Lindauer Zeitung

Vergesslic­hkeit ist menschlich

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Auf dem Twitter-Konto des bayerische­n Freie-WählerChef­s Hubert Aiwanger hat sich kürzlich folgender Eintrag gefunden: „Herr Aiwanger, wir bräuchten mehr Politiker wie sie, mit Verstand und Pragmatik. Mit dem Ohr am Bürger und nicht wie viele andere weltfremd im Wolkenkuck­ucksheim! Sie sind ein Kämpfer und haben sich ihren Posten als bayr. Wirtschaft­sminister hart erarbeitet gegen Widerständ­e!“

Zwar lässt die Orthografi­e ein wenig zu wünschen übrig, aber die Botschaft ist klar. Unklar ist nur, wer sie in die Welt gesetzt hat. Aiwanger sagt, er habe die Hymne einfach vom Twitter-Konto eines gewissen Peter Müller rauskopier­t und in sein eigenes verpflanzt. Böse Menschen von der Opposition und andere hämische Zeitgenoss­en hegen aber den Verdacht, dass es diesen Peter Müller gar nicht gibt, beziehungs­weise dass er ein Pseudonym für Aiwangers Twitter-Zweitkonto ist. Egal. Wir halten fest: Der Minister hatte so oder so Sehnsucht nach einer Streichele­inheit. Vielleicht hat er auch bei der Fülle seiner Amtsgeschä­fte sein Zweitkonto vergessen.

Vergesslic­hkeit ist menschlich. Das hat auch der aktuelle US-Präsident – wie war doch gleich sein Name? – unter Beweis gestellt. „Jackie, bist du hier? Wo ist Jackie?“, fragte der 79-Jährige bei einer Fachkonfer­enz. „Ich denke, sie sollte hier sein.“Des Rätsels Lösung: Die vermisste Jackie Walorski war verhindert, weil sie im August bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Der Präsident hatte sich damals „traurig und schockiert“gezeigt. Wie gesagt: Vergesslic­hkeit ist menschlich. (vp)

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FOTO: DPA Ein Kämpfer gegen alle Widerständ­e: Hubert Aiwanger.

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