Toc
Toc ist top
Typisch Palma: Da sind mitunter nur ein paar Schritte nötig, und schon erlebt man die quirlige Metropole von einer erstaunlich ruhigen Seite. So auch hier. Die Shopping-Meile San Miguel und die Plaça Major sind praktisch gleich um die Ecke, und dennoch scheint der dortige Trubel weit weg. Entspannt essen lässt es sich hier auch, etwa im neu eröffneten Restaurant Toc. Das sympathische Ecklokal beherbergte früher eine Möbel-Restaurationswerkstatt, und so manches Teil des Interieurs könnte dort aufgearbeitet worden sein. Robuste blanke Holztische, Stühle mal schlicht, mal mit opulent gedrechselten Lehnen sowie Lampen und Leuchter von anno dazumal sind lässig zusammengestellt. Dazu sorgt die unaufdringliche Deko mit alten Büchern, in Windlichtern flackernden Kerzen und in Töpfen hübsch Blühendem und Grünendem für eine stimmige Atmosphäre. Beim Eintreten fällt gleich der breite Bartresen ins Auge. Dahinter liegt die winzige offene Küche. Und die sorgt für großes Essvergnügen. So kann man sich nach Lust und Laune durch die Karte schlemmen, am besten para picar, also zum Teilen, und man ordert peu à peu, so lange der Appetit reicht. Da gibt es etwa zwei iberische Delikatessen, die man mit Wonne wegnaschen kann: Das Cecina de León, ein luftgetrocknetes und leicht geräuchertes Dörrfleisch aus Rind, nicht unähnlich dem Bündnerfleisch und mindestens genauso gut. Wir haben Lust auf Jamón aus Jabugo. Nach einem kleinen Appetizer, einem aromatischem Gemüsesüppchen im Schnapsglas, kommt die tiefdunkelrote iberische Schinkenspezialität in bester Qualität auf den Tisch
(100 Gramm 14 Euro). Und auch den hausgebeizten Graved Lachs müssen wir probieren (9,50 Euro). Als Wildlachs angekündigt, schmeckt er auch so, nämlich erstklassig. Die zu hübschen Röllchen geformten Lachsscheiben sind vergleichsweise dick, zergehen dafür erstaunlich zart auf der Zunge. Wow, der Lachs hat durch die Beize ein ganz besonderes Aroma. Dazu sind zwischen die Röllchen dekorativ leckere Dips gekleckst. Wir schmecken unter anderem milden Senf und eine leichte Mayonnaise. Am Nachbartisch gibt es Tostas, ansehnlich angerichtet auf knackigem Salat. Mit denen hatten wir auch geliebäugelt. Vier verschiedene Varianten sind zu haben. Unter anderem wird das geröstete Brot mit einem bei 63 Grad pochiertem Ei samt Cecina, Parmesan und Rucola oder auch mit den feinen kantabrischen Anchovis, Rucola und Ziegenkäse serviert (7,50/6,50 Euro). Spannend fanden wir außerdem die Linsen „Moong“mit Sofrito, also einer Würzsauce aus Olivenöl, Zwiebel, Knoblauch, die hier noch durch Kurkuma, Ingwer, Kreuzkümmel und Koriander aufgepeppt ist (7,50 Euro). Und dann wären da außerdem der mit Wermut, Ingwer und Zitronengras marinierte Thunfisch in einer Ponzu-Sauce nach hauseigenem Rezept, das Ceviche mit eingelegtem Granatapfel oder auch das Sous-vide gegarte Lammkarree (12/7,50/13,50 Euro). Aber Gemach. Auch wenn da irgendwie alles Appetit macht, die Karte Tapas ankündigt und die Preise eher bescheiden sind, man bekommt mehr als nur Portiönchen. Probiert und für wahrlich gut befunden haben wir schließlich das Tatar vom Wildschwein (zwölf Euro). In einem tiefen Teller wird es unter einer Glasglocke serviert, die, vom aufmerksamen wie freundlichen Service gelüftet, effektvoll Rauch entlässt. Ob der dem dezent an- gemachten und gut gehackten Fleisch noch den besonderen Geschmackskick verleiht, möchten wir nicht mit Bestimmtheit sagen. Es hat jedenfalls noch viel Eigenaroma, ist von einem Wachtelei getoppt und einfach nur lecker. Und dann kommen wir am Käse nicht vorbei. Der spielt im Toc nämlich eine echte Hauptrolle. Ganz nach Marktangebot listet die Karte um die zehn verschiedene Sorten ausgesuchter Erzeugnisse aus Kuh-, Schafswie Ziegenmilch samt kleiner Charakterisierung des jeweiligen Produktes. Dabei sind zum Beispiel ein 33 Monate gereifter Comté oder der Teyedu, ein spezieller Blauschimmelziegenkäse aus Asturien, gute neun Monate affiniert. Wir nehmen die Tabla Toc, eine Auswahl von fünf Sorten, die sorgsam auf einem Holzbrett zusammengestellt und von saftigen Granny-Smith-Apfelspalten begleitet wird. Der säuerliche Apfel harmoniert prima mit dem würzigen Käse, darunter ein leicht cremiger Schafskäse mit toller Trüffelnote und ein gut gereifter Parmesan. Nachdem uns zum Lachs ein solider Albariño gut gefiel, finden wie nun den Mano a Mano, einen reinsortigen Tempranillo aus Kastilien, ziemlich klasse (beide 0,2l vier Euro). Die angebotenen Weine – je ein Handvoll weiß und rot – kommen fast ausschließlich vom Festland, sind auch per Copa, also glasweise zu haben und sehr fair taxiert (Flasche ab 12,50 Euro). Nicht zu vergessen: Mittags bietet das Toc ein attraktives und günstiges Menú del Dia (Vor- und Hauptspeise für elf Euro; Hauptgericht und Getränk für zehn Euro). Das alles macht in jeder Hinsicht Laune und Lust auf viele weitere Besuche. emkazwo