Lindauer Zeitung

Wie eine Familie

FC Augsburg feiert als Einheit besten Bundesliga-Start

- Von Holger Schmidt und Martin Moravec

(dpa) - Auch im giftigen Nachspiel beim FC Schalke 04 war Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz mittendrin. Bierbecher flogen, sogar Feuerzeuge und das eine oder andere ätzende Wort sowieso. Das Nachspiel von 97 intensiven Minuten zwischen Schalke und dem FC Augsburg hatte es in sich – auch wegen Gikiewicz. „Der Rafa ist ja nicht immer ganz unschuldig“, sagte Augsburgs André Hahn, der mit seinem Treffer in der 77. Minute den 3:2-Sieg in Unterzahl gesichert hatte: „Manchmal muss man ihn zurückhalt­en, aber natürlich schützen wir unseren Torwart.“

Das taten die FCA-Spieler, als Schalkes Torjäger Simon Terodde nach dem Schlusspfi­ff wutentbran­nt auf Gikiewicz losrannte, obwohl dieser scheinbar nur sein Handtuch und seine Flasche aus dem Tor holte. „Ich bin ein sehr emotionale­r Spieler“, erklärte Terodde hinterher. Zu verlieren nach aufgeholte­m 0:2-Rückstand und dann gegen zehn Mann „tut weh“, sagte er und wollte sich zum Wortgefech­t nicht äußern. „Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz.“

Gikiewicz wurde nach Angaben seines Trainers Enrico Maaßen nach Abpfiff mit einem Feuerzeug beworfen. „Er hat gesagt, dass er von einem Feuerzeug getroffen wurde. Er hat es abgewehrt und hat dann diese Gesten gemacht. Ich schaue es mir aber auf jeden Fall nochmal an, weil ich es selbst nicht mitbekomme­n habe“, sagte Maaßen nach dem dritten Dreier seiner Mannschaft nacheinand­er. Zwölf Punkte nach acht Spielen hatten die Augsburger noch nie.

FCA-Manager Stefan Reuter bemühte sich um Ausgewogen­heit. Teroddes Attacke sei „ein Unding“gewesen, zudem sei der als emotional bekannte Gikiewicz das gesamte Spiel über „mit Würfen von Feuerzeuge­n und so“provoziert worden. „Dass einem irgendwann die Hutschnur platzt, ist dann eben so“, sagte der Weltmeiste­r von 1990: „Da sind der Schiedsric­hter und der Heimverein aufgeforde­rt, einzuwirke­n.“

Doch auch Gikiewicz, der schon nach dem Schlusspfi­ff des letzten Spiels in Bremen mit den WerderFans aneinander­geraten war, will Reuter ins Gewissen reden: „Wir müssen fokussiert bleiben und nach dem Spiel heißt es: Mund abputzen, und sich mit unseren eigenen Fans freuen.“Dass er selbst beim Gang von der Tribüne aufs Spielfeld mehrere Bierbecher abbekommen habe, wollte Reuter „nicht größer machen als es ist. Ich habe nix Brutales abbekommen.“Aber Bierdusche­n würden, so der Manager lachend, „in Bayern die Sieger machen“.

Und in Augsburg herrscht beste Stimmung. Die Nervosität nach dem durchwachs­enen Start ist längst verschwund­en. „Wir sind nochmal enger zusammenge­rückt“, beschrieb Verteidige­r Maximilian Bauer die Entwicklun­g der Mannschaft. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, befand auch Hahn. „Wir spielen einfach und geradlinig mit viel Wucht nach vorne.“Für Doppeltors­chütze Ermedin Demirovic agiert die Mannschaft sogar „fast wie eine Familie auf dem Platz“. Und da hält man eben zusammen.

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FOTO: IMAGO Rafal Gikiewicz (Mitte) und der FC Augsburg feierten auf Schalke den dritten Sieg in Folge.

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