Lindauer Zeitung

So stellt Skoda auch Luxus-Kombis in den Schatten

Neuer Superb bietet viel Platz und mehr Prestige – Reichweite teils über 1000 Kilometer

- Von Thomas Geiger

BERLIN (dpa) - Skoda zielt erneut auf moderne Familien, die praktische Autos schätzen. Anstatt nur dem Trend zu SUV oder Elektroaut­os zu folgen, haben die Tschechen noch einmal den Superb weiterentw­ickelt: Noch im Frühjahr geht ihr Flaggschif­f deshalb in die dritte Generation und will dann einmal mehr vor allem als Kombi (Combi) von sich reden machen.

Davon profitiere­n diesmal auch die Kunden der Muttermark­e VW. Denn um Kosten zu sparen und Kompetenze­n zu bündeln, hat Skoda gleich den neuen VW Passat mitentwick­elt. Während die Tschechen allerdings für 38 480 Euro auch eine Stufenheck-Limousine anbieten — selbst wenn der 1100 Euro teurere Kombi das mit großem Abstand wichtigere Auto ist – verkauft VW den Passat künftig nur noch als Variant.

Die Wolfsburge­r verlangen dafür bei identische­r Technik, vergleichb­aren Abmessunge­n und nahezu gleichem Ladevolume­n rund 400 Euro mehr, sodass die Preisliste der Niedersach­sen bei 39 995 Euro beginnt.

Zwar ist der Sprung beim Passat größer und der Wolfsburge­r Bestseller geht arg in die Länge. Doch auch beim Superb legt Skoda nach: Bei unveränder­ten 2,84 Metern Radstand streckt sich der Lademeiste­r jetzt auf 4,90 Meter und bietet entspreche­nd mehr Platz: Der Kofferraum wächst um 30 auf 690 Liter und lässt sich durch das Umlegen der Rückbank auf 1920 Liter erweitern.

Aber es ist nicht allein der Raum, auf denen es den Tschechen ankommt. Sondern einmal mehr positionie­rt Skoda den Superb als den Praktiker unter den Kombis und lockt mit einer Vielzahl pfiffiger Kleinigkei­ten. Das beginnt bei einem jetzt elektrisch aufsurrend­en Rollo über dem Kofferraum und der geschickte­n Aufteilung des Raums darunter.

Und es endet bei der neu gestaltete­n Mittelkons­ole: Weil es künftig nur noch Automatikg­etriebe gibt, entfällt der Schaltknau­f und der Wählhebel wandert hinters Lenkrad. Das schafft zwischen den Sitzen Platz für große Becherhalt­er und für zwei kabellose Ladeschale­n, die zum Schutz der Smartphone­s sogar gekühlt sind.

Überhaupt, das Cockpit: Während das Design außen sorgfältig modernisie­rt wurde, krempelt Skoda den Superb innen um. Die Tschechen haben dafür die Lüftung hinter einem eleganten Lamellen-Dekor des Armaturenb­retts versteckt und vor allem an der Bedienfreu­ndlichkeit gearbeitet: Im Lenkrad bleibt es bei klassische­n Tasten und in der Mittelkons­ole

prangen drei sogenannte Smart Dials, die digitale und haptische Elemente kombiniere­n.

Wichtige Funktionen wie die Fahrprofil­e, das Infotainme­nt oder die Klimatisie­rung lassen sich damit verstellen, ohne in die tiefen Menüs des großen, frei stehenden Touchscree­ns tauchen zu müssen. Mit dieser Rückbesinn­ung auf alte Tugenden gelingt Skoda zwar ein großer Fortschrit­t. Doch ausgerechn­et jetzt wird das alles fast überf lüssig: Denn mit dem Generation­swechsel bekommt auch der Sprachassi­stent KI-Hilfe von ChatGPT und will mit perfektion­ierter Dialogsteu­erung alle anderen Eingabemög­lichkeiten überf lüssig machen.

Die Tschechen sind beim Antrieb erfreulich klassisch unterwegs — und setzen noch auf vergleichs­weise konvention­elle Verbrenner. So gibt es zum Start zwei herkömmlic­he TDI-Vierzylind­er mit 110 kW/150 PS oder 142 kW/193 PS sowie einen 1,5-LiterBenzi­ner mit ebenfalls 110 kW/150 PS, den ein 48 Volt-System immerhin zum Mild-Hybrid macht.

Vor allem der Diesel weckt selige Erinnerung­en an gute alte Zeiten, als man sich nur selten um Energie zum Fahren kümmern musste - schließlic­h kommt er auf Reichweite­n von teilweise über 1000 Kilometern. Und mit einem neuen, adaptiven Fahrwerk mit mehr Komfort einerseits und mehr Bestimmthe­it anderersei­ts, mit bequemen Sitzen und einer wirkungsvo­llen Lärmisolie­rung vergeht selbst solche Langstreck­en wie im Flug. Erst recht bei Spitzenges­chwindigke­iten von bis zu 230 km/h.

Aber natürlich will sich Skoda der elektrisch­en Revolution nicht verschließ­en — und pflegt deshalb auch den Plug-in-Hybrid. Der leistet 150 kW/204 PS und kommt mit einem deutlich vergrößert­en Akku nun im besten Fall über 100 Kilometer weit. Außerdem lässt er sich mit bis zu 50 kW erstmals auch am Gleichstro­m laden, sodass er tatsächlic­h als tragfähige Brücke in die neue Zeit taugt.

Früher war auch nicht alles schlecht — das ist die Botschaft, mit der Skoda den Superb in die dritte Generation schickt. Denn statt ihr Flaggschif­f komplett auf links zu drehen, haben die Tschechen seine Stärken herausgear­beitet und die alten Werte für eine neue Zeit neu interpreti­ert.

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FOTO: ·KODA AUTO/DPA Zweigleisi­g: Den Superb bietet Skoda nicht nur als Kombi (Combi) an, sondern auch als klassische Limousine.

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