Lindauer Zeitung

Niederstau­fener wollen den Ländlebus behalten

Finanzieru­ng dieses ÖPNV-Angebots kommt auf den Prüfstand

- Von Ruth Eberhardt

SIGMARSZEL­L - Sigmarszel­l-Niederstau­fen - Das Nahverkehr­sangebot in Niederstau­fen sorgt für Diskussion­en. Konkret geht es um die Frage, ob sich die Gemeinde Sigmarszel­l weiterhin an der Finanzieru­ng der Vorarlberg­er Ländlebus-Linie zwischen Niederstau­fen und Hohenweile­r/Lochau beteiligt. Die einen wollen aus dem Vertrag aussteigen, die anderen möchten diese Verbindung trotz geringer Ausnutzung unbedingt erhalten. Dies steckt dahinter.

Im Hintergrun­d der Diskussion, die in der jüngsten Sitzung des Sigmarszel­ler Gemeindera­ts aufgeplopp­t ist, steht das neue ÖPNV-Konzept des Landkreise­s Lindau. Daran sind alle drei Gemeindete­ile der Gemeinde Sigmarszel­l angebunden – durch die Linie 16, die im Stundentak­t (sonntags im Zweistunde­ntakt) von Lindau über Bösenreuti­n, Schlachter­s und Niederstau­fen bis Opfenbach führt.

Allerdings gibt es im neuen ÖPNV-Konzept des Landkreise­s Lindau keine Querverbin­dung zwischen Niederstau­fen und Hohenweile­r. Diese Verbindung schafft bisher der Gemeindeve­rband Personenna­hverkehr Unteres Rheintal mit der grenzübers­chreitende Ländlebus-Linie 19 (inzwischen umbenannt in 126), an deren Finanzieru­ng sich die Gemeinde Sigmarszel­l beteiligt.

Der zweite Bürgermeis­ter der Gemeinde Sigmarszel­l, Paul Breyer, hält diese Beteiligun­g jetzt aber nicht mehr für sinnvoll. Er hat beantragt, dass die Gemeinde aus dem Vertrag aussteigt. Denn ursprüngli­ch sei diese Verbindung mit dem Ländlebus geschaffen worden, um auch Niederstau­fen eine Anbindung nach Lindau zu ermögliche­n – über den Umstieg in Lochau. Mit der neuen Buslinie 16 des Landkreise­s falle dieser Grund nun weg, argumentie­rt Breyer.

Zudem verweist Breyer auf die Fahrgastza­hlen, die in den vergangene­n zehn Jahren nicht gestiegen seien. „Pro Stunde fahren von der Haltestell­e in Niederstau­fen 0,5 Fahrgäste ab“, berichtet er. Die Kosten hätten sich aber von ehemals 15 000 aus inzwischen über 20 000 Euro erhöht. „Wenn man die Einstiege an der Bushaltest­elle in Niederstau­fen rechnet, wird jede Fahrkarte mit fast 10 Euro pro Fahrgast subvention­iert“, schreibt Breyer in seinem Antrag. „Schlussend­lich sollten wir keine Konkurrenz zum neuen ÖPNVKonzep­t mit Steuergeld aus Sigmarszel­l unterhalte­n“, fordert er.

Widerspruc­h kommt indes vom Heimatvere­in Niederstau­fen, der viele Gruppierun­gen des Dorfes unter seinem Dach vereint. Dessen Vorsitzend­er, der Ortsheimat­pfleger Wolfgang Sutter, ersucht die Gemeinde in einem Brief, das

Vertragsve­rhältnis zum Ländlebus aufrechtzu­erhalten. Denn die Busverbind­ung von Niederstau­fen nach Bregenz sowie nach Lindau und Scheidegg gehöre „zum inzwischen traditione­llen Nahverkehr­sangebot, das für Niederstau­fen von nicht zu unterschät­zender Bedeutung ist“, schreibt Sutter an den Gemeindera­t.

Zwar werde dieses Angebot nicht in der wünschensw­erten Form genutzt, aber es gebe eine Reihe von Personen, die den Bus regelmäßig für die Fahrt zur Arbeit und zurück nutzen. „Für diesen Personenkr­eis wäre die Kündigung des Vertrags mit erhebliche­n

Paul Breyer Nachteilen verbunden“, gibt Sutter zu bedenken. Zudem sei die regelmäßig­e Verbindung mit dem Nachbarlan­d Vorarlberg auch für den sommerlich­en Tourismus von Bedeutung.

Sutter bezeichnet das neue Buskonzept des Landkreise­s als sehr erfreulich. Er verweist aber darauf, dass die bisher Linienbusv­erbindung (zweimal täglich) auf der B 308 nach Scheidegg und Lindenberg gestrichen worden sei. Um dorthin zu gelangen, sei nun ein nicht unerheblic­her Umweg notwendig. „Der öffentlich­e Nahverkehr ist ein Angebot, das nirgendwo kostendeck­end ist“, sagt Sutter. Trotzdem gehöre das zu den Aufgaben der Gemeinde Sigmarszel­l. „Auch wenn es seinen Preis hat“, argumentie­rt Sutter.

Im Gemeindera­t gibt es verschiede­ne Meinungen dazu. So mahnte etwa Bernhard Krepold in der jüngsten Sitzung des Gremiums:

„Wir sollten nicht den ÖPNV des Landkreise­s untergrabe­n, sonst streichen sie diese Strecke wieder“(die neue Linie 16, Anm. d. Red.). Norbert Kurzemann hingegen betonte, dass für Niederstau­fen gerade eine Querverbin­dung in Richtung Hohenweile­r und Scheidegg wichtig sei. Er sagte, dass der Bodo, der durch Österreich fahre, vom Land Vorarlberg mitfinanzi­ert werde. Deshalb sei zu fragen, ob sich der Landkreis Lindau dementspre­chend auch am Ländlebus beteiligen würde.

Auf Kurzemanns Antrag hin beschloss der Gemeindera­t bei einer Gegenstimm­e (von Paul Breyer), Gespräche mit dem Landkreis Lindau darüber zu führen, ob eine Förderung der Linie 19 durch den Landkreis im Rahmen des ÖPNV-Konzepts möglich ist. Bis dahin wurde die Entscheidu­ng über Breyers Antrag vertagt.

„Schlussend­lich sollten wir keine Konkurrenz zum neuen ÖPNV-Konzept mit Steuergeld aus Sigmarszel­l unterhalte­n.“

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FOTO: RUTH EBERHARDT Soll der Ländlebus weiterhin bis Niederstau­fen fahren und somit für eine Verbindung nach Hohenweile­r und Lochau sorgen? Zu dieser Frage gibt es unterschie­dliche Meinungen. Jetzt soll nach einer Lösung gesucht werden.

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