Diese Bankenehe haben viele erwartet
Sparkassen Allgäu und Kaufbeuren wollen fusionieren - Bis Ende Oktober sollen die Träger darüber abstimmen
- Diese Bankenehe haben Beobachter seit Langem erwartet: Die Sparkasse Allgäu und die Sparkasse Kaufbeuren planen eine Fusion. Vorstände beider Banken sowie die Verwaltungsratschefs Thomas Kiechle (Kempten) und Stefan Bosse (Kaufbeuren) gaben vor Kurzem bei einer Pressekonferenz in Kaufbeuren bekannt, dass die entscheidende Phase der Verhandlungen beginne. Das Tempo ist hoch: Bis Ende Oktober sollen die politischen Gremien der Träger über die Fusion entscheiden.
Nach einem positiven Votum soll die Fusion zum 1. Juli 2023 (rückwirkend zum 1. Januar) wirksam werden. Das neue Unternehmen heißt Sparkasse Allgäu und soll seinen Sitz nicht nur in Kempten, sondern auch in Kaufbeuren haben. Sollte alles so kommen, wird das Kreditinstitut mit einer Bilanzsumme von über sieben Milliarden Euro und 1100 Beschäftigten zu den zehn größten Sparkassen in Bayern zählen. Der künftige Vorstand besteht aus den bisherigen Vorständen beider Banken: Vorstandsvorsitzender Manfred Hegedüs (Kempten), Stellvertreter Tobias Streifinger (Kaufbeuren), Heribert Schwarz (Kempten) und Angelo Picierro (Kaufbeuren). „Wir sehen dies als zukunftsweisendes Signal für die Region“, sagte der Kaufbeurer OB Stefan Bosse. Kemptens OB Kiechle wies auf den „Mehrwert für die Region, für Kunden und Beschäftigte“hin. Die Fusion sei eine wichtige Voraussetzung zur Sicherung der „guten Marktposition“sowie des öffentlichrechtlichen Auftrags der beiden Sparkassen. Beide Häuser seien Partner „auf Augenhöhe“und agierten ohne Druck, sagten Bosse und Kiechle.
Die Initiative für die Gespräche war von der Sparkasse Allgäu ausgegangen. Das Kemptener Kreditinstitut ist dreimal größer als die Kaufbeurer Bank, deren Geschäftsgebiet sich auf das nördliche Ostallgäu und Kaufbeuren erstreckt. Das künftige Geschäftsgebiet umfasst eine Region mit über 400 000 Einwohnern. Die Gewerbesteueranteile für Kommunen sollen nach dem bisherigen Schlüssel standortbezogen fließen.
In Kaufbeuren sollen Stabsstellen verbleiben, Details wurden aber nicht erläutert. Fusionsbedingte Kündigungen schloss Hegedüs aus. Es seien keine Änderungen in der
Personalpolitik beider Häuser geplant, sagte er. Die Banken seien personell „optimal aufgestellt“, sodass nun kein Abbau vorgesehen sei. Es gebe aber nach und nach „Anpassungen in den organisatorischen Strukturen“. „Wir werden für alle Mitarbeiter weiter verlässlicher Partner für eine langfristige Zusammenarbeit sein“, sagte Streifinger.
Auch die Kundenberater sollen laut Schwarz nicht wechseln, ebenso wenig die Ansprechpartner in den Geschäftsstellen, sagte Picerro. Die Zahl der Standorte werde aufgrund der Fusion nicht reduziert. 2023 dürfte es jedoch Änderungen bei der
Bankverbindung geben, für die Kunden im Kaufbeurer Raum neben dem Namen der Bank etwa bei der IBAN. Picierro hofft, dass ein Großteil
Nach einer Fusion Sind die Fusionsverhandlungen erfolgreich, wird das Kreditinstitut mit einer Bilanzsumme von über sieben Milliarden Euro und 1100 Beschäftigten zu den zehn größten Sparkassen Bayern zählen.
der bisherigen Kontonummern bestehen bleibt.
Die Vorstände betonten, dass die Fusion nicht aus der Not geplant sei. Alle bayerischen Sparkassen befinden sich vor dem Hintergrund der Zinspolitik, bröckelnder Erträge, hoher Kosten und der Digitalisierung zwar in rauem Fahrwasser. Dies allein sei aber nicht der Grund für die Fusionsbemühungen, sagte Hegedüs etwa mit Blick auf Kredite für Privatund Gewerbekunden, die Beratungskompetenz oder Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter. „Wir sehen deutlich die Chancen dieses Zusammenschlusses“, so Streifinger. Beide Sparkassen stünden wirtschaftlich solide da.
Immer wieder war darüber spekuliert worden, dass die Kaufbeurer Sparkasse ein Fusionskandidat sein könnte. Es handelt sich um eine der kleinsten Sparkassen in Bayern. Im Frühsommer hatte OB Bosse laut darüber gesprochen, dass angesichts der Marktsituation Gedanken über eine Fusion kein Tabu sein dürften. Über diese Debatten seien Verwaltungsratschefs und Vorstände beider Häuser intensiver ins Gespräch gekommen. Dann ging laut Bosse und Kiechle alles ganz schnell. Die Verwaltungsräte gaben am Dienstag grünes Licht für Verhandlungen, dann wurden die Mitarbeiter informiert.
Die Trägerschaft Die Kommunen bleiben in Form nur noch eines Zweckverbandes Träger der Sparkasse Allgäu. Dazu gehören das Ober- und Ostallgäu sowie Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt und Füssen. (avu)