Grünes Licht für die Bergung der „Säntis“
Schweizer Behörden erlauben Verein das Anheben des Dampfschiffwracks vom Grund des Bodensees
ROMANSHORN - Der Schiffsbergeverein Romanshorn darf das Wrack des Dampfschiffs „Säntis“aus dem Bodensee bergen. Die Schweizer Behörden haben dem Verein die entsprechende Bewilligung erteilt, wie der Verein mitteilte.
Der Bergungsplan erfülle alle Anforderungen, so Vereinspräsident Silvan Paganini, im Hauptberuf Technischer Betriebsleiter der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt. Insbesondere gelte das für alle Bedenken, die das Umweltamt vorgebracht habe. „Aus diesem Grund wurde im Konzessionsantrag nachgewiesen, dass der Seegrund um das Wrack frei von Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen ist“, so Paganini. „Darüber hinaus wurden die vier Treibstofftanks des Wracks eingehend untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Entlüftungsleitungen der vier Tanks vollständig geöffnet sind, wodurch die Tanks mit Wasser gefüllt sind und ständiger Austausch mit dem Seewasser stattfindet.“
Bereits im Vorfeld sei klar gewesen, dass vor der Versenkung alles Wertvolle entfernt wurde, sodass angenommen werden könne, dass die Tanks bei der Versenkung bereits komplett leer waren. Jedes Motorboot auf dem
Bodensee hat wahrscheinlich ein größeres Umweltgefährdungspotenzial als das Wrack des Dampfschiffs ,Säntis’“, so Paganini.
Zuletzt war von einer möglichen Bergung im März und April die Rede. Die Vorbereitungen würden nun auf Hochtouren laufen, teilte Paganini mit. Das Wrack soll mit zwölf Hebesäcken und einer Bergeplattform aus 210 Metern Tiefe zunächst angehoben und in etwa zwölf Metern Tiefe näher am Ufer gelagert werden. Dort soll es anschließend vollständig geborgen werden.
Nach Darstellung des Vereins war es unklar, ob man überhaupt einen Antrag auf Bergung habe stellen müssen. Da der Grenzverlauf auf dem Bodensee nicht geregelt sei, befinde sich das Gebiet beim Wrack in einem rechtlichen Graubereich. Es könne als „staatsfreies Gebiet“betrachtet werden. Dennoch habe der Verein zur Sicherheit den Antrag gestellt, der nun genehmigt wurde.
Unklar ist bislang, was mit dem Wrack geschehen soll, wenn es denn erfolgreich geborgen wird. Auf jeden Fall soll es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In der Vergangenheit war unter anderem davon die Rede, es am Bodenseeufer in einen Spielplatz zu integrieren. Man habe noch keine Zusage und sei offen, hatte Paganini Anfang des Jahres gesagt.
Die „Säntis“war 1933 absichtlich vom damaligen Eigentümer, den Schweizerischen Bundesbahnen, im Bodensee versenkt worden, um es zu entsorgen. Zwei Jahre zuvor waren bei einer Inspektion des Dampfkessels Mängel festgestellt worden. Das Schiff wurde noch zwei Jahre weiter genutzt, bis 1933 als Ersatz die MS Zürich bereit stand.
Daraufhin wurden von der „Säntis“Fenster und Inventar, aber auch wertvolle Materialien wie Messing und Kupfer entfernt, das Schiff anschließend am 2. Mai 1933 in die Mitte des Sees geschleppt. „An Bord wird eine Rauchpetarde im Kamin gezündet und das Seeventil im Rumpf des Schiffes wird geöffnet“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Das Dampfschiff versank innerhalb von viereinhalb Minuten.
Die „Säntis“nun wieder an die Wasseroberfläche zu befördern, wird deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.