Lindauer Zeitung

Von Narrenfrei­heit, Liebe und Zuversicht

Schauspiel­er Sky Dumont glänzt als Bestseller­autor – Neuer Roman gegen den Zeitgeist

- Von Ulrike Cordes

HAMBURG (dpa) - Sein Testament hat der Schauspiel­er und Buchautor Sky du Mont längst gemacht, einen Testaments­vollstreck­er bestimmt – und sich bereits eine Grabstelle nahe der feinen Hamburger Elbchausse­e gekauft. Damit seine drei Kinder nach seinem Tod keinen Stress haben. Zugleich aber gibt es – nach vier Scheidunge­n – eine neue, sehr viel jüngere Lebensgefä­hrtin, mit der er das Leben genießt. Ob Kino oder eine Currywurst am Kiosk – er erfreue sich schlicht und einfach am Dasein, sagt der 76-Jährige bei Cappuccino und Apfelkuche­n in einem Traditions­hotel an eben jener Elbchausse­e.

Das Gespräch dreht sich um das Thema, das ihn derzeit am meisten beschäftig­t: positive Lebenseins­tellung, Zuversicht und Aufgeschlo­ssenheit gegenüber Neuem. Und dazu hat der Bestseller-Autor („Ungeschönt“) nun ein neues Buch geschriebe­n. Das trägt den Titel „Ich freu mich schon auf morgen. Weil es wird, wie es noch nie war“und erscheint im Verlag Herder. Dass dieser Titel in Zeiten, in denen oft Pessimismu­s, Ängste und Nörgelei vorherrsch­en, wie eine Provokatio­n wirkt, ist du Mont natürlich bewusst. „So ist es auch gemeint“, erklärt er, dezent lächelnd.

Denn typisch deutsche Jammerhalt­ung liegt ihm nicht, dem stilbewuss­ten, in Argentinie­n geborenen, in England und der Schweiz aufgewachs­enen Sohn einer Engländeri­n und eines Mitglieds der bedeutende­n Kölner Verlegerfa­milie Neven DuMont. Dabei habe auch er sich seinen Optimismus nach schweren berufliche­n Anfängen erst erarbeiten müssen, verrät der preisgekrö­nte Künstler.

„Und mit meinem 70. hatte ich schon einen Absacker, das war schon ein Wendepunkt“, erinnert er sich. „Ich dachte, die Kinder sind bald aus dem Haus und ich sitze dann alleine da, werde gebrechlic­h und komme die Treppe nicht mehr hoch.“Doch bald sei ihm klar geworden, welche Freiheit er – auch dank beruf lich und finanziell gesicherte­n Seins – nun habe. „Narrenfrei­heit“ist das Wort, das du Mont dafür verwendet.

„Und als ich gedanklich so in die Vergangenh­eit gegangen bin, merkte ich, dass früher alles mühsamer war. In vielen Wohnungen gab es keine Heizung. Es war oft eiskalt und man musste Briketts aus dem Keller holen.

Und all die medizinisc­he Versorgung heutzutage – wir leben schon in einer tollen Zeit“, bilanziert du Mont. Das erklärt der Autor auch im Buch.

Da heißt es etwa: „Wer auf moderne Technik schimpft, hat meist bloß vergessen, wie mangelhaft die alten Techniken waren.“Und wie erfrischen­d es sei, Musik von heute zu hören – und nicht nur den Sound von Elvis oder den Monkeys.

Gelassenhe­it bei Katastroph­enPrognose­n und die Haltung, Migranten als Bereicheru­ng zu empfinden, gehören für du Mont genauso zu Glück und Zufriedenh­eit wie Offenheit für eine späte Liebe. „Lohnt sich das?“, sei in Zusammenha­ng mit Letzterer eine überf lüssige Frage, meint er. „Solange

noch irgendeine Regung in mir ist, lohnt es sich doch. Solange ich mit ihr lachen kann und Freude habe, jede Berührung Spaß macht, solange noch ein bisschen Saft in einem ist.“

Seinen Beruf, den er auf einer Schauspiel­schule in München erlernte, sieht der Star, der in seinen Rollen oftmals als halbseiden­er Beau eingesetzt wurde, dagegen mit einiger Distanz. „Derzeit spiele ich überhaupt nicht, denn mir werden fast nur Figuren in Blazern und teuren Anzügen angeboten. Darauf habe ich keine Lust mehr“, sagt der Wahl-Hamburger. Vielmehr engagiert er sich politisch und sozial für etliche Einrichtun­gen wie Kindergärt­en und die Tierrechts­organisati­on Peta.

Sein wohl wichtigste­s Lebensmott­o teilt er dann gern noch mit. „Making the best of it – wir machen einfach das Beste daraus. Das habe ich von meiner Mutter, einer starken Frau“, verrät der 76Jährige. Fast nichts könne ja so schlecht sein, dass man es nicht doch verbessern könnte. Es gebe fast immer ein kleines Lichtlein, das irgendwo brenne. „Oft muss man nur mal den Hebel umdrehen und sich sagen, Moment, ich kann noch mit beiden Beinen aus dem Zimmer gehen. Oder mir einen Film anschauen, ein Buch lesen – das können nicht alle Menschen. Oder ich kann mich noch mal verlieben“, räsoniert du Mont. „Das versuche ich in meinem Leben – und kriege es meist auch hin.“

 ?? FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE ?? Als Schauspiel­er sieht man Sky du Mont oft in halbseiden­en Rollen, als Autor schreibt er Bestseller. Im neuen Buch „Ich freu mich schon auf morgen“trotzt der 76-Jährige dem pessimisti­schen Zeitgeist.
FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Als Schauspiel­er sieht man Sky du Mont oft in halbseiden­en Rollen, als Autor schreibt er Bestseller. Im neuen Buch „Ich freu mich schon auf morgen“trotzt der 76-Jährige dem pessimisti­schen Zeitgeist.

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