Allgäuer verliert 250.000 Euro an Krypto-Mafia
Kriminelle im Internet werden immer professioneller – Aktuell warnt die Polizei vor einer tückischen Masche
ALLGÄU - Betrüger im Internet greifen zu immer ausgefeilteren Methoden. Es beginnt mit einem scheinbar harmlosen Flirt im Internet – und endet meist in einem finanziellen Desaster. Die Polizei warnt vor perfiden Methoden der Krypto-Mafia aus Südostasien, die auch im Allgäu fette Beute macht. Zu den Opfern zählt ein 47-jähriger Oberallgäuer. Er verlor vor Kurzem 250.000 Euro an die Kriminellen. Die Methode, auf die er hereinfiel, nennen Kripo-Ermittler „Pig butchering scam.“Auf Deutsch: Schweineschlachtbetrug. Geschlachtet wird im übertragenen Sinne das Sparschwein. Und das geht so: Über Social-Media-Kanäle oder Flirt-Portale erhalten die meist männlichen Geschädigten eine Kontaktanfrage einer attraktiven Dame, die sie zunächst in einen Chat verwickelt. Dabei geht es zum Beispiel um eine harmlose Frage wie: „Oh, das Profilbild von Dir und dem Berg ist toll. Wo liegt der genau?“
Antwortet der Angeschriebene, dreht es sich schon bald um mögliche Treffen oder Freizeitaktivitäten. Innerhalb von wenigen Tagen steuert die Chat-Kommunikation dann gezielt auf das „LieblingsHobby“des Lockvogels zu: Geldanlagen in der Kryptowährung. Den Opfern werden schwindelerregende Renditen versprochen. Und viele fallen darauf herein: „Sie haben
Vertrauen zu den Damen gewonnen, wollen sich keine Blöße geben – und verlieren Summen von mehreren Zehntausend Euro“, sagt Horst Böhm, Leiter des Kommissariats für Wirtschafts- und Vermögensdelikte der Kripo Kempten. Es sei die Aussicht auf Liebe, Luxus und hohe Renditen, die sie schwach werden lässt. Die Lockvögel bieten sich oder einen angeblichen Fachmann als Helfer in den Einstieg der Kryptowährung Tether (USDT) an. Sie helfen dabei, für Geld digitale Münzen zu erstehen. Danach wird den Opfern geraten, die Coins auf eine virtuelle Geldbörse zu transferieren – und zwar mittels einer App. Und genau die ist eine Fälschung. Sie gaukelt den Geschädigten vor, dass sie hohe Renditen erwirtschaften. „Das führt dazu, dass sie weiteres Geld investieren“, sagt Kripo-Sachbearbeiter Daniel Kramer. „In Wahrheit jedoch verschwinden die Coins – und damit das ganze Geld – auf den Konten der Betrüger.“
Es sei nahezu unmöglich, später wieder an die Beträge im Ausland heranzukommen. „Da sind hochprofessionelle Banden am Werk“, sagen Böhm und Kramer unisono. „Die gefakten Apps oder Seiten wirken auf den ersten Blick seriös; die Anwerberinnen gebildet, sie schreiben fehlerlos Deutsch.“Jeder könne darauf hereinfallen. Beliebte Zielgruppe der Betrüger seien Männer im Alter von 30 bis 40 Jahren. Die Geschädigten transferieren in der Hoffnung auf Rendite über Wochen oder Monate neues Geld. Doch das sehen sie nie wieder.