Mit der Wucht von 4000 Fans
Deutsche Handballerinnen wollen Olympia-Ticket holen
NEU-ULM - Als die Schlusssirene ertönt, stürmen Deutschlands Handballerinnen auf die Platte und feiern im Kreis. Die Zuschauer in der Neu-Ulmer RatiopharmArena haben sich bereits zwei Minuten zuvor von ihren Plätzen erhoben und bejubeln ihre Mannschaft. Eigentlich tun sie das sogar über die komplette Dauer des Spiels – einem Spiel, das die DHBAuswahl von Anfang an dominiert und stets mit drei bis vier Toren Abstand führt. Durch das 31:25 (17:14) gegen Slowenien im Auftaktspiel der Olympia-Qualifikation sind Deutschlands Handballerinnen ihrem großen Ziel, der Teilnahme an den Sommerspielen in Paris, einen großen Schritt näher gekommen.
„Es war ein Spiel auf hohem Niveau mit einem perfekten Publikum“, zog Bundestrainer Markus Gaugisch hinterher sein Fazit. Explizit hob er die geringen Ballverluste seiner Mannschaft hervor, ebenso wie die hohe Trefferquote. „Das hat den Unterschied gemacht“, erklärte Gaugisch. Und dann war da auch noch der „achte Spieler auf der Tribüne“– mehr als 4000 Zuschauer verwandelten bereits vor dem Spiel die Ratiopharm-Arena in ein Tollhaus. Insbesondere freute sich der Bundestrainer, dass so viele junge Handball-Fans den Weg in die Halle gefunden hatten.
Seine Spielerinnen ließen sich von der Atmosphäre anstecken und feierten sich im Team für jede gelungene Aktion. „Wir haben den Sloweninnen nie das Gefühl gegeben, dass sie hier gewinnen können“, stellte die beste Werferin des Abends, Julia Maidhof, hinterher zufrieden fest. Schnell wollte die Rückraumspielerin den Blick aber wieder nach vorne richten: „Es wird nicht leichter. Gegen Montenegro wird die Abwehr wieder der Schlüssel sein.“Mitentscheidend am Samstag (14.30 Uhr/ARD und Dyn) könnte dann auch wieder die Leistung von Katharina Filter werden. Die Torhüterin blickte nach ihren zahlreichen Glanztaten stets zur Bank – diese jubelte ihr zu. Nach dem Spiel wurde Filter zur Spielerin des Spiels gewählt.
„Die Energie war da, auf der Bank, auf dem Spielfeld und bei den Zuschauern“, bewertete Kapitänin Emily Bölk den Auftritt. „Es sind viele da draußen, die manchmal darauf warten, dass wir stolpern oder die Nerven bei uns flattern.“Dass das Team die Aufgabe dennoch so souverän gelöst hätte, machte sie besonders stolz. Im zweiten Auftritt in Neu-Ulm könnten Deutschlands Handball-Frauen die erste Olympia-Qualif ikation seit 16 Jahren bereits klarmachen – ein Sieg gegen den Vize-Europameister Montenegro, der am späteren Donnerstagabend mit fünf Toren Unterschied gegen Paraguay gewann, würde das Ticket lösen. „Wir wollen nach Paris, weil es uns eine riesige Chance für den deutschen Frauen-Handball eröffnet“, erklärte Bundestrainer Gaugisch.