Mikel & Pintxo
Best of Ballermann
An den Playas de Palma wird auf-, nein hochgerüstet: Upgrading lautet das Motto, das viele der hier ansässigen Gastronomen und Hoteliers und auch die Balearen-Regierung umtreibt. Es wird rückgebaut und kernsaniert, was die Finanzen hergeben. Es gilt, den Ruf als Sauftouristen-Mekka, der wie Pech an den Playas klebt, langsam aber sicher loszuwerden. Der Ballermann/Balneario 6 heißt jetzt Beach Club Six und glänzt in dezentem Petrolgrün statt wie zuvor in Silber. Auch einige andere der insgesamt 15 Strandkioske haben einen neuen Look. Und aus ehemaligen Beton-Bettenburgen werden schicke Adult-only-Hotels, teils mit aufwendig ausgestatteten Spas. Das Pure Salt Garonda, gleich gegenüber dem Balneario 8, pardon, „Beach Club The Eight“gelegen, ist ein Beispiel dafür. Wir sitzen am späten Nachmittag vor dessen Restaurant, dem Mikel & Pintxos, in erster Reihe. Man hat hier nur den Strand vor sich, das Meer, die Sonne und die herrlich breite Promenade, die bekanntlich von hier bis ans andere, ans westliche Ende Palmas führt (eine emp- fehlenswerte Fahrradtour!). Jetzt, in der Vorsaison, tummeln sich hier keine Sangria-Seligen, sondern eher sportlich Aktive: Jogger, Radfahrer, Inline-Skater. Und Paare, die einfach nur Hand in Hand spazieren gehen. Alles sehr nett eigentlich. Das Restaurant und unsere Servicefrau auch. Darauf trinken wir erst mal ein Glas Cava (7,50 Euro). Betreten haben wir das Restaurant, einen großen Glaskasten, nicht von der Promenade, sondern vom Hotel aus, und unser Weg führte uns vorbei an einer Vitrine, in der das präsentiert wird, was dem Lokal zumindest einen Teil seines Namens gab: Pintxos. Das waren um diese Tageszeit aber nicht mehr viele – oder lag es eher an der Jahreszeit? Auf der Karte werden, wie wir später sehen, sechs kalte und vier warme angeboten (2,90 bis 3,90 Euro): Unter anderem OktopusTimbale, Sardellen-Mini-Toast, Lachs, Lammrippchen, Zucchiniund Gemüsespieß, Paprikawurst. Außerdem stehen da auch eine Handvoll Tapas-Klassiker: etwa Kartoffelecken, Rührei mit Garnelen und Champignons, Tortilla, Knoblauch-Garnelen, frittierte Tintenfischringe und SchinkenKroketten (5,50 bis 13,95 Euro). Bestens geeignet auch für jene, die zum Wein oder anderen Drinks ein oder zwei Häppchen vernaschen möchten. Für solche Fälle sind auch die „Tablas“ideal, also Platten, die man sich mit mehreren teilen kann. Darauf ist entweder eine gemischte Platte aus Schinken, Wurst und Käse, nur Käse oder nur Jamón ibérico (18,90 bis
22,50 Euro). Wir schenken den verbliebenen Gildas in der Vitrine nur einen kurzen Blick, denn wir haben schon zuvor auf einer im Raum stehenden Tafel eine Tages-Annonce gelesen, die unsere Aufmerksamkeit mehr fesselt: Dorade in Salzkruste. Gleich, als unsere nette junge Kellnerin uns die Karten bringt, fragen wir, ob man die wie sonst überall auch für zwei Personen bestellen muss. Muss man nicht. Die Dorade (22,90 Euro) ist eine gute Wahl. Sie wird, aus dem Ofen kommend, an unseren Tisch gerollt, fachfraulich aus der Salzkruste gehoben, filetiert und mit Salat serviert. Das können die in den noblen Fischrestaurants auch nicht besser. Das Fischlein ist schön f leischig und saftig, es gibt rein gar nichts auszusetzen. Gleiches gilt für die fünf leckeren gebratenen Lammkoteletts (15,90 Euro), die vielleicht eine Spur zu durch sind, dafür aber einen sehr schönen Eigengeschmack haben. Dazu gibt's Grillgemüse und richtig gute, in der Schale gegarte Kartoffeln. „R ichtig“essen kann man hier also auch: neben Dorade in Salzkruste unter anderem Entrecote und Rinderfilet, Seezunge und Lachs vom Grill oder vom Stein, Seehecht in grüner Sauce (Hauptgerichte rund 15 bis 22 Euro) sowie natürlich Paellas und den unvermeidlichen Burger. Trinken könnte man dazu auch die eine oder andere Flasche Wein: Geboten werden meist populäre Tropfen vom Festland (etwa Marqués de Cáceres) und ein, zwei aus Mallorca (etwa der Albaf lor, ein Weißer aus Binissalem zu 22 Euro) zu insgesamt fairen Preisen, mehr als 30 Euro wird man da nicht los (glasweise werden fünf Weine ausgeschenkt, 3,50 bis 7,50 Euro). Es sei denn, man trinkt Champagner – aber warum sollte man, wenn es außerdem einen formidablen Cava gibt. Die CocktailKarte trägt dazu bei, dass die Terrasse des Mikel & Pintxo – zumindest in den Nebensaisons – ein ziemlich guter Platz für einen Sundowner ist. Denn am Ballermann geht die Sonne genauso romantisch unter wie anderswo auch. emkazwo