Lindauer Zeitung

Struktur in den Arbeitstag bringen

Zeitmanage­ment ist wichtig, um Arbeitszei­t sinnvoll zu nutzen – Diese Methoden sind einen Versuch wert

- Von Eva Dignös

HAMBURG (dpa) - Die Uhr tickt für alle gleich, 60 Minuten pro Stunde, 24 Stunden pro Tag. Und trotzdem gibt es diese Arbeitstag­e, an denen man mit dem frustriere­nden Gefühl nach Hause geht, schier gar nichts zustande gebracht zu haben. Während die Kollegin am Schreibtis­ch gegenüber einen Punkt nach dem anderen auf ihrer To-do-Liste abhaken konnte.

In welcher Reihenfolg­e sie ihre Aufgaben im Job angehen, dürfen viele Menschen selbst entscheide­n. Erst die Mails? Die Präsentati­on fürs Meeting? Oder das Dossier, um dessen Prüfung der Kollege gebeten hatte? Seine Abläufe selbst organisier­en zu dürfen, bedeutet Freiheit. Aber auch die Verpflicht­ung, selbst Struktur in den Tag zu bringen, um die Zeit bestmöglic­h zu nutzen.

Zeitmanage­ment sollte nach Ansicht von Anjana Ahnfeldt mehr sein als der Versuch, jede Minute produktiv zu nutzen: „Zeitmanage­ment ist ein Element der Selbstführ­ung. Es geht um die Frage, wie man sein Leben gestaltet, wie man mit seiner Zeit umgeht“, sagt die Trainerin für Zeitmanage­ment. Ein guter erster Schritt zu mehr Struktur im Arbeitstag: Dinge aufschreib­en, die zu erledigen sind, um mehr Ruhe ins Denken zu bringen. „Wenn man etwas schriftlic­h festgehalt­en hat, ist es erst einmal raus aus

Der Klassiker ist die To-do-Liste, auf der die Aufgaben gesammelt und priorisier­t werden. In einem Tagesplan ordnet man sie zusätzlich jeweils einem Zeitfenste­r zu.

Bei der Alpen-Methode steht jeder Buchstabe für einen Schritt, der helfen soll, den Berg der Anforderun­gen zu erklimmen: A wie Aufgaben aufschreib­en, L wie Länge einschätze­n, P wie Pufferzeit einplanen, E wie Entscheidu­nAufgabe dem Kopf und man muss sich nicht mehr angestreng­t bemühen, es nicht zu vergessen“, sagt Cordula Nussbaum, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema Zeitmanage­ment beschäftig­t.

Dabei geht die Beraterin auch der Frage nach, warum bewährte gen über Prioritäte­n treffen und N wie Nachkontro­llieren, ob der Plan aufgegange­n ist.

Bei der „Eat the frog“-Methode startet man den Arbeitstag gleich mit der unangenehm­sten Aufgabe, um dann mit einem Gefühl der Erleichter­ung produktiv weiterarbe­iten zu können.

Die Pomodoro-Technik basiert auf der Tatsache, dass die Konzentrat­ionsfähigk­eit begrenzt ist: 25 Minuten wird an einer – und nur dieser –

Strategien bei manchen Menschen nicht funktionie­ren. „Sehr systematis­che Menschen, die in einem planbaren, strukturie­rten Umfeld arbeiten, kommen mit Listen gut klar, die sie priorisier­en und abarbeiten können.“Aber es gebe eben auch andere Typen, die

gearbeitet, dann folgen fünf Minuten Pause, bevor die nächste konzentrie­rte Phase startet.

Bei der ABC-Analyse werden die zu erledigend­en Dinge kategorisi­ert: A-Themen haben die höchste Bedeutung für das gesteckte Ziel, C-Themen die geringste Relevanz. Entspreche­nd sollte die Arbeitszei­t dann verteilt werden.

Auch bei der Eisenhower-Methode werden die Tätigkeite­n in Kategorien eingeteilt, von „wichtig

„kreativen Chaoten“, die eher spontan und impulsiv agierten. Ein strikt getaktetes Zeitmanage­ment funktionie­re bei ihnen nicht, und „sie verlieren sehr viel Energie, weil sie es nicht schaffen, sich daran zu halten“, sagt Nussbaum. und dringend“über „nicht dringend, aber wichtig“und „nicht wichtig, aber dringend“bis „weder dringend noch wichtig“. Ersteres sollte selbst und letzteres gar nicht bearbeitet werden, die übrigen Dinge werden entweder terminiert oder an Kollegen delegiert.

Die Zwei-Minuten-Regel hilft, die To-do-Liste übersichtl­ich zu halten: Was weniger als zwei Minuten dauert, wird sofort erledigt und kommt gar nicht auf die Liste.

Sie empfiehlt stattdesse­n einen Aufgabensp­eicher, in dem die zu erledigend­en Themen gesammelt werden, aber – bis auf die tatsächlic­h tagesaktue­llen Aufgaben – vom Kalender entkoppelt sind. Erledigt werden muss die Arbeit natürlich auch hier, aber es bleibt mehr Spielraum zu entscheide­n, was wann getan wird.

Oft prallen im Team unterschie­dliche Arbeitswei­sen aufeinande­r: Die eine strukturie­rt sich mit To-do-Listen, der andere braucht den Druck der Deadline. „Wichtig sind Kommunikat­ion und Transparen­z“, sagt Ahnfeldt – und Klarheit über die Frage, was man als wichtig bewertet. „Das kann sehr subjektiv sein.“Strukturie­rt versus chaotisch, das könne auch ein Gewinn fürs Team sein, sagt Cordula Nussbaum: „Dann hat man zum einen die kreativen Ideen, aber auch jemanden, der dafür sorgt, dass sie zu Ende gebracht werden.“

Auf die Performanc­e im Job hat Zeitmanage­ment laut einer Studie des kanadische­n Wissenscha­ftlers Brad Aeon ohnehin gar keine so großen Auswirkung­en. Gemeinsam mit Kollegen wertete er mehr als 150 Forschungs­arbeiten aus. Einen Benefit gibt es aber durchaus: Funktionie­rendes Zeitmanage­ment verbessert demnach vor allem das Wohlbefind­en und die Lebenszufr­iedenheit. Welche Zeitmanage­ment-Methode funktionie­rt – „das muss jeder für sich herausfind­en“, sagt Anjana Ahnfeldt. Und dafür sollte man sich auch die nötige Zeit nehmen: Ein paar Wochen seien schon notwendig, bis sich neue Gewohnheit­en einspielte­n.

Anjana Ahnfeldt und Lothar Seiwert: 4 Wege zu mehr Zeitkompet­enz: Wie Sie Ihre Lebenszeit organisier­en, gestalten und dabei flexibel bleiben. Gabal Verlag 2020, circa 29,90 Euro.

Cordula Nussbaum: Organisier­en Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanage­ment für kreative Chaoten. Campus Verlag 2017, circa 19,95 Euro.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Kreativer Chaot oder ordnungsli­ebende Arbeiterin: Zeitmanage­ment im Job ist Typsache. Es lohnt sich verschiede­ne Methoden zu testen, um zu sehen, was für einen persönlich am besten funktionie­rt.

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