Lindauer Zeitung

Angst vor dem Achsenbruc­h

FC Bayern denkt trotz Champions League schon an den BVB – Sorgen um Kimmich und Müller

- Von Patrick Strasser

- Das 4:0 (3:0) gegen Bayer Leverkusen vom Freitagabe­nd? Hat man längst abgehakt an der Säbener Straße und als Selbstvers­tändlichke­it verbucht, die jedoch keine war nach vier Spielen ohne Sieg in der Bundesliga. Man wähnt sich wieder in der Spur beim FC Bayern München. Das Krisengere­de? Herbstlaub von gestern.

Ein Pflichtsie­g ist am dritten Spieltag der Champions-League-Vorrunde in der Allianz Arena (18.45 Uhr/ DAZN) gegen Viktoria Pilsen, den Meister aus Tschechien, auf Europas größter Bühne ein krasser Außenseite­r, fest eingeplant. Um „den Rhythmus zu halten für Dortmund“, so Trainer Julian Nagelsmann, der dies so begründete: „In der Bundesliga sind wir noch ein bisschen mehr unter Druck als in der Champions League. Wir versuchen, gegen Pilsen an unser Leistungso­ptimum zu kommen – für die Champions League, aber natürlich auch für die anstehende­n Bundesliga­Aufgaben.“Der deutsche Clásico, das Duell zwischen Bayern und Gastgeber Borussia Dortmund am Samstag, ist bereits jetzt im Fokus des Titelverte­idigers. Von Rang drei aus (aus Sicht des Serienmeis­ters ungenügend!) will man beim vermeintli­ch schärfsten Konkurrent­en um den Titel zurück an den angestammt­en Platz an der Spitze. Und gegen den BVB geht es um mehr als um Punkte.

Doch kaum ist die Liga-Krise, so hoffen die Münchner, rum ums Eck, da drückt ein anderes Thema auf die Stimmung: Corona. Die Infektione­n von Manuel Neuer und Leon Goretzka haben die Bayern nicht betroffen, weil beide dadurch lediglich die beiden Nations-League-Spiele der Nationalel­f verpasst haben und gegen Leverkusen wieder auf dem Platz standen. Nun hat es mit Joshua Kimmich und Thomas Müller die nächsten erwischt, sie wurden am Samstag positiv getestet. „Josh und Thomas sind beide asymptomat­isch, ich habe mit ihnen kurz telefonier­t – es geht ihnen gut“, berichtete Nagelsmann am Montagnach­mittag. „Sie scharren mit den Hufen. Sie haben keine Beschwerde­n, fühlen sich gut und würden gerne trainieren.“

Müller meldete sich mit einem Video bei der Online-Plattform Instagram aus der häuslichen Isolation, bereits wieder zu Scherzen aufgelegt: „Das Triple, das Covid-Triple, ist bei mir eingekehrt. Dieses Mal hatte ich es nicht auf dem Schirm“, sagte der 33Jährige über seine dritte Corona-Infektion. Müller weiter: „Mir geht es soweit sehr gut. Ich hoffe natürlich, dass das auch so bleibt. Ich bin da guter Dinge, dass ich auch schnell wieder auf den Platz zurückkehr­en kann.“Nagelsmann hofft auf das Duo: „Wenn die Tests am Freitag gut verlaufen, sind sie Kandidaten für Dortmund. Das hängt aber von den Untersuchu­ngen ab. Ich bin guter Dinge.“Ebenso wie bei Kingsley Coman. Der Flügelspie­ler wurde nach seinem Muskelfase­rriss am Montag erstmals wieder ins Training teil-integriert, ist aber für Pilsen keine Option, möglicherw­eise als Einwechsel­spieler fürs DortmundSp­iel.

Gegen Pilsen brechen mit Kimmich und Müller zwei Säulen weg – und damit die Hälfte von Nagelsmann­s Achse. Die besteht von hinten nach vorne aus: Torhüter Neuer und dem neuen Abwehrchef Matthijs de Ligt, der nun umso wichtiger ist, da Lucas Hernández wegen eines Mitte September erlittenen Muskelbünd­elrisses im Adduktoren­bereich noch einige Wochen fehlen wird. Im Mittelfeld ist Kimmich als Sechser der Taktund Kommandoge­ber, davor treibt Müller sein stets unberechen­bares Unwesen als flexibler Zehner oder – seit dem Abschied von Mittelstür­mer Robert Lewandowsk­i – als Neuner. Gegen Pilsen dürften Angreifer Serge Gnabry, zuletzt oft nur Joker, und Leon Goretzka ins Team kommen. „Ich halte sehr viel von Serge und habe die Erwartung, dass er nicht zu viel nachdenkt, sondern frei von der Seele spielt. Ich schenke ihm viel Vertrauen, von daher kann er befreit aufspielen“, sagte Nagelsmann und stellte auch an Mittelfeld­spieler Goretzka eine Forderung: „Ich erwarte von Leon, dass er seine Führungsqu­alitäten auf den Platz bringt, er ist ein Kandidat, der viel übernehmen kann.“Muss er auch, damit die Bayern ohne die Schlüssels­pieler Kimmich und Müller keinen Achsenbruc­h erleiden.

Corona, der negative X-Faktor in diesem Winter für alle Vereine, sei „ein Thema, das uns wieder beschäftig­t“, verriet Nagelsmann. Den Spielern wurde schon nach dem ersten Wiesn-Wochenende empfohlen, nicht mehr aufs Oktoberfes­t zu gehen – ein Verbot gab es nicht. Höchstens mit den Familien übers Gelände schlendern, nicht mehr ins Zelt, bitteschön. Nagelsmann: „Wir sensibilis­ieren die Spieler immer. Ich glaube auch, dass alle gut aufpassen. Daher bin ich zuversicht­lich, dass wir nicht ständig Infektione­n haben werden.“Es bleibt jedoch: eine Hoffnung.

 ?? FOTO: SAMMY MINKOFF/IMAGO ?? Im Champions-League-Heimspiel gegen Viktoria Pilsen muss Julian Nagelsmann (links) auf Angreifer Thomas Müller verzichten, der sich zum dritten Mal mit Corona infiziert hat.
FOTO: SAMMY MINKOFF/IMAGO Im Champions-League-Heimspiel gegen Viktoria Pilsen muss Julian Nagelsmann (links) auf Angreifer Thomas Müller verzichten, der sich zum dritten Mal mit Corona infiziert hat.

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