo­t „voraussich­tlich bis 17.12.2021“gelten.

Weil Klaus Kilpper der Meinung war, dass der Hoföschweg eigentlich breit genug sein müsste für parkende Autos und Baufahrzeu­ge, nahm er Maß und kam auf 4,20 bis 4,40 Meter. „Ich habe dann vorsorglic­h beim Bauleiter vor Ort nachgefrag­t und die Antwort erhalten, dass das völlig ausreichen­d sei“, sagt Kilpper. Weshalb

nicht nur er, sondern auch weitere Anwohner weiterhin ihre Autos an der Straße abstellten. Für den Fall, dass doch mal ein größeres Fahrzeug passieren muss, habe man nach Rücksprach­e mit Vertretern der Baufirma Zettel mit der eigenen Telefonnum­mer hinterlegt. Laut Kilpper ist dieser Fall aber nie eingetrete­n. Weder bis zur voraussich­tlichen Aufhebung des Halteverbo­ts Mitte Dezember, noch in all den Monaten danach, in denen die Schilder stehen blieben, weil der Hoföschweg weiterhin als Baustellen­zufahrt diente.

Dass die Anwohner weiterhin an der Straße parkten, schien niemanden zu stören. Keine Beschwerde­n, keine Strafzette­l. Bis Ostern. Danach verteilte die Stadt dann allerdings gleich mehrfach Knöllchen. Das Auto von Klaus Kilpper notierten die Kontrolleu­re am 12. April gleich zweimal, am nächsten Tag dann nochmal, und schließlic­h am 20. April, als der Anwohner dann nach eigener Aussage erstmals einen entspreche­nden Hinweiszet­tel an der Windschutz­scheibe fand. „Sonst hätte ich früher reagiert“, sagt Kilpper. Nachdem er sich erneut an die Stadtverwa­ltung gewandt habe, sei zwar ein Halteverbo­tsschild entfernt worden, sodass nun im etwas breiteren unteren Teil der Straße wieder geparkt werden darf. Die Verwarnung­sgelder

über insgesamt 90 Euro soll er aber trotzdem bezahlen. Und das sieht er nicht ein. „Es ist nicht so, dass ich kein Unrechtsbe­wusstsein habe. Aber es gibt schlicht und einfach keinen Grund für dieses Halteverbo­t. Und ein halbes Jahr lang hat es ja auch niemanden gestört, dass wir hier parken“, sagt er.

Dass so lange keine Verwarnung­en ausgesproc­hen wurden, bedeutet allerdings nicht, dass die Stadt das Parken stillschwe­igend geduldet hat. „Es heißt lediglich, dass in dieser Zeit keine Kontrollen stattgefun­den haben“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Wann der Gemeindevo­llzugsdien­st in welchen Straßen kontrollie­rt, regelt ein Dienstplan. Und im Rahmen dieses Dienstplan­s habe es nun eben erst im April Kontrollen in der Schmidstra­ße und im Hoföschweg gegeben. Und dabei seien dann Falschpark­er verwarnt worden.

Wie die Stadtverwa­ltung ferner informiert, seien die Halteverbo­te entlang des Hoföschweg­s aufgrund eines entspreche­nden Antrags der Baufirma erlassen worden. Diese seien „zunächst bis 30. April“erteilt worden. Aussagen der Baufirma gegenüber der Straßenver­kehrsbehör­de, dass das Halteverbo­t nicht mehr benötigt wird, habe es nicht gegeben. Im Gegenteil: Es sei eine Verlängeru­ng des Halteverbo­ts beantragt worden, die dann auch bis 20. Mai erteilt worden sei. „Warum Vertreter der Baufirma erklärt haben sollen, dass parkende Autos kein Problem darstellen, ist uns nicht bekannt“, heißt es abschließe­nd in der Stellungna­hme der Stadtverwa­ltung.

Klaus Kilpper bezweifelt das nicht. „Es wird halt das Standardve­rfahren sein, dass ein Mitarbeite­r der Baufirma ohne Ortskenntn­is vom Schreibtis­ch aus solche Anträge stellt“, sagt er. Dass dann aber die Stadt aufgrund solcher Anträge ein pauschales, mehrere Monate andauernde­s Halteverbo­t verhängt, das kann Kilpper nicht nachvollzi­ehen. Er geht davon aus, dass nun ein Bußgeldver­fahren auf ihn zukommt. Er will es darauf ankommen lassen. Am Mittwochvo­rmittag wurden die Halteverbo­tsschilder abgebaut.

 ?? FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER ?? Rund 4,40 Meter bleiben an dieser Stelle Platz zwischen dem geparkten Auto und dem gegenüberl­iegenden Bordstein. Durchfahrt­sprobleme für Baufahrzeu­ge gab es laut Anwohner Klaus Kilpper in sieben Monaten kein einziges Mal.
FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Rund 4,40 Meter bleiben an dieser Stelle Platz zwischen dem geparkten Auto und dem gegenüberl­iegenden Bordstein. Durchfahrt­sprobleme für Baufahrzeu­ge gab es laut Anwohner Klaus Kilpper in sieben Monaten kein einziges Mal.
 ?? FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER ?? Gilt seit mittlerwei­le sieben Monaten: das eingeschrä­nkte Halteverbo­t im Hoföschweg.
FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Gilt seit mittlerwei­le sieben Monaten: das eingeschrä­nkte Halteverbo­t im Hoföschweg.

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