Landrat Elmar Stegmann kritisiert Anspruchshaltung
LANDKREIS LINDAU (pem) - Kritik an der weit verbreiteten Anspruchshaltung hat Landrat Elmar Stegmann in seiner Haushaltsrede geübt. „Die gesamte Gesellschaft hat sich daran gewöhnt, für jedes Problem und jeden Wunsch nach dem Staat zu rufen wie ein englischer Lord nach seinem Butler“, sagte Stegmann.
Die Rede von Stegmann vor dem Kreistag konnte in Teilen als allgemeine Gesellschaftskritik verstanden werden. Der Landrat ging unter anderem auf die weit verbreitete Unzufriedenheit und Empörung ein. Die Ursache bei der Ampel zu suchen, sei zu „einfach gedacht“.
Zu lange sei die Erkenntnis vernachlässigt worden, dass nur verteilt werden könne, was zuvor erwirtschaftet wurde. Die Gesellschaft habe sich daran gewöhnt bei jedem Problem nach dem Staat zu rufen. Besonders deutlich geworden sei die Anspruchshaltung bei der Coronapandemie.
Aber auch jetzt sei die Vorstellung, dass irgendjemand ein Problem selbst lösen müsse, „völlig aus der Welt“. In den Medien sei es fast ein geflügeltes Wort geworden, dass jemand mit diesem oder jenem Problem allein gelassen werde. „Als wäre der Bürger ein kleines Kind, das in einem Zimmer zurückgelassen wird und nun hilflos dasteht.“
Diese Anspruchshaltung habe Konsequenzen: Zum einen koste der ständige Ausbau an Versorgungsleistungen Geld, das dann für den Ausbau wichtiger Infrastruktur fehle. Zum anderen müsse das Rundum-Wohlfühl-Paket des Staates verwaltet werden. Das führe dazu, dass immer mehr Verwaltung aufgebaut werde. Schließlich sinke die Schwelle für den Einzelnen, selbst aktiv zu werden.
Überall dort, wo ein Unfall passieren, ein verdorbenes Ei gekauft oder eine persönliche Information leichtfertig preisgegeben werden könnte, springe der Staat zur Seite und exekutiere eine Fülle von Vorschriften. Das alles sei gut gemeint, glücklich oder zufrieden mache es den Menschen nicht. Der Grund laut Stegmann: „Wer in den Genuss nützlicher oder zumindest für ihn vorteilhafter Leistungen kommt, hält sie längst für selbstverständlich. Wehe, wenn sie wieder gestrichen oder gekürzt werden.“