Das Corona-Tief ist überwunden
Liebherr-Aerospace Lindenberg übertrifft den Umsatz aus dem Jahr vor der Pandemie
LINDENBERG - Liebherr Aerospace in Lindenberg befindet sich wieder auf Rekordkurs: Das Unternehmen hat nach Angaben der Konzernzentrale den Umsatz von Vor-Corona übertroffen. Und der mit Abstand größte Arbeitgeber im Landkreis Lindau baut seine Belegschaft weiter aus. Mittlerweile gehören dem Unternehmen gut 3000 Menschen an, mit steigender Tendenz.
Liebherr-Aerospace ist einer der großen Systemlieferanten der Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen ist an mehr als 100 Programmen von Flugzeug- und Hubschrauberherstellern beteiligt. Die Lindenberger GmbH stellt Fahrwerke sowie Flugsteuerungsund Betätigungssysteme her. Sie sorgen mit dafür, dass Jets abheben, in der Luft bleiben und sicher landen können. Beteiligt ist das Unternehmen auch am wachsenden Markt der Lufttaxis.
Mit der Corona-Pandemie musste das Unternehmen wie die gesamte Branche einen starken Einbruch hinnehmen. Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 760 Millionen Euro erzielt. Im Jahr darauf nur noch gut 537 Millionen. Die Branche hat sich vom CoronaSchock aber schneller erholt, als viele Fachleute erwartet hatten.
Das schlägt sich in der Bilanz der Lindenberger GmbH nieder. Sie hat den Umsatz im vergangenen Jahr um 13 Prozent gesteigert. Eine absolute Zahl nennt die Konzernzentrale zwar nicht. Das Unternehmen habe aber das VorCorona-Niveau übertroffen.
Gleichzeitig hat das Unternehmen seine Belegschaft erheblich ausgebaut. Die GmbH, zu der neben Lindenberg auch der Standort Friedrichshafen zählt, beschäftigt mittlerweile gut 3000 Menschen. Das sind 300 mehr als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig sucht Liebherr weiter Personal. Nach Unternehmensangaben sind 90 Stellen auf dem „KarrierePortal“von Liebherr offen. Im Produktions- und Logistikbereich seien einige Stellen zu besetzten, daneben bestehe Bedarf im Einkauf und in der IT, so die Konzernzentrale auf Anfrage. Mit einem weiteren Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rechnet Liebherr-Aerospace im Lauf des
Jahres, wenn der Gebäudekomplex in Lindenberg in Betrieb genommen wird, in dem das Kompetenzzentrum für Beschichtungen entsteht.
Der positive Trend soll anhalten. Das Unternehmen stellt sich auf weiteres Wachstum ein. Laut
Geschäftsführung nehmen die Lieferungen an bestehende Kunden „weiterhin zu“. Daneben liegt der Fokus der Lindenberger GmbH „auf der Entwicklung zukunftsweisender Technologien für Flugzeuge und Hubschrauber von morgen“. So arbeitet Liebherr seit Jahren am Thema Nachhaltigkeit in der Luftfahrtbranche. Jets und Hubschrauber von morgen sollen weniger Sprit verbrauchen, leiser sein und weniger Schadstoffe ausstoßen – also effizienter und klimafreundlicher werden.
Dazu entwickelt Liebherr im Westallgäu beispielsweise innovative Stellantriebe, die in modernen Flügeln die Betätigung der Klappen übernehmen. Sie sind kleiner und haben eine hohe Leistungsdichte. Eine immer größere Rolle spielt laut Liebherr-Aerospace auch die Elektrifizierung von Flugzeugen. So übernehmen elektrisch angetriebene „Power Packs“die Versorgung hydraulischer Funktionen direkt an Ort und Stelle, also beispielsweise das Ein- und Ausfahren des Fahrwerkes. Dadurch fallen zentrale hydraulische Systeme weg. Das wiederum verringert das Gewicht der Flieger und spart Emissionen ein.
An entsprechenden Technologien arbeitet Liebherr-Aerospace seit Jahren. Erste Erfolge haben sich nach Unternehmensangaben 2023 eingestellt. So hat „Eve Air Mobility“Liebherr mit der Lieferung kleiner elektromagnetischer Stellantriebe beauftragt. Das Unternehmen ist eine vor dreieinhalb Jahren gegründete Tochter des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer. Gedacht sind die Systeme von Liebherr-Aerospace für das Flugsteuerungssystem des eVTOL, eines elektrisch angetriebenen Fluggerätes mit Senkrechtstart- und -landefähigkeit. Mit weiteren Aufträgen in diesem neuen Marktsegment dürfe „zeitnah gerechnet werden“, so die Geschäftsführung der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. Ihr gehören Gerd Heinzelmann, Dr. Klaus Schneider, Philipp Walter und Martin Wandel an.
Zu effizienteren Flugzeugen sollen auch leichtere Komponenten aus dem Titan-3-D-Drucker beitragen. Liebherr gehört zu den Vorreitern dieser neuen Fertigungstechnologie.
Der Konzern investiert seit Jahren erhebliche Mittel am Standort im Westallgäu. Und zwar sowohl in Gebäude und Mitarbeiter als auch in Forschung und Entwicklung. An dem Kurs will Liebherr festhalten. Investitionen seien maßgeblich, um weiter einer der führenden Systemanbieter für Flugsteuerungen und Fahrwerke in der Luftfahrtbranche zu sein, so das Unternehmen auf Anfrage. Konkrete Zahlen dazu nennt die Liebherr-Zentrale zwar nicht. Die Investitionen in Lindenberg seien im Jahr 2023 aber doppelt so hoch gewesen wie 2022.