Nassau Beach Club
Superfood im Sand
Man könnte ein Strandhaus in bester Lage bauen, dort fettige Currywurst, teure Fritten und noch teurere Getränke verkaufen und sich ansonsten seines Lebens freuen. Doch das nicht die Sache von Günther Aloys, der vor sechs Jahren den Nassau Beach Club vor den Toren Palmas übernahm. Kluge Entscheidung, liegt der Nassau Beach Club mit Restaurant, Bar, Lounge und Terrasse doch in bester Lage, an Palmas Stadtstrand Ca'n Pere Antoni in direkter Nähe zum In-Viertel Portixol. Von der Terrasse oder von den Plätzen direkt hinter der im Winter verschlossenen Glasfront blickt man auf das Meer, den Sandstrand und die in der Ferne thronende Kathedrale. Aber von wegen Frittenbude! Damit würde sich ein Visionär wie Aloys nicht zufrieden geben. Der ehemalige Vorstand des Tourismusverbands Ischgl hat seinen österreichischen Heimatort in den vergangenen Jahren zu einem reichen Skigebiet gemacht. Wenn es nach ihm geht, wird dort demnächst die größte Achterbahn der Alpen sowie eine Skipiste gebaut, die den Köperformen von Pamela Anderson nachempfunden wird. In solchen Dimensionen denkt
und handelt Aloys. Gemessen daran, kommt das Konzept seines Nassau Beach Club angenehm relaxed daher. Zwar erinnern Club und Restaurant beim ersten Betreten tatsächlich ein wenig an eine gut besuchte Skihütte. Ischgl lässt grüßen – nur, dass eben Sand anstelle von Schnee vor der Terrasse liegt. Doch das Nassau Beach mit seinen hellen Möbeln, den weißen Stühlchen, den großen runden Tischen vor der Glasfront und den Spiegeln an der Rückwand ist mehr als ein stylischer Strandpavillon. Das wird schnell deutlich. Das Professionelle, flotte und überaus freundliche Team, das größtenteils Deutsch spricht, bietet dem internationalen Publikum bei leiser Hintergrundmusik eine Art Wellness-Speisekarte an. Die Zutaten kommen nicht von der Stange, sondern sind eine gezielte Auswahl dessen, was bei der zunehmenden Zahl an gesundheitsbewussten Trendsettern derzeit gerade besonders angesagt ist. So gibt es Koriander und Quinoa zum peruanischen Weißfisch Ceviche, die sautierten Kichererbsen mit Calamari werden mit Sepia, Frühlingszwiebeln, Mangold und Fenchel veredelt. Und der Kabeljau wird nicht einfach nur neben das Selleriepüree gelegt, sondern mit Basilikum-Creme, getrockneten Tomaten und Maniok-Chips zu einer internationalen Crossover-Spezialität mit einem Extra-Vitamin- und Mineralien-Plus aufgewertet. Natürlich ist auch Sushi und Sashimi zu haben. Wir lassen uns auf das gesunde À-la-carte-Konzept ein, bestellen uns aber erst einmal einen roten Ses Nines aus Mallorca (sechs Euro) und einen offenen roten Protos Roble (5,50 Euro), einen der bekannteste Weine aus dem Anbaugebiet Ribera del Duero. Beide Weine sind gut, der Ses Nines aber so lecker und süffig, dass wir gegen unsere Gewohnheit bald ein zweites Glas davon bestellen. Genuss und Gesundheit müssen schließlich Hand in Hand gehen. Dann lassen wir unseren
Blick über die Speisekarte wandern. Die Gerichte sind eine interessante Mischung aus internationalen Speisen mit einem Hang zur asiatischen Küche. Es ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt eine ausreichend große Auswahl an insgesamt sieben Vorspeisen von 12,50 bis 19,50 Euro. Die sechs Gerichte aus dem Wok von 14 bis 18,50 Euro bestehen de facto aus zwei Gemüse-Grundgerichten, einmal mit Thai-Sauce und einmal mit gelbem Curry sowie Wakame-Algen. Je nachdem ob und wie man Hähnchen oder Garnelen dazu mixt, variieren die Preise. Nudeln