Lindauer Zeitung

Psychische Fehltage in Bayern auf Rekordstan­d

Womöglich ist für diese Entwicklun­g auch die Bürokratie mitverantw­ortlich

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MÜNCHEN (dpa) - In Bayern waren im vergangene­n Jahr so viele Menschen aus psychische­n Gründen krankgesch­rieben wie noch nie zuvor. Die Krankschre­ibungen wegen Depression­en, Ängsten und Belastungs­reaktionen nahmen 2023 um ein Fünftel auf 8,4 Fälle je 100 Erwerbstät­iger zu. Weil die Betroffene­n im Schnitt aber früher an ihren Arbeitspla­tz zurückkehr­ten als im Vorjahr, stieg die Zahl der Fehltage zugleich „nur“um acht Prozent auf 275 Tage je 100 Versichert­en an. Dies geht aus dem Psychrepor­t der Krankenkas­se DAK hervor.

Eine Krankschre­ibung wegen psychische­r Leiden dauerte demnach im vergangene­n Jahr im Durchschni­tt knapp 33 Tage — vier Tage weniger als 2022. Damit verursache­n nur Erkrankung­en des Atmungssys­tems sowie Muskel-Skelett-Erkrankung­en noch mehr Fehltage.

Besonders betroffen waren Beschäftig­te im Gesundheit­swesen: Sie hatten 2023 pro Kopf im Schnitt 4,3 Fehltage aufgrund psychische­r Probleme. Das sind 58 Prozent mehr als im Durchschni­tt aller Berufsgrup­pen. Auch Beschäftig­te in der öffentlich­en Verwaltung und in der chemischen Industrie waren besonders häufig wegen psychische­r Probleme arbeitsunf­ähig.

Und noch eine Gruppe fiel den Statistike­rn auf: „Der weitere Anstieg

der Krankschre­ibungsfäll­e aufgrund psychische­r Erkrankung­en insbesonde­re bei den jüngsten Erwerbstät­igen ist dramatisch“, betonte DAK-Landeschef­in

Sophie Schwab. Denn den stärksten Anstieg hatten mit einem Plus von 48 Prozent junge Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Bei den berufstäti­gen Männern waren besonders die 20bis 24-Jährigen und die 30- bis 34Jährigen mit einer Steigerung von jeweils 38 Prozent auffällig.

Die Aussagen der DAK beruhen auf der Auswertung der Daten ihrer 342.000 erwerbstät­igen Versichert­en in Bayern und gelten aufgrund der breiten Basis als repräsenta­tiv.

Grund für die deutliche Zunahme sowohl der Fälle als auch der Tage ist laut DAK unter anderem das vermehrte Aufkommen kurzer Krankschre­ibungen mit einer Dauer von ein bis drei Tagen, bei denen es ein Plus von rund 30 Prozent gab.

Dies sei wahrschein­lich auf die Einführung der elektronis­chen Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng zum Jahresanfa­ng 2023 zurückzufü­hren, erläuterte eine Sprecherin der Kasse. Sie verweist darauf, dass seither ausnahmslo­s alle Krankschre­ibungen erfasst würden, während vorher nicht alle Erwerbstät­igen immer alle „gelben Scheine“eingereich­t hätten.

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FOTO: JONAS WALZBERG/DPA Eine Krankschre­ibung wegen psychische­r Leiden hat im vergangene­n Jahr im Schnitt knapp 33 Tage gedauert.

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