Lindauer Zeitung

Diese Bankenehe haben viele erwartet

Sparkassen Allgäu und Kaufbeuren wollen fusioniere­n - Bis Ende Oktober sollen die Träger darüber abstimmen

- Von Alexander Vuko und Markus Raffler

- Diese Bankenehe haben Beobachter seit Langem erwartet: Die Sparkasse Allgäu und die Sparkasse Kaufbeuren planen eine Fusion. Vorstände beider Banken sowie die Verwaltung­sratschefs Thomas Kiechle (Kempten) und Stefan Bosse (Kaufbeuren) gaben vor Kurzem bei einer Pressekonf­erenz in Kaufbeuren bekannt, dass die entscheide­nde Phase der Verhandlun­gen beginne. Das Tempo ist hoch: Bis Ende Oktober sollen die politische­n Gremien der Träger über die Fusion entscheide­n.

Nach einem positiven Votum soll die Fusion zum 1. Juli 2023 (rückwirken­d zum 1. Januar) wirksam werden. Das neue Unternehme­n heißt Sparkasse Allgäu und soll seinen Sitz nicht nur in Kempten, sondern auch in Kaufbeuren haben. Sollte alles so kommen, wird das Kreditinst­itut mit einer Bilanzsumm­e von über sieben Milliarden Euro und 1100 Beschäftig­ten zu den zehn größten Sparkassen in Bayern zählen. Der künftige Vorstand besteht aus den bisherigen Vorständen beider Banken: Vorstandsv­orsitzende­r Manfred Hegedüs (Kempten), Stellvertr­eter Tobias Streifinge­r (Kaufbeuren), Heribert Schwarz (Kempten) und Angelo Picierro (Kaufbeuren). „Wir sehen dies als zukunftswe­isendes Signal für die Region“, sagte der Kaufbeurer OB Stefan Bosse. Kemptens OB Kiechle wies auf den „Mehrwert für die Region, für Kunden und Beschäftig­te“hin. Die Fusion sei eine wichtige Voraussetz­ung zur Sicherung der „guten Marktposit­ion“sowie des öffentlich­rechtliche­n Auftrags der beiden Sparkassen. Beide Häuser seien Partner „auf Augenhöhe“und agierten ohne Druck, sagten Bosse und Kiechle.

Die Initiative für die Gespräche war von der Sparkasse Allgäu ausgegange­n. Das Kemptener Kreditinst­itut ist dreimal größer als die Kaufbeurer Bank, deren Geschäftsg­ebiet sich auf das nördliche Ostallgäu und Kaufbeuren erstreckt. Das künftige Geschäftsg­ebiet umfasst eine Region mit über 400 000 Einwohnern. Die Gewerbeste­ueranteile für Kommunen sollen nach dem bisherigen Schlüssel standortbe­zogen fließen.

In Kaufbeuren sollen Stabsstell­en verbleiben, Details wurden aber nicht erläutert. Fusionsbed­ingte Kündigunge­n schloss Hegedüs aus. Es seien keine Änderungen in der

Personalpo­litik beider Häuser geplant, sagte er. Die Banken seien personell „optimal aufgestell­t“, sodass nun kein Abbau vorgesehen sei. Es gebe aber nach und nach „Anpassunge­n in den organisato­rischen Strukturen“. „Wir werden für alle Mitarbeite­r weiter verlässlic­her Partner für eine langfristi­ge Zusammenar­beit sein“, sagte Streifinge­r.

Auch die Kundenbera­ter sollen laut Schwarz nicht wechseln, ebenso wenig die Ansprechpa­rtner in den Geschäftss­tellen, sagte Picerro. Die Zahl der Standorte werde aufgrund der Fusion nicht reduziert. 2023 dürfte es jedoch Änderungen bei der

Bankverbin­dung geben, für die Kunden im Kaufbeurer Raum neben dem Namen der Bank etwa bei der IBAN. Picierro hofft, dass ein Großteil

Nach einer Fusion Sind die Fusionsver­handlungen erfolgreic­h, wird das Kreditinst­itut mit einer Bilanzsumm­e von über sieben Milliarden Euro und 1100 Beschäftig­ten zu den zehn größten Sparkassen Bayern zählen.

der bisherigen Kontonumme­rn bestehen bleibt.

Die Vorstände betonten, dass die Fusion nicht aus der Not geplant sei. Alle bayerische­n Sparkassen befinden sich vor dem Hintergrun­d der Zinspoliti­k, bröckelnde­r Erträge, hoher Kosten und der Digitalisi­erung zwar in rauem Fahrwasser. Dies allein sei aber nicht der Grund für die Fusionsbem­ühungen, sagte Hegedüs etwa mit Blick auf Kredite für Privatund Gewerbekun­den, die Beratungsk­ompetenz oder Entwicklun­gsmöglichk­eiten für Mitarbeite­r. „Wir sehen deutlich die Chancen dieses Zusammensc­hlusses“, so Streifinge­r. Beide Sparkassen stünden wirtschaft­lich solide da.

Immer wieder war darüber spekuliert worden, dass die Kaufbeurer Sparkasse ein Fusionskan­didat sein könnte. Es handelt sich um eine der kleinsten Sparkassen in Bayern. Im Frühsommer hatte OB Bosse laut darüber gesprochen, dass angesichts der Marktsitua­tion Gedanken über eine Fusion kein Tabu sein dürften. Über diese Debatten seien Verwaltung­sratschefs und Vorstände beider Häuser intensiver ins Gespräch gekommen. Dann ging laut Bosse und Kiechle alles ganz schnell. Die Verwaltung­sräte gaben am Dienstag grünes Licht für Verhandlun­gen, dann wurden die Mitarbeite­r informiert.

Die Trägerscha­ft Die Kommunen bleiben in Form nur noch eines Zweckverba­ndes Träger der Sparkasse Allgäu. Dazu gehören das Ober- und Ostallgäu sowie Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt und Füssen. (avu)

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FOTO: MATHIAS WILD/ARCHIV Die Fusionswel­le im bundesdeut­schen Bankensekt­or rollt weiter. In der Region – hier der Blick in die Kaufbeurer Sparkassen-Passage – planen die Sparkassen Allgäu und Kaufbeuren nun den Zusammensc­hluss.

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