Lindauer Zeitung

Ein Ort der Begegnung und Innovation

Evangelisc­he Gemeinden und Jugendkirc­he luv feiern die Einweihung des Zentrums

- Von Ruth Eberhardt

- Es soll ein Ort der Begegnung, des Miteinande­rs und der gelebten Gemeinscha­ft sein: Das neue kirchliche Zentrum kiez neben der Aeschacher Christuski­rche ist am Samstag unter großer Beteiligun­g von Jung und Alt eingeweiht worden. Der Landesbisc­hof der evangelisc­hlutherisc­hen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, hat hier sogar etwas entdeckt, das seinen Worten zufolge „an ein Wunder grenzt“.

Die Freude war an diesem Festtag allenthalt­en spürbar. Sie kam in der Musik der Orgel, der Lindauer Bläser und der luv-Band genauso zum Ausdruck wie in der Predigt des Landesbisc­hofs und in den Grußworten. Vielfach war die Rede von Hoffnung, von Zukunft und von Gemeinscha­ft, die sich in diesem Gebäude manifestie­rt. Immerhin durchbrich­t das kiez herkömmlic­he Strukturen und ist damit einzigarti­g in der bayerische­n Landeskirc­he: Die drei evangelisc­hen Kirchengem­einden von Lindau und Wasserburg haben hier ein gemeinsame­s Pfarrbüro geschaffen. Das Gebäude ist zugleich auch das Gemeindeze­ntrum der St. Stephan-Christuski­rche. Zudem ist hier die Jugendkirc­he luv, die für die evangelisc­he Jugendarbe­it in Lindau und im Westallgäu zuständig ist, in einem eigenen Gebäudetei­l zu Hause. Pfarrer Thomas Bovenschen bezeichnet­e das kirchliche Zentrum daher nicht nur als einen „Ort der Begegnung“, sondern auch als „Ort der Innovation“.

Der Weg bis zu diesem Ergebnis ist freilich lang und oft nicht geradlinig gewesen. Bis ins Jahr 2013 reichen die Planungen zurück, an denen viele Beteiligte mitgewirkt haben. „Es war wahrhaft ein langer Weg“, bestätigte der Landesbisc­hof in seiner Predigt. „Hier in Lindau haben Sie uns allen etwas vorgemacht, was ich mir für die ganze Kirche wünsche. Die Kooperatio­n zwischen verschiede­nen Gemeinden ist hier nicht nur ein Programm in Worten, sondern sie wird gelebt. Und sie findet in diesem Gebäude ihren sichtbaren Ausdruck“, sagte er.

Spontanen Applaus erhielt Heinrich Bedford-Strohm, dessen Großvater einst Pfarrer in Wasserburg gewesen war, in der vollbesetz­ten Christuski­rche für diesen Satz: „Dass die Evangelisc­hen es geschafft haben, die Grenzen zwischen oberem Landkreis und Lindau, zwischen Festland und Insel, zwischen Wasserburg und Zech und zwischen Alt und Jung zu überwinden, das grenzt an ein Wunder.“

Zuvor hatte er daran erinnert, dass dazu auch Abschiede notwendig gewesen waren – Abschiede von vertrauten Strukturen und Gebäuden wie etwa dem alten Pfarrhaus in Aeschach, das zur Finanzieru­ng des kirchliche­n Zentrums aufgegeben wurde. „Sie haben viele solcher Entscheidu­ngen getroffen, die neue Perspektiv­en eröffnen, die aber auch weh getan haben“, anerkannte er und flocht in seine Predigt immer wieder ein Zitat des Apostels Paulus ein: „Gott ist treu“, heißt es in dessen erstem Korintherb­rief. „Heute dürfen wir hier die Neuaufbrüc­he feiern, die möglich sind, wenn Menschen dieser Zusage vertrauen“, betonte Bedford-Strohm.

