Nuru
„Fusiontastisch“
Das Nuru scheint eindeutig eine Abend-Location zu sein. Denn bei unserem Besuch an einem Samstagmittag sind wir die einzigen Gäste, während draußen in ganz Santa Catalina, wie jeden Samstag, auf den Straßen, in und vor der Markthalle sowie in den Bars das Leben tobt. Auf unsere Nachfrage, ob es denn mittags immer so leer sei, antwortet die freundliche Kellnerin ganz selbstbewusst, dass es unter der Woche meist ein bisschen voller ist, aber eigentlich nie so richtig. Da die Köche aber ohnehin so früh anfangen würden mit den Vorbereitungen, machen sie halt mittags auf, und wenn ein paar Gäste kommen, ist das schön, wenn nicht, sei es aber auch nicht schlimm. Abends hingegen ist das vornehmlich in hellen Farben modern eingerichtete und mit großformatiger moderner Kunst geschmückte Lokal, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, eigentlich immer komplett besetzt. Kein Wunder, denn die Küche hier hat auch bei uns bleibende Eindrücke hinterlassen, sie ist sicherlich eine der interessantesten Palmas und wahrscheinlich sogar der gesamten Insel. Auch in unserer diesjährigen Testrunde sticht das von Jerome Harksen geführte Restaurant absolut positiv heraus und bleibt eine riesige Bereicherung für das an gastronomischen Schmankerln ohnehin schon reich gesegnete ehemalige Fischerviertel. Womit wir anfangen möchten, wissen wir schon, denn bereits bei unserem vorigen Besuch hat das gemischte Sashimi (25 Euro) regelrechte Begeisterungsstürme hervorgerufen. An diesem Teller, der sich übrigens auch zum Teilen für vier Erwachsene eignet, merken wir sofort, dass sich die Küche keineswegs auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern ihre Gerichte stetig weiterentwickelt. Denn das aus drei verschiedenen Rohfischsorten bestehende Gericht ist vollkommen anders als bei unserem letzten Besuch – knallrote Thunfischscheiben ruhen auf Avocadot-Tempura, bester Lachs wird mit seinem Kaviar, Radieschen, Guacamole und Sesam serviert. Zum Star des Sashimi-Trios küren wir einstimmig den Saint-Pierre mit einer göttlichen Sauce aus mit Galanga aromatisierter Kokosmilch. Das alles hat mit dem klassischen Sashimi, wie man es vom Japaner kennt, relativ wenig zu tun, es ist aber eine Wucht und ein fantastischer Auftakt eines opulen-
ten Essens. Ein wenig verhagelt wird uns die Stimmung allerdings von der zweifellos mit viel Sachverstand zusammengestellten und mit vielen internationalen Schätzen (etwa Petrus, Opus One, Penfolds Grange und, und, und) ausgestatteten Weinkarte, die für spanische Verhältnisse aber ziemlich gesalzene Preise aufruft. So werden für einen Sió von Ribas, der in der Regel auch in besseren Restaurants für unter 30 Euro zu haben ist, sagenhafte 44 Euro fällig. Unser Mortix Blanc, eine frisch-fruchtige Coupage aus Malvasia, Moscatel, Chardonnay, Riesling und Sauvignon, ist mit 29 Euro eine der günstigsten Optionen überhaupt. Aber wir sind ja vor allem zum Essen hier. Und dann steht auch schon der nächste Gang auf dem Tisch, der direkt wieder für beste Laune sorgt. Fünf mit Ente und Foie gras gefüllte, von Mango-Ponzu-Sauce begleitete und mit einem kleinen, raffinierten Salat servierte Gyoza schmecken so wahnsinnig intensiv und lecker, dass man am liebsten den Rest des Essens abbestellen und sich daran satt essen würde (16 Euro). Das haben wir aber glücklicherweise nicht getan, sonst hätten wir ja den mit Miso und Sake glasierten, saftig gegarten Winterkabeljau samt des begleitenden asiatisch abgeschmeckten Kürbissalats (28 Euro) verpasst. Oder noch schlimmer: die marinierten, leicht panierten, zartrosa gebratenen Lammkoteletts mit cremiger SatéSauce, bestem Jasminreis und einem leicht pikanten Mangosalat (27 Euro). Ein wenig aus der Reihe tanzt das Hereford-Prime Rinderfilet (27 Euro), das zwar qualitativ toll und perfekt zubereitet ist, dessen Beilage, ein Parmentier von gerösteten Kartoffeln, grünem Spargel und Sake-Butter, im Gegensatz zu den anderen Gerichten aber recht flach wirkt. Richtig Boden machen dann wieder die Desserts gut, die uns beim vorigen
Mal hier nicht so gut gefallen haben und diesmal um Längen besser sind. Sowohl der innen optimal flüssige Schoko-Coulant mit Vanilleeis und Miso-Karamelsauce (neun Euro) als auch das seidige Mandarinen-Sorbet mit Schwammkuchen und Eis von schwarzem Sesam und weißer Schokolade (sieben Euro) machen eine Riesenfreude und Lust auf den nächsten Besuch im Nuru.
coni