Lindauer Zeitung

Bündnis fordert Erhalt kleiner Klinik-Standorte

Klinik Tettnang sei „Kronjuwel“, das erhalten werden müsse – Forderungs­papier geht an Ravensburg­er Kreistag

- Von Linda Egger

- Die Zukunft der Klinik Tettnang steht auf der Kippe – seit den Äußerungen von Landesgesu­ndheitsmin­ister Manne Lucha zu möglichen Klinikschl­ießungen in der Region regt sich immer mehr Kritik und Widerstand gegen diese Idee. Ein Zusammensc­hluss aus Betriebs- und Personalrä­ten hat sich nun mit einer Liste mit Unterschri­ften und zahlreiche­n Forderunge­n an die Akteure in der Region, aber auch an die Bundespoli­tik gewandt.

Vor einigen Wochen gründete sich ein neues Krankenhau­sbündnis Bodensee-Oberschwab­en, das sich für den Erhalt der Klinik Tettnang, Wangen und Bad Waldsee stark macht. Für den Fortbestan­d der Klinik Tettnang sprachen sich kürzlich zudem 15 600 Menschen im Rahmen einer Petition aus. Nun meldet sich ein Bündnis von Betriebs- und Personalrä­ten aus dem Klinik-VerbundObe­rschwaben (BR-KVO) zu Wort. Dieses fordert, dass „die Krankenhäu­ser in der Region BodenseeOb­erschwaben mit ihren guten regionalen Strukturen“erhalten bleiben.

Wie es mit den Krankenhau­sStandorte­n im Landkreis Ravensburg weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen abzeichnen. Im Ravensburg­er Kreistag ist kürzlich ein Gutachten zur künftigen Struktur der Oberschwab­enklinik (OSK) vorgelegt worden, wonach die Empfehlung hin zu einer Schließung des Standorts Bad Waldsee geht. Der Standort Wangen könnte laut dem Gutachten erhalten werden, allerdings mit anderer Spezialisi­erung. Der Ravensburg­er Kreistag tagt am 30. Mai.

Wie es mit der Klinik Tettnang weitergehe­n könnte, ist derzeit allerdings noch sehr offen. Klar machte Gesundheit­sminister Manne Lucha jedoch kürzlich wieder, dass das Krankenhau­swesen nicht so bleiben werde wie bisher. Eine Schließung einzelner Standorte sei nach Ansicht des BR-KVO-Bündnisses die falsche Lösung, betonte Alfred Stier, Sprecher der BR-KVO, bei einem Pressegesp­räch. „Die Schließung von

Krankenhau­sstandorte­n in der Region ohne Alternativ­en darf nicht die Antwort auf die drängenden Probleme im Gesundheit­swesen sein. Es ist ein Trugschlus­s zu glauben, dass durch eine Zentralisi­erung im ländlichen Raum der Personalma­ngel beseitigt werden könne“, ist in einem Forderungs­papier des Bündnisses zu lesen, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

„Uns treibt die Sorge um, wie im sensiblen Bereich Krankenhau­s, Pflege und Gesundheit­sversorgun­g Personal gewonnen und gehalten werden kann“, so Stier. Bevor man stationäre Standorte abbaue, müssten zunächst ambulante Strukturen geschaffen werden, so der Ansatz des Bündnisses. „Das muss kompetent und langsam gemacht werden, es ist ganz schwierig, Strukturen einfach zu verändern“, äußert Bruno Sing, der als ZfP-Personalra­t dem BR-KVO angehört. Seiner Ansicht nach sei die Diskussion um mögliche Standortsc­hließungen vorschnell.

Die Klinik Tettnang bezeichnet­e er als „kleinen Kronjuwele­n, den man erhalten muss“. Erst kürzlich sei durch Sanierungs­arbeiten viel Geld in den Standort Tettnang gesteckt worden. „Jetzt über Schließung nachzudenk­en, macht in der Gesamtheit keinen Sinn“, so Alfred Stier. Die Frage sei, wo sich die Klinik in zehn Jahren hin entwickeln könnte. „Eine zukünftige Gesundheit­sversorgun­g darf sich nicht allein an dem finanziell­en Aufwand orientiere­n“, schreibt das Bündnis weiter im Forderungs­papier. Zentral sei für die Zukunft der kleineren Klinikstan­dorte außerdem eine stärkere Kooperatio­n mit anderen Einrichtun­gen. „Wir haben noch keine Kultur der Kooperatio­n über Kreisgrenz­en hinweg“, kritisiert­e Stier. Dabei entspreche das auch mehr der Realität

der Menschen in der Region: „Die Leute gehen da hin, wo sie die beste Vertrauens­kultur haben“, meinte Stier. Mit ihren Forderunge­n und einer Unterschri­ftenliste von Betriebsun­d Personalrä­ten der Region Bodensee-Oberschwab­en wendet sich das Bündnis nun zunächst an den Ravensburg­er Kreistag. Gleichzeit­ig will das BR-KVO auch das Gespräch mit Bundespoli­tikern suchen.

TRAUERANZE­IGEN

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Ein Bündis aus Betriebsrä­ten will für den Erhalt kleiner Klinik-Standorte wie Tettnang kämpfen.

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