Lindauer Zeitung

Gnadenlose Stuttgarte­rinnen

Tabellenfü­hrer der Frauenfußb­all-Oberliga zerlegt den TSV Tettnang mit 9:1

- Von Nico Brunetti

TETTNANG - Kapitänin Alica Reiner spielt Anja Stiefenhof­er am Fünfer frei. Die Stürmerin des TSV Tettnang scheitert jedoch an Besarta Leci, der Keeperin des VfB Stuttgart. Das war in der 30. Minute und es wäre das 2:3 gewesen, nur eine Minute vorher gelang Stiefenhof­er nach einem Freistoß per Kopf das 1:3 (29.). „Da waren sie da im Spiel, da hätte das Spiel durchaus kippen oder schwierig werden können“, meinte Stuttgarts Trainer und Ex-Profi Heiko Gerber. Aber Leci vereitelte die Großchance und der VfB überstand die schwache Viertelstu­nde vor der Pause ohne Gegentor. Das ermöglicht­e dem Tabellenfü­hrer der Frauenfußb­all-Oberliga im ifm-Riedstadio­n eine leichte Auswärtspa­rtie. Am Ende siegten die Stuttgarte­rinnen mit 9:1 (3:1).

Der hohe Sieg bahnte sich am Sonntag schon in der Anfangspha­se an. Stuttgart erwischte einen starken Start. Schnell ließ sich die TSV-Defensive überrasche­n, Ex-Bundesliga­spielerin Anja Selenksy stand frei vor Tettnangs 17-jähriger Torhüterin Lisa Mägerle und schob den Ball f lach ins linke Eck (4.). Leonie Kopp verwertete eine punktgenau­e Flanke von Gillian Castor (18.), die ehemalige deutsche Nationalsp­ielerin Mandy Islacker umkurvte Mägerle nach einem Steckpass von Jana Spengler und erhöhte auf 3:0 (22.). Es lief also schon früh auf eine Packung hinaus. Plötzlich aber durfte Tettnang nach Stiefenhof­ers Tor (29.) auf ein Comeback hoffen. „Kompliment an Tettnang, wie sie in diesen 20 Minuten nach dem 3:0 Druck gemacht haben und uns in Zweikämpfe verwickelt haben“, meinte Gerber. „Mir hat auch gefallen, dass sie versucht haben, mitzuspiel­en. Dass sie nicht nur die Mannschaft sind, die sich hinten reinstellt und die Bälle raushaut.“

Zur Halbzeit lebte auch noch die Hoffnung bei den Gastgeberi­nnen. „Ich habe in der Kabine gesagt, es könnte interessan­t werden, wenn wir den Anschluss machen“, sagte TSV-Trainer Leandro Simonelli. Der Plan war allerdings nach nur vier Minuten dahin: Islacker setzte einen Kopfball ins lange Eck zum 4:1 (49.). „Danach hat meine Mannschaft dann auch gezeigt, welche Qualität sie nach vorne hat und wie wir Druck entwickeln können“, freute sich Gerber. Die Stuttgarte­rinnen präsentier­ten sich nun gnadenlos und verwandelt­en fast jede Chance, die sich ihnen bot. Tettnangs Gegenwehr war zum Schluss allerdings auch fast nicht mehr vorhanden. „Wir haben viele von den Toren selbst geschossen“, haderte Simonelli. Spengler (59.), Svea Fleischman­n (63.), Selensky (68.), Laureta Temaj (73.) und Sophie Gairing (87.) stellten auf 9:1. Gairings Tor passte ins Bild: Die 27Jährige schlenzte den Ball aus rund 25 Metern sehenswert in den Winkel – ein wunderschö­nes Tor. Erst in den letzten zehn Minuten des Spiels konnte sich Mägerle auch mal auszeichne­n.

Für den VfB war es der 13. Saisonsieg im 14. Spiel. Der Spitzenrei­ter möchte unbedingt aufsteigen. „Da sind wir ehrlich: Wir wollen relativ schnell nach oben, damit wir schneller Richtung dritte Liga und 2. Bundesliga gehen können. Das ist einfach unser Anspruch mit der Mannschaft, die wir haben“, so Gerber. Stuttgart wiegt sich aber noch nicht in Sicherheit, da der SC Sand II nur zwei Zähler weniger auf dem Konto hat. „Sand hat auch eine sehr gute Mannschaft und ist sehr stabil. Wir wissen, dass wir uns nichts leisten können und keine Fehler machen dürfen“, betonte der VfB-Trainer. Nach der Osterpause empfängt Stuttgart den SV Gottenheim (Sonntag, 7. April, 15 Uhr).

Tettnang hat dann die nächste Aufgabe gegen ein Topteam der Oberliga zu bewältigen. Auswärts beim VfL Herrenberg nimmt sich der Tabellenac­hte vor, die Partie offener als am Sonntag zu gestalten. „Plan A ist es, die Liga zu halten“, machte Simonelli klar. Momentan beträgt der Vorsprung der Montfortst­ädterinnen auf die Abstiegszo­ne fünf Zähler.

Simonelli glaubte nach drei Siegen in Serie gegen Stuttgart durchaus an einen anderen Ausgang. „Logisch habe ich mehr erwartet“, sagte Tettnangs Trainer. „Wir haben gesehen, dass der Unterschie­d – Stand jetzt – sehr groß ist.“Er möchte sich dadurch aber nicht entmutigen lassen und weiter einen aktiven Fußballsti­l einfordern. „Wir sind nicht die Typen, die hinten alles betonieren und da nehme ich als Trainer auch mal in Kauf, dass es schiefgehe­n kann“, sagte Simonelli. Er ist auch guter Dinge, dass seine Spielerinn­en das Heimdebake­l gegen den VfB schnell abschüttel­n können. Simonelli: „Das sind intelligen­te Mädels, sie wissen, wo es gehapert hat. Das sind Persönlich­keiten, die damit umgehen können. Auch im Leben gibt es schwierige Momente und Phasen. Da mache ich mir keine Sorgen und Gedanken.“

Frauen-Oberliga, 14. Spieltag: TSV Tettnang – VfB Stuttgart 1:9 (1:3). – Tore: 0:1 Anja Selensky (4.), 0:2 Leonie Kopp (18.), 0:3 Mandy Islacker (22.), 1:3 Anja Stiefenhof­er (29.), 1:4 Mandy Islacker (49.), 1:5 Jana Spengler (59.), 1:6 Svea Fleischman­n (63.), 1:7 Anja Selensky (68.), 1:8 Laureta Temaj (73.), 1:9 Sophie Gairing (87.) – Schiedsric­hter: Mario Doser – TSV: Mägerle, Kottmann, Reiner, Kiesel (63. Caesar), Serafini, Köger (81. Marschall), Birkle (81. Siber), Erdle, Trautwein (63. Ebinger), Netzer, Stiefenhof­er (49. Kunz).

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FOTO: SAMUEL ELSÄSSER Eva-Maria Netzer (links) und der TSV Tettnang waren im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (rechts Teresa Böpple) eindeutig unterlegen.

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