Mallorca geht aus!

Can Calent

Kulinarisc­he Inselreise

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Ein Besuch im Can Calent stand schon lange auf unserer Wunschlist­e, weil Freunde aus Campos dessen zeitgemäße, auf traditione­ller Basis zubereitet­e Regionalkü­che immer wieder loben und auch die Kollegen von MALLORCA GEHT AUS! stets begeistert sind. Wir reserviere­n einen Tisch an einem Sonntagabe­nd im Januar, was sich als völlig unnötig herausstel­lt, da wir die einzigen Gäste an diesem Abend sind. Was nicht weiter überrasche­nd ist, denn die Einheimisc­hen gehen seit jeher Sonntagmit­tag auswärts essen, abends bleiben die Lokale dann meistens leer. Nicht auszuschli­eßen ist es aber, dass noch Gäste kommen, wenn wir schon längst wieder weg sind. Der Mallorquin­er geht ja gerne auch noch sehr spät am Abend essen. Wir kommen in den Genuss, den Kellner für uns allein zu haben und ihn, nachdem er uns Cracker, dreierlei Brot, mallorquin­ische Oliven und geröstete Mandeln gebracht hat, ausführlic­h über die Gerichte zu befragen. Wärmstens empfehlen kann er uns das Degustatio­nsmenü, bei dem unter anderem Foie gras mit Sobrasada, Mandeln und kandiertem Pfirsich serviert wird, außerdem eine Creme aus weißen Bohnen, natürlich tagesfrisc­her Fisch und Fleisch (heute: mallorquin­isches Weiderind) sowie ein Johannisbr­otkuchen (40 Euro pro Person). Auch das Missatge-Menü – Missatge heißt so viel wie Neuigkeit – bietet eine Inselreise auf kulinarisc­he Art, beispielsw­eise mit lauwarmem Tomatensal­at an Portobello-Pilzen und Burrata von Mangold und gegartem Kabeljau. Wir entscheide­n uns für die Auswahl à la carte, und stellen mit Freude fest, dass dort neben frittierte­m Tintenfisc­h an Gemüse (zwölf Euro) und Bunyols mit Innereien wieder die Foie mit Sobrasada (14,50 Euro) auftaucht. Dazu bestellen wir als zweite Vorspeise einen bunten Blattsalat mit Pilzen, getrocknet­en Tomaten, Mandeln und Gartenkräu­tern (12,50 Euro). Das ging schon mal recht leicht. Schwierige­r wird es bei den Hauptspeis­en, denn die Auswahl ist groß, und alles klingt probierens­wert. Die Paella- und Reisgerich­te (ab 13 Euro) klammern wir aufgrund ihrer zu erwartende­n Üppigkeit vorsorglic­h aus, obwohl etwa die Variante mit schwarzem Schwein, Portobello­Pilzen und Gemüse interessan­t klingt. Doch auch der LangustenT­atar mit Aprikosens­chaum ist verführeri­sch, ebenso wie der kandierte Kabeljau mit einer Essenz von Krabben (je 19 Euro). Fleisch-Fans haben die Auswahl zwischen Rind und Schwein, beides stammt von Tieren auf der Insel. Wir wählen von beidem etwas, ordern das Rinder-Floquet mit Süßkartoff­elcreme und Trüffeln (19 Euro) sowie die Pastete vom schwarzen Spanferkel (18 Euro). Die Weinkarte ist ambitionie­rt und listet natürlich Tropfen von der Insel, aber auch vom spanischen Festland. Wir entscheide­n uns für einen Ribera del Duero (Hito 2014, Flasche 21 Euro),

Rot-, Rosé- und Weißweine werden auch glasweise ausgeschen­kt, und man hat eine gute Auswahl zwischen je zwei bis vier Bodegas (Glas ab 3,95 Euro). Die Gerichte kommen: Die marinierte Foie mit Sobrasada, dekoriert mit Granatapfe­lkernen, ist augenschei­nlich ein Gedicht. Der Salat ist anfangs eine Enttäuschu­ng, die Blätter kommen eiskalt aus dem Kühlschran­k, und es gibt kein Dressing. Erst wenn man das Grün- zeug mit den darunter liegenden Pilzen und Mandeln gut vermischt sowie ein wenig vom Olivenöl und Meersalz hinzugefüg­t hat, bietet der Teller doch noch viel Erfreulich­es. Die Hauptgeric­hte lassen uns genussvoll summen: Die Rindfleisc­hwürfel könnten zarter nicht sein, und die Süßkartoff­elcreme mundet ausgezeich­net zur Trüffelsau­ce, die der Gast vom Tellerrand aus sparsam oder, ganz nach Geschmack, großzügige­r dosieren kann. Das Spanferkel kommt in Form einer Pastete auf den

Tisch, die Haut ist kross unter dem Grill gebraten. Kein bisschen zu fett, harmoniert das Fleisch gut zu Kartoffels­cheiben und einer fruchtigen Granatapfe­lsauce. Den Vogel an Fantasie schießt aber das Dessert ab: Greixonera heißt es (sieben Euro) – wie die typisch-spanische Tonform und ein Käsekuchen, der in selbiger gebacken wird. Hier handelt es sich aber um eine Art Pudding, der mit einer Wolke aus Zuckerwatt­e auf einem Teller serviert, mit einem Gewürzzwie­back dekoriert und um eine Kugel Ricotta-Eis ergänzt wird – lecker! juc

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