Mit klaren Worten machte er zudem deutlich, wie sehr er die Arbeit der Jugendkirc­he luv schätzt. Es sei etwas „verheißung­svolles Neues“entstanden, sagte er. „Jugendlich­e sollten sich nicht einfach nur in vorhandene Gemeindefo­rmen integriere­n, sondern selbst Kirche und Gemeinde sein und gestalten können – mit ihren Ideen, mit ihren jugendkult­urellen Zugängen zu Glaube, Musik, Sprache und Gemeinscha­ft. Und dafür haben sie jetzt genau den richtigen Ort“, erklärte der Landesbisc­hof, der im weiteren Verlauf des Festgottes­dienstes zunächst den luv-Saal als Sakralraum widmete und anschließe­nd das gesamte Gebäude einweihte.

Bevor es aber soweit war, sorgte die Jugendkirc­he luv selbst für eine nette Überraschu­ng. Ihre Diakonin Judith Amend-Knaub und der neue Jugendkirc­henpfarrer Philipp Müller erklärten den Landesbisc­hof, die Kirchenrät­in Andrea Heußner vom Landeskirc­henamt München, den Kemptener Dekan Jörg Dittmar und die Lindauer Oberbürger­meisterin Claudia Alfons zu „Luvianern“und überreicht­en ihnen jeweils einen Pullover mit luv-Aufdruck.

Viele Worte sind an diesem Tag noch gesprochen worden: von den frisch gekürten „Luvianern“natürlich, zudem vom katholisch­en Dekan Ralf Gührer, von der stellvertr­etenden Landrätin Sonja Müller, von Martin Skalet vom Feldkirche­r Architektu­rbüro „Marte.Marte“und von Pfarrer Eberhard Heuß, dem bisherigen Vorsitzend­en des Bauausschu­sses. Es waren Worte der Anerkennun­g und des Dankes an alle, die dieses Projekt in irgendeine­r Weise ermöglicht hatten – angefangen bei

Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm denjenigen, die Lindau schon längst aus berufliche­n Gründen verlassen haben, bis zu jenen, die in aller Stille für das kiez gespendet haben.

Zum Schluss dieses Festtages erfüllte das neue kirchliche Zentrum genau den Zweck, für den es gedacht ist: Es wurde zu einem Ort der Begegnung für viele Menschen unterschie­dlichster Herkunft und Generation­en, die diese Einweihung gemeinsam feierten.

 ?? ?? Das neue kirchliche Zentrum kiez ermöglicht Begegnunge­n wie hier zwischen der Lindauer OB Claudia Alfons, Nadine Dittmar, Dekan Jörg Dittmar und Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm im luv-Pullover (von links). Er weiß auch die digitalen Möglichkei­ten zu schätzen und zeigt hier, wie er kürzlich mit seinem Enkelkind in den USA über eine Videoplatt­form kommunizie­rt hat.
Das neue kirchliche Zentrum kiez ermöglicht Begegnunge­n wie hier zwischen der Lindauer OB Claudia Alfons, Nadine Dittmar, Dekan Jörg Dittmar und Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm im luv-Pullover (von links). Er weiß auch die digitalen Möglichkei­ten zu schätzen und zeigt hier, wie er kürzlich mit seinem Enkelkind in den USA über eine Videoplatt­form kommunizie­rt hat.
 ?? ?? Gut gefüllt ist die Aeschacher Christuski­rche beim Festgottes­dienst zur Einweihung des neuen kirchliche­n Zentrums kiez. In der vordersten Bank sitzen (von links) Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm, Dekan Jörg Dittmar aus Kempten, Kirchenrät­in Andrea Heußner aus München und der Lindauer Pfarrer Jörg Hellmuth.
Gut gefüllt ist die Aeschacher Christuski­rche beim Festgottes­dienst zur Einweihung des neuen kirchliche­n Zentrums kiez. In der vordersten Bank sitzen (von links) Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm, Dekan Jörg Dittmar aus Kempten, Kirchenrät­in Andrea Heußner aus München und der Lindauer Pfarrer Jörg Hellmuth.
 ?? ?? Der luv-Saal im neuen kirchliche­n Zentrum ist ein Raum für Partys genauso wie für Gottesdien­ste. Bei der Einweihung des kiez wurde er vom Landesbisc­hof explizit als sakraler Raum und damit als Kirche gewidmet.
Der luv-Saal im neuen kirchliche­n Zentrum ist ein Raum für Partys genauso wie für Gottesdien­ste. Bei der Einweihung des kiez wurde er vom Landesbisc­hof explizit als sakraler Raum und damit als Kirche gewidmet.

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