Gnadenlose Stuttgarterinnen
Tabellenführer der Frauenfußball-Oberliga zerlegt den TSV Tettnang mit 9:1
TETTNANG - Kapitänin Alica Reiner spielt Anja Stiefenhofer am Fünfer frei. Die Stürmerin des TSV Tettnang scheitert jedoch an Besarta Leci, der Keeperin des VfB Stuttgart. Das war in der 30. Minute und es wäre das 2:3 gewesen, nur eine Minute vorher gelang Stiefenhofer nach einem Freistoß per Kopf das 1:3 (29.). „Da waren sie da im Spiel, da hätte das Spiel durchaus kippen oder schwierig werden können“, meinte Stuttgarts Trainer und Ex-Profi Heiko Gerber. Aber Leci vereitelte die Großchance und der VfB überstand die schwache Viertelstunde vor der Pause ohne Gegentor. Das ermöglichte dem Tabellenführer der Frauenfußball-Oberliga im ifm-Riedstadion eine leichte Auswärtspartie. Am Ende siegten die Stuttgarterinnen mit 9:1 (3:1).
Der hohe Sieg bahnte sich am Sonntag schon in der Anfangsphase an. Stuttgart erwischte einen starken Start. Schnell ließ sich die TSV-Defensive überraschen, Ex-Bundesligaspielerin Anja Selenksy stand frei vor Tettnangs 17-jähriger Torhüterin Lisa Mägerle und schob den Ball f lach ins linke Eck (4.). Leonie Kopp verwertete eine punktgenaue Flanke von Gillian Castor (18.), die ehemalige deutsche Nationalspielerin Mandy Islacker umkurvte Mägerle nach einem Steckpass von Jana Spengler und erhöhte auf 3:0 (22.). Es lief also schon früh auf eine Packung hinaus. Plötzlich aber durfte Tettnang nach Stiefenhofers Tor (29.) auf ein Comeback hoffen. „Kompliment an Tettnang, wie sie in diesen 20 Minuten nach dem 3:0 Druck gemacht haben und uns in Zweikämpfe verwickelt haben“, meinte Gerber. „Mir hat auch gefallen, dass sie versucht haben, mitzuspielen. Dass sie nicht nur die Mannschaft sind, die sich hinten reinstellt und die Bälle raushaut.“
Zur Halbzeit lebte auch noch die Hoffnung bei den Gastgeberinnen. „Ich habe in der Kabine gesagt, es könnte interessant werden, wenn wir den Anschluss machen“, sagte TSV-Trainer Leandro Simonelli. Der Plan war allerdings nach nur vier Minuten dahin: Islacker setzte einen Kopfball ins lange Eck zum 4:1 (49.). „Danach hat meine Mannschaft dann auch gezeigt, welche Qualität sie nach vorne hat und wie wir Druck entwickeln können“, freute sich Gerber. Die Stuttgarterinnen präsentierten sich nun gnadenlos und verwandelten fast jede Chance, die sich ihnen bot. Tettnangs Gegenwehr war zum Schluss allerdings auch fast nicht mehr vorhanden. „Wir haben viele von den Toren selbst geschossen“, haderte Simonelli. Spengler (59.), Svea Fleischmann (63.), Selensky (68.), Laureta Temaj (73.) und Sophie Gairing (87.) stellten auf 9:1. Gairings Tor passte ins Bild: Die 27Jährige schlenzte den Ball aus rund 25 Metern sehenswert in den Winkel – ein wunderschönes Tor. Erst in den letzten zehn Minuten des Spiels konnte sich Mägerle auch mal auszeichnen.
Für den VfB war es der 13. Saisonsieg im 14. Spiel. Der Spitzenreiter möchte unbedingt aufsteigen. „Da sind wir ehrlich: Wir wollen relativ schnell nach oben, damit wir schneller Richtung dritte Liga und 2. Bundesliga gehen können. Das ist einfach unser Anspruch mit der Mannschaft, die wir haben“, so Gerber. Stuttgart wiegt sich aber noch nicht in Sicherheit, da der SC Sand II nur zwei Zähler weniger auf dem Konto hat. „Sand hat auch eine sehr gute Mannschaft und ist sehr stabil. Wir wissen, dass wir uns nichts leisten können und keine Fehler machen dürfen“, betonte der VfB-Trainer. Nach der Osterpause empfängt Stuttgart den SV Gottenheim (Sonntag, 7. April, 15 Uhr).
Tettnang hat dann die nächste Aufgabe gegen ein Topteam der Oberliga zu bewältigen. Auswärts beim VfL Herrenberg nimmt sich der Tabellenachte vor, die Partie offener als am Sonntag zu gestalten. „Plan A ist es, die Liga zu halten“, machte Simonelli klar. Momentan beträgt der Vorsprung der Montfortstädterinnen auf die Abstiegszone fünf Zähler.
Simonelli glaubte nach drei Siegen in Serie gegen Stuttgart durchaus an einen anderen Ausgang. „Logisch habe ich mehr erwartet“, sagte Tettnangs Trainer. „Wir haben gesehen, dass der Unterschied – Stand jetzt – sehr groß ist.“Er möchte sich dadurch aber nicht entmutigen lassen und weiter einen aktiven Fußballstil einfordern. „Wir sind nicht die Typen, die hinten alles betonieren und da nehme ich als Trainer auch mal in Kauf, dass es schiefgehen kann“, sagte Simonelli. Er ist auch guter Dinge, dass seine Spielerinnen das Heimdebakel gegen den VfB schnell abschütteln können. Simonelli: „Das sind intelligente Mädels, sie wissen, wo es gehapert hat. Das sind Persönlichkeiten, die damit umgehen können. Auch im Leben gibt es schwierige Momente und Phasen. Da mache ich mir keine Sorgen und Gedanken.“
Frauen-Oberliga, 14. Spieltag: TSV Tettnang – VfB Stuttgart 1:9 (1:3). – Tore: 0:1 Anja Selensky (4.), 0:2 Leonie Kopp (18.), 0:3 Mandy Islacker (22.), 1:3 Anja Stiefenhofer (29.), 1:4 Mandy Islacker (49.), 1:5 Jana Spengler (59.), 1:6 Svea Fleischmann (63.), 1:7 Anja Selensky (68.), 1:8 Laureta Temaj (73.), 1:9 Sophie Gairing (87.) – Schiedsrichter: Mario Doser – TSV: Mägerle, Kottmann, Reiner, Kiesel (63. Caesar), Serafini, Köger (81. Marschall), Birkle (81. Siber), Erdle, Trautwein (63. Ebinger), Netzer, Stiefenhofer (49. Kunz).