und Reis kosten extra (3,50 bzw. zwei Euro). Vier Nudel- und Reisgerichte (16 bis 19,50 Euro), drei Fischgerichte, zwei Fleischgerichte (25 bis 30 Euro), diverse Sushi- und SashimiGerichte ab sieben Euro sowie die drei Desserts für jeweils zehn Euro runden das Angebot ab. Neben dem À-la carte-Angebot bietet das Nassau Beach mittags ein wöchentlich wechselndes Tagesmenü für 18 Euro pro Person an. Dafür kann man sich sein persönliches Menü aus zwei Vorspeisen, vier Hauptgerichten und zwei zur Auswahl stehenden Desserts zusammenstellen. Dazu gibt es stilles Wasser und Kaffee. Wir sind jedoch sonntags hier und testen uns durch die Standardkarte. Unsere Reise beginnt mit einem griechischen Feta-Käse im Filoteig auf einem Salat aus Trockenfeigen, Pinienkernen und Granatapfel (17,50 Euro). Das Gericht kommt adrett angerichtet auf einem Schieferbrett daher. Die zwei Rollen Fetakäse scheinen tatsächlich wirklich griechisch zu sein. Jedenfalls sind sie erkennbar aus Schafs- und nicht aus Kuhmilch gemacht. Der Kontrast des intensiv würzigen Käses zur eher süßen Beilage lässt uns mit den Zungen schnalzen. Auch der anschließende Thai-Salat mit Rinderfiletspitzen, Erdnüssen und Sojasprossen (17 Euro) überzeugt uns. Das ganz zart gebratene und offensichtlich marinierte Fleisch zergeht auf der Zunge. Die knackigen Erdnüsse und der krosse Salat auf einem perfekt abgestimmten Dressing sind die passende Ergänzung dazu. Dass ein typisches Thai-Dressing meistens deutlich schärfer ist, soll jetzt mal keine Rolle spielen – uns ist es wirklich egal. Es schmeckt. Mit dem, was wir von der Vorspeisen-
karte bestellt haben, hat der Koch unsere Herzen und Gaumen im Sturm erobert.Mit den beiden folgenden Hauptgerichten erfüllt er unsere nun aufgebauten Erwartungen nicht mehr ganz. Das Gemüse aus dem Wok mit Thai-Sauce (14 Euro) schwimmt in viel zu süßer Sojasauce. Ob der Koch dies mit dem nächsten Hauptgang wettmachen will, wissen wir nicht. Jedenfalls kommen die Tagliolini mit Spirulina, Kumato-Tomaten, gebratenen Artischocken und gereiftem Mahón-Käse (16,50 Euro) weniger süß, dafür aber nach unserem Geschmack eine Spur zu salzig daher. Vielleicht liegt es auch einfach an den Spirulina, blaugrüne Algen, die unter den Gesundheitsbewussten derzeit als Superfood gefeiert wird – sie ist reich an Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen. Aber eben auch salzig. Apropos Vitamine und Wellness: Die Kumato auf dem Teller passen ins Konzept. Diese spezielle Züchtung ist eine neue Kreuzung aus verschiedenen europäischen Tomatensorten. Besonders nahrhaft, besonders haltbar. Wie gesagt: Um dem Ganzen einen würzigen Geschmack zu verleihen, hätte vermutlich der leckere Mahón-Käse ausgereicht. Unsere Reise durch die Nassau BeachSpeise-Auswahl ist noch nicht beendet. Wir denken uns: Was gesund für die Seele ist, ist auch gesund für den Körper. Wir bestellen uns ein Erdbeer-Trifle mit Schokoladen-Coulant und Mascarpone-Creme (zehn Euro). Diesmal werden unsere Erwartungen übertroffen. Das im Glas aufgestapelte kulinarische Dreigestirn aus Schokoladenkuchen mit einem warmen, flüssigen Kern, der darüber liegenden, nicht zu süßen Mascarpone und den Früchten on top ist ein Gedicht. Nicht zu süß, nicht zu salzig, nicht zu sauer, sondern auf den Punkt. Sollte Pamela Anderson einmal den Nassau Beach Club besuchen, muss man ihr von diesem Erdbeer-Trifle allerdings abraten. Sonst wird die geplante, nach ihren Kurven geformte Skipiste in Ischgl wohl schnell zu teuer. mva