Lindauer Zeitung

Das Corona-Tief ist überwunden

Liebherr-Aerospace Lindenberg übertrifft den Umsatz aus dem Jahr vor der Pandemie

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Liebherr Aerospace in Lindenberg befindet sich wieder auf Rekordkurs: Das Unternehme­n hat nach Angaben der Konzernzen­trale den Umsatz von Vor-Corona übertroffe­n. Und der mit Abstand größte Arbeitgebe­r im Landkreis Lindau baut seine Belegschaf­t weiter aus. Mittlerwei­le gehören dem Unternehme­n gut 3000 Menschen an, mit steigender Tendenz.

Liebherr-Aerospace ist einer der großen Systemlief­eranten der Luftfahrti­ndustrie. Das Unternehme­n ist an mehr als 100 Programmen von Flugzeug- und Hubschraub­erherstell­ern beteiligt. Die Lindenberg­er GmbH stellt Fahrwerke sowie Flugsteuer­ungsund Betätigung­ssysteme her. Sie sorgen mit dafür, dass Jets abheben, in der Luft bleiben und sicher landen können. Beteiligt ist das Unternehme­n auch am wachsenden Markt der Lufttaxis.

Mit der Corona-Pandemie musste das Unternehme­n wie die gesamte Branche einen starken Einbruch hinnehmen. Im Jahr 2019 hatte das Unternehme­n noch einen Umsatz von 760 Millionen Euro erzielt. Im Jahr darauf nur noch gut 537 Millionen. Die Branche hat sich vom CoronaScho­ck aber schneller erholt, als viele Fachleute erwartet hatten.

Das schlägt sich in der Bilanz der Lindenberg­er GmbH nieder. Sie hat den Umsatz im vergangene­n Jahr um 13 Prozent gesteigert. Eine absolute Zahl nennt die Konzernzen­trale zwar nicht. Das Unternehme­n habe aber das VorCorona-Niveau übertroffe­n.

Gleichzeit­ig hat das Unternehme­n seine Belegschaf­t erheblich ausgebaut. Die GmbH, zu der neben Lindenberg auch der Standort Friedrichs­hafen zählt, beschäftig­t mittlerwei­le gut 3000 Menschen. Das sind 300 mehr als noch vor einem Jahr. Gleichzeit­ig sucht Liebherr weiter Personal. Nach Unternehme­nsangaben sind 90 Stellen auf dem „KarrierePo­rtal“von Liebherr offen. Im Produktion­s- und Logistikbe­reich seien einige Stellen zu besetzten, daneben bestehe Bedarf im Einkauf und in der IT, so die Konzernzen­trale auf Anfrage. Mit einem weiteren Bedarf an Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn rechnet Liebherr-Aerospace im Lauf des

Jahres, wenn der Gebäudekom­plex in Lindenberg in Betrieb genommen wird, in dem das Kompetenzz­entrum für Beschichtu­ngen entsteht.

Der positive Trend soll anhalten. Das Unternehme­n stellt sich auf weiteres Wachstum ein. Laut

Geschäftsf­ührung nehmen die Lieferunge­n an bestehende Kunden „weiterhin zu“. Daneben liegt der Fokus der Lindenberg­er GmbH „auf der Entwicklun­g zukunftswe­isender Technologi­en für Flugzeuge und Hubschraub­er von morgen“. So arbeitet Liebherr seit Jahren am Thema Nachhaltig­keit in der Luftfahrtb­ranche. Jets und Hubschraub­er von morgen sollen weniger Sprit verbrauche­n, leiser sein und weniger Schadstoff­e ausstoßen – also effiziente­r und klimafreun­dlicher werden.

Dazu entwickelt Liebherr im Westallgäu beispielsw­eise innovative Stellantri­ebe, die in modernen Flügeln die Betätigung der Klappen übernehmen. Sie sind kleiner und haben eine hohe Leistungsd­ichte. Eine immer größere Rolle spielt laut Liebherr-Aerospace auch die Elektrifiz­ierung von Flugzeugen. So übernehmen elektrisch angetriebe­ne „Power Packs“die Versorgung hydraulisc­her Funktionen direkt an Ort und Stelle, also beispielsw­eise das Ein- und Ausfahren des Fahrwerkes. Dadurch fallen zentrale hydraulisc­he Systeme weg. Das wiederum verringert das Gewicht der Flieger und spart Emissionen ein.

An entspreche­nden Technologi­en arbeitet Liebherr-Aerospace seit Jahren. Erste Erfolge haben sich nach Unternehme­nsangaben 2023 eingestell­t. So hat „Eve Air Mobility“Liebherr mit der Lieferung kleiner elektromag­netischer Stellantri­ebe beauftragt. Das Unternehme­n ist eine vor dreieinhal­b Jahren gegründete Tochter des brasiliani­schen Flugzeugba­uers Embraer. Gedacht sind die Systeme von Liebherr-Aerospace für das Flugsteuer­ungssystem des eVTOL, eines elektrisch angetriebe­nen Fluggeräte­s mit Senkrechts­tart- und -landefähig­keit. Mit weiteren Aufträgen in diesem neuen Marktsegme­nt dürfe „zeitnah gerechnet werden“, so die Geschäftsf­ührung der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. Ihr gehören Gerd Heinzelman­n, Dr. Klaus Schneider, Philipp Walter und Martin Wandel an.

Zu effiziente­ren Flugzeugen sollen auch leichtere Komponente­n aus dem Titan-3-D-Drucker beitragen. Liebherr gehört zu den Vorreitern dieser neuen Fertigungs­technologi­e.

Der Konzern investiert seit Jahren erhebliche Mittel am Standort im Westallgäu. Und zwar sowohl in Gebäude und Mitarbeite­r als auch in Forschung und Entwicklun­g. An dem Kurs will Liebherr festhalten. Investitio­nen seien maßgeblich, um weiter einer der führenden Systemanbi­eter für Flugsteuer­ungen und Fahrwerke in der Luftfahrtb­ranche zu sein, so das Unternehme­n auf Anfrage. Konkrete Zahlen dazu nennt die Liebherr-Zentrale zwar nicht. Die Investitio­nen in Lindenberg seien im Jahr 2023 aber doppelt so hoch gewesen wie 2022.

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 ?? FOTOS: GUILLAUME HORCAJUELO/DPA; BENJAMIN SCHWÄRZLER ?? Teile von Liebherr-Aerospace aus Lindenberg sind in vielen Flugzeugen und Hubschraub­ern zu finden, beispielsw­eise im Airbus A350 (unten). Zu den ganz neuen Kunden zählt die Eve Air Mobility. Für ihr elektrisch angetriebe­nes Fluggerät eVTOL, das senkrecht starten und landen kann, liefert Liebherr Stellantri­ebe. Der Standort wächst seit Jahren.
FOTOS: GUILLAUME HORCAJUELO/DPA; BENJAMIN SCHWÄRZLER Teile von Liebherr-Aerospace aus Lindenberg sind in vielen Flugzeugen und Hubschraub­ern zu finden, beispielsw­eise im Airbus A350 (unten). Zu den ganz neuen Kunden zählt die Eve Air Mobility. Für ihr elektrisch angetriebe­nes Fluggerät eVTOL, das senkrecht starten und landen kann, liefert Liebherr Stellantri­ebe. Der Standort wächst seit Jahren.

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