Bündnis fordert Erhalt kleiner Klinik-Standorte
Klinik Tettnang sei „Kronjuwel“, das erhalten werden müsse – Forderungspapier geht an Ravensburger Kreistag
- Die Zukunft der Klinik Tettnang steht auf der Kippe – seit den Äußerungen von Landesgesundheitsminister Manne Lucha zu möglichen Klinikschließungen in der Region regt sich immer mehr Kritik und Widerstand gegen diese Idee. Ein Zusammenschluss aus Betriebs- und Personalräten hat sich nun mit einer Liste mit Unterschriften und zahlreichen Forderungen an die Akteure in der Region, aber auch an die Bundespolitik gewandt.
Vor einigen Wochen gründete sich ein neues Krankenhausbündnis Bodensee-Oberschwaben, das sich für den Erhalt der Klinik Tettnang, Wangen und Bad Waldsee stark macht. Für den Fortbestand der Klinik Tettnang sprachen sich kürzlich zudem 15 600 Menschen im Rahmen einer Petition aus. Nun meldet sich ein Bündnis von Betriebs- und Personalräten aus dem Klinik-VerbundOberschwaben (BR-KVO) zu Wort. Dieses fordert, dass „die Krankenhäuser in der Region BodenseeOberschwaben mit ihren guten regionalen Strukturen“erhalten bleiben.
Wie es mit den KrankenhausStandorten im Landkreis Ravensburg weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen abzeichnen. Im Ravensburger Kreistag ist kürzlich ein Gutachten zur künftigen Struktur der Oberschwabenklinik (OSK) vorgelegt worden, wonach die Empfehlung hin zu einer Schließung des Standorts Bad Waldsee geht. Der Standort Wangen könnte laut dem Gutachten erhalten werden, allerdings mit anderer Spezialisierung. Der Ravensburger Kreistag tagt am 30. Mai.
Wie es mit der Klinik Tettnang weitergehen könnte, ist derzeit allerdings noch sehr offen. Klar machte Gesundheitsminister Manne Lucha jedoch kürzlich wieder, dass das Krankenhauswesen nicht so bleiben werde wie bisher. Eine Schließung einzelner Standorte sei nach Ansicht des BR-KVO-Bündnisses die falsche Lösung, betonte Alfred Stier, Sprecher der BR-KVO, bei einem Pressegespräch. „Die Schließung von
Krankenhausstandorten in der Region ohne Alternativen darf nicht die Antwort auf die drängenden Probleme im Gesundheitswesen sein. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass durch eine Zentralisierung im ländlichen Raum der Personalmangel beseitigt werden könne“, ist in einem Forderungspapier des Bündnisses zu lesen, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt.
„Uns treibt die Sorge um, wie im sensiblen Bereich Krankenhaus, Pflege und Gesundheitsversorgung Personal gewonnen und gehalten werden kann“, so Stier. Bevor man stationäre Standorte abbaue, müssten zunächst ambulante Strukturen geschaffen werden, so der Ansatz des Bündnisses. „Das muss kompetent und langsam gemacht werden, es ist ganz schwierig, Strukturen einfach zu verändern“, äußert Bruno Sing, der als ZfP-Personalrat dem BR-KVO angehört. Seiner Ansicht nach sei die Diskussion um mögliche Standortschließungen vorschnell.
Die Klinik Tettnang bezeichnete er als „kleinen Kronjuwelen, den man erhalten muss“. Erst kürzlich sei durch Sanierungsarbeiten viel Geld in den Standort Tettnang gesteckt worden. „Jetzt über Schließung nachzudenken, macht in der Gesamtheit keinen Sinn“, so Alfred Stier. Die Frage sei, wo sich die Klinik in zehn Jahren hin entwickeln könnte. „Eine zukünftige Gesundheitsversorgung darf sich nicht allein an dem finanziellen Aufwand orientieren“, schreibt das Bündnis weiter im Forderungspapier. Zentral sei für die Zukunft der kleineren Klinikstandorte außerdem eine stärkere Kooperation mit anderen Einrichtungen. „Wir haben noch keine Kultur der Kooperation über Kreisgrenzen hinweg“, kritisierte Stier. Dabei entspreche das auch mehr der Realität
der Menschen in der Region: „Die Leute gehen da hin, wo sie die beste Vertrauenskultur haben“, meinte Stier. Mit ihren Forderungen und einer Unterschriftenliste von Betriebsund Personalräten der Region Bodensee-Oberschwaben wendet sich das Bündnis nun zunächst an den Ravensburger Kreistag. Gleichzeitig will das BR-KVO auch das Gespräch mit Bundespolitikern suchen.
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