Feuerhexen übernehmen die Macht in Wasserburg
Die Gegenwehr beim Rathaussturm fällt harmlos aus – und auch Esel „Fritzle“hat wenig zu meckern
WASSERBURG - Die Feuerhexen haben die Macht in Wasserburg übernommen. Die Gegenwehr fiel recht harmlos aus. Doch das dürfte sich ab dem kommenden Jahr wieder ändern.
Irgendwie fehlte die Übung. Das war schnell offensichtlich. Denn Gegenwehr bekamen die Wasserburger Feuerhexen kaum zu spüren. Bereits als sie die rund sechs Meter lange Holzleiter an die Fassade des Wasserburger Rathauses lehnten, war unter den sieben anwesenden Gemeinderäten und Bürgermeister Harald Voigt Ratlosigkeit angesagt.
„Wir sollten jetzt irgendwie kämpfen“, lautete ein hilfloser Ausruf. Aber gegen die Hexen war Widerstand zwecklos. Mit dem Lied „Greift die Hütte an“eroberten die rund 25 Hexen das Rathaus im Sturm – und beendeten damit eine jahrelange Zwangspause. Denn erstmals wurde nun der Sitzungssaal im ersten Stock wieder erstürmt. Vermutlich fehlte deshalb Voigt und den Gemeinderäten bei der Abwehr der feindlichen Übernahme die Übung.
So übernahmen die Feuerhexen wieder einmal die Macht in Wasserburg. Die Vorsitzende Sabrina Stadler nahm umgehend den goldenen Schlüssel von dem als Wasserburger Bär verkleideten Bürgermeister an sich. „Wir haben uns diesmal für eine freie Kleiderwahl entschieden“, erzählte Voigt im Vorfeld. Er selbst wählte das Wappentier.
Gemeinderat Michael Lohrmann kam als Pirat, Beate Meßmer als Engel, Stefan Hanser und Stephan Demmerer verkleideten sich als Bauarbeiter, Ursula Schelten als Fitnesssportlerin sowie Christian Diepold und Thomas Baumgartner als Hippie.
An der Arbeit der Verwaltung sowie der Gemeinderäte hatten die Hexen jedoch recht wenig zu meckern – oder besser Ehrengast Fritzle. Der Esel hatte die Arbeit der Gemeinde ein Jahr lang aufmerksam beobachtet und bewertete die Ergebnisse. Er lobte, dass nach der turbulenten Zeit unter Voigts Vorgänger nun endlich wieder Ruhe in der Gemeinde eingekehrt sei.
„Er lässt seinen Reden Taten folgen“, ergänzte Stadler mit Blick auf die Halbinselsanierung. Glück hätte die Gemeinde auch mit ihrer Metzgerei in der Ortsmitte, bei der auf den letzten Drücker doch noch ein Nachfolger gefunden wurde. Auch bei der Suche nach einem passenden Standort für den Funkmasten sei „alles glimpf lich abgelaufen“.
Das anschließende Kräftemessen zwischen Gemeinde und Hexen entschieden die Rathauserstürmer knapp mit 4:3 nach Verlängerung für sich. Für die insgesamt acht Aufgaben durften die Kontrahenten beide Daumen nicht verwenden. Diese wurden an der Hand festgebunden. Bürgermeister Voigt war der geschickteste beim Stapeln einer Pyramide aus sechs Bechern. Seine Gemeinderäte waren sowohl bei den Montagsmalern
als auch beim Schließen eines Reißverschlusses geschickt und schnell. Eine 3:0-Führung: Somit sah alles nach einem klaren Sieg der Verwaltung aus.
Doch dann drehten die Hexen auf. Papierf lieger falten, Schuhe zubinden und Figur aus Knet formen – die Punkte gingen jeweils an die Gäste. Weil das siebte Spiel Remis endete, musste in der Verlängerung die Entscheidung fallen. Und auch da waren die Hexen am Ende schneller: Eine gemalte Pizza mit Peperoni errieten sie unter großem Jubel vor den Gemeinderäten.
Wobei es die Feuerhexen dann doch als klaren Sieg für sich bewerteten: „Für die Zeitung ging das Spiel aber 7:0 aus“, scherzte eine Hexe. Nun gut – Sieg ist Sieg. Und so wünschten sich die Feuerhexen für das kommende Jahr wieder in den regulären Zyklus mit den Spielen einzusteigen.
„Bislang war es so: ein Jahr Hexen, ein Jahr Gemeinde“, sagte Stadler. Voigt willigte sofort ein und hat nun ein Jahr Zeit, qualifizierte Spiele vorzubereiten. Ein erster Gedanke, eine Partie mit den Finanzen der Gemeinde, verwarf er jedoch umgehend wieder. „Wir sollten: Findet die doppelte Buchung spielen“, scherzte er zuvor.
Mit Schnupftabak, Bier und Musik ging die Rathauserstürmung weiter. Und spätestens dann wurde klar: Die Gemeinde ist wieder in der Übung. Vermutlich wird die Eroberung für die Hexen im kommenden Jahr dann etwas schwerer.