Mallorca geht aus!

Arume

Fisch im Glück

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Ein gelungenes Dessert ist nicht nur krönender Abschluss eines guten Essens, manchmal bringt es die Ausrichtun­g des Restaurant­s und die Ambitionen des Chefs auf den Punkt. „From Tramontana to Asia“ist folgericht­ig der Nachtisch betitelt, den wir uns im Arume – globale Küche mit mallorquin­ischen Wurzeln – schmecken lassen wollen. Eine Dessert-Kompositio­n, die zu einer kulinarisc­hen Weltreise von Sóller nach Tokio einlädt. Crossover in seiner süßesten Form, doch dazu später mehr. Wir haben uns im Arume

für einen späten Lunch entschiede­n. Das Lokal ist gut gefüllt. Geschäftsl­eute halten bei Sushi und Sashimi ein Meeting ab, und an den Tischchen lässt es sich das meist junge, urbane Publikum schmecken, lacht und plaudert munter drauflos. Ganz in Weiß gekleidet, huscht die Bedienung, ebenfalls ausnahmslo­s 20-plus, durch die Reihen, immer freundlich um das Wohl der Gäste bemüht. Und hinterm Tresen ist der Chef Tomeu Martí höchstselb­st bei der Arbeit. Das Arume, auch mit einem Stand in der Markthalle von Santa Catalina vertreten, mit seinem schnörkell­osen und geradlinig­en Schick in Palmas nördlicher Altstadt ist seit 2006 eine Institutio­n in Sachen mediterran-aisatische­r Küche. Ein Szenetreff­punkt ganz in der Nähe der quirligen Plaza de España. Man bringt uns die Karte, und schon ein erster Blick zeigt: Die Verlockung­en sind vielfältig, manche überrasche­nd, andere sind uns vertraut. Das gilt auch für die Weinkarte, die von einfachen bis besten Tropfen lokaler und internatio­naler Provenienz eine große Bandbreite bietet. Nicht zu vergessen: Es gibt Bier aus Japan. Um die Genussviel­falt noch zu steigern, wollen wir die einzelnen Gerichte teilen und bestellen Lachs-Carpaccio, Tempura von Gambas, einen Thai-Salat, Sushi sowie das Nudelgeric­ht Yakisoba. Dazu wählen wir einen Chardon- nay (Glas drei Euro) vom spanischen Festland, genauer gesagt aus der Region Galizien. Von unserem Tisch aus haben wir alles im Blick und sehen den Chef, assistiert von seinen Mitarbeite­rn, hochkonzen­triert hinter der Sushi-Bar agieren. Da wird gerollt und geknetet, da werden Gewürze gestreut und Saucen auf Fisch oder Fleisch geträufelt. Quasi am laufenden Band werden neue Köstlichke­iten auf den Tresen gestellt und vom Personal an die Tische geliefert. Und da ist auch schon unser Lachs-Carpaccio (zehn Euro) mit süßer MisoCreme und haarfeinen Sojaspross­en, dekoriert mit rotem Kaviar, der so frisch ist, dass die kleinen Perlen im Mund knackig zerplatzen. Wunderbar die Creme, die den Lachs nicht zudeckt, sondern dessen Geschmack auf dezente Weise unterstrei­cht. Der Auftakt war super, und der Sushi-Meister ist in der Zwischenze­it nicht untätig. Es folgen frittierte Gambas mit Trüffel und Sojaspross­en auf Teriyaki-Sauce (15,50 Euro) und kurz darauf der Thai-Salat (15,50 Euro). Auch der ist einfach köstlich mit scharfem Paprika, Nüssen, kleinen Maiskolben, süß eingelegte­n Möhrchen, iberischem Schinken und Ingwer. Überzeugen­d – übrigens auch, was die Portionsgr­öße anbelangt. Tomeu Martí wurde auf Mallorca geboren, lernte und arbeitete in Tokio und vertiefte seine Kenntnisse im Ta- hini in Puerto Portals. Seine selbstbewu­sste Maxime: „Ich mache nur, was mir auch selber schmeckt“, ist offensicht­lich erfolgreic­h. Und da sein Sushi und Sashimi als das beste der Insel gelobt wird, freuen wir uns ganz besonders auf den Rohfisch-Gang, die Spezialitä­t des Hauses. Man serviert uns das Arume-Sushi: zehn verschiede­ne Köstlichke­iten mit Aal, Lachs, Kaviar, Katzen-, Thun- und Tintenfisc­h, optisch und geschmackl­ich ein Hochgenuss (24 Euro). Schließlic­h füllen uns Yakisoba-Nudeln (13,50 Euro) wohlig den Magen, die ihre besondere Geschmacks­note durch den Einsatz frischen Korianders erhalten. Und schließlic­h noch das i-Tüpfelchen, das bereits erwähnte Dessert (acht Euro) mit feinster, flüssigwar­mer Schokolade, die von einem Ensaïmada-Teig ummantelt ist, cremigem Vanilleeis und einer Mousse von Orangen aus Sóller und der Yuzu-Frucht aus Japan. Angenehm und unbeschwer­t gesättigt verlassen wir das Arume und entdecken im Hinausgehe­n eine Daruma-san-Figur. In Nippon darf der Glücksbrin­ger in keinem Haus fehlen. Und wenn er tatsächlic­h Glück gebracht hat, schwärzen Japaner seine Augen. Im Arume sind sie immer noch unbemalt und weiß. Das können wir nicht verstehen. Unserer Meinung nach hätte der Daruma san sogar drei schwarze Augen verdient. hü

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