Erfolg ohne festen Coach
Bezirksklassist setzt auf wechselnde Spielertrainer – Derby gegen Langenargen-Tettnang
LINDAU - Die Handballmannschaft des TSV Lindau steht in der Handball-Bezirksklasse so gut da wie schon sehr lange nicht mehr. Ein Aufstieg ist mit Platz zwei greifbar. Noch drei Spiele stehen zum Saisonende an. Am Samstag beginnt die Endphase mit dem Besuch der HSG Langenargen-Tettnang um 19.30 Uhr in der Dreifachturnhalle. Für das neuntplatzierte Team von HSG-Trainer Clemens Balle wird es kein leichter Gang werden. Bereits im Vorfeld sagte er zum Restprogramm in der Bezirksklasse: „Bis auf Lindau sind wir in allen anderen Spielen auf Augenhöhe.“Balles Erwartungen sind nicht hoch und Lindau ist bereit.
Kapitän Alexander Haller verkündet selbstbewusst: „Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Truppe hinstellen können, um die Heimsiegserie aufrechtzuerhalten und einen großen Schritt machen, um Platz zwei zu halten.“Die breite Brust der Lindauer kommt von einer bisher ungeschlagenen Rückrunde. Vor allem zu Hause ist der TSV bärenstark – mittlerweile sind die Lindauer seit rund zwei Jahren in der Dreifachturnhalle ungeschlagen. Der zweite Platz ist fast schon einbetoniert, wenn keine groben Schnitzer passieren. Das würde für Lindau Anfang Mai entweder den direkten Aufstieg in die Bezirksliga bedeuten oder aber im Minimum die Aufstiegschance über die Relegation.
Ein enormer Erfolg, obwohl der TSV durchwegs mit wechselnden Spielertrainern am Feldrand agiert. Für Haller ein ganz normaler Zustand: „Wir haben nicht die Notwendigkeit gesehen, da jemanden zu suchen. Das ist für einen Amateurverein eine gewisse Herausforderung, jemanden zu finden, der sich die Zeit nimmt und bei den Spielen dabei ist“, erklärt er und kann sich nur an eine Saison erinnern, als Lindau einen festen Trainer hatte. „Das ist schon echt lange her“, betont der Kapitän. Der Erfolg gibt dem TSV recht. Mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Jörg Lützelberger als Coach im Training ging es für die Lindauer aufwärts. Unter seiner Regie klappte letztes Jahr die Rückkehr in die Bezirksklasse nach nur einer Saison in der Kreisliga und nun ist der nächste Aufstieg zum Greifen nah.
Durch diverse Zugänge wie Simon Stausberg im Rückraum und Jens Ellermann im Tor ist die Qualität gestiegen. Außerdem haben sich in Filipe Simkus Miranda Bernado, Johannes Brombeis, Lukas Miller und Gabriel Sechser mehrere A-Jugend-Spieler erfolgreich in der ersten Lindauer Herrenmannschaft integriert. Summa summarum führt das zu einem inzwischen gewachsenen Kader, der keine bestimmte Führung braucht. Es klappt also auch ohne festen Trainer an den Spieltagen. Wie immer darf man beim TSV am Samstag gegen LangenargenTettnang gespannt sein, wer die Verantwortung am Seitenrand dieses Mal übernehmen wird. „Wir haben im Umfeld immer jemanden, der sich als Mannschaftsverantwortlicher eintragen lässt. Da brauchen wir niemanden extra“, bekräftigt Haller und ist zuversichtlich, dass sein Bart bis Anfang Mai weiter wachsen darf wie bisher – seit der letzten Niederlage des TSV Anfang November.
Egal wie diese Saison für die HSG Langenargen-Tettnang endet, es wird zur Saison 2024/25 ein neuer Trainer kommen. Das steht – unabhängig vom Ausgang des Abstiegskampfes in der HandballBezirksklasse – schon länger fest. „Ja, ich werde nach der Saison aufhören. Für mich stehen dann die Familie und der Hausumbau im Vordergrund. Meine Frau und ich erwarten das zweite Kind. Ich habe diese Aufgabe nun sechs Jahre gemacht und brauche erst einmal eine Pause“, erklärt HSGTrainer Clemens Balle. Er wolle etwas Abstand gewinnen, und schauen, ob er möglicherweise irgendwo wieder zur Spielzeit 2025/26 einsteigt. Vorausgesetzt, es sei mit der Familie und dem Job zu vereinbaren.