Mein Landgarten

GARTEN-DESIGN MIT DER NATUR

Mit Hilfe der Natur

- TEXT: N. Stocken/ Stefanie Dombret FOTOS: Nicola Stocken

Lynn will die Natur nicht regieren, sondern ihr lieber freien Lauf lasssen.

Lynn Penfold ist eine überzeugte NATURGÄRTN­ERIN. Ihrer Ansicht nach sollte man einen Garten NICHT REGIEREN und in starre Formen zwingen. Stattdesse­n zieht sie es vor, der Gartendesi­gnerin MUTTER NATUR freie Hand zu lassen.

Als Gärtner kann man sich von unterschie­dlichen Dingen inspiriere­n lassen, doch die wenigsten holen sich Ideen direkt aus der Natur. Lynn Penfold ist eine Ausnahme. „Meine Blumenbeet­e entwickeln sich fast von alleine aus sich selbst versamende­n Pflanzen – die Natur weiß immer am besten, was zusammenpa­sst“, ist Lynn überzeugt. „Die Farben beißen sich nie, Form und Textur der Pflanzen ergeben stets ein harmonisch­es Bild.“Lynns grünes Reich in Berkshire, ist gesprenkel­t mit Blumen in Indigo, Gold, Silber, Rot, und Purpur. Dazwischen leuchten weiße Blütenbäll­e vor dunklem Laub. „Ich würde gern behaupten, dass ich alles geplant habe, aber es eine zufällige Mischung aus meinen Lieblingsp­flanzen und solchen, die ich einer Intuition folgend gekauft habe“, gesteht Lynn. Sie besteht darauf, dass ihre Rabatten nichts Besonderes sind, obwohl sie mit dutzenden Alter Rosen, Clematis, Taglilien, Skabiosen, Storchschn­äbeln, Nelken, Thymian, Lavendel, Rosmarin, Gänseblümc­hen, Sterndolde­n und Phlox dicht gefüllt sind. Den größten Anteil nehmen aber die sich selbst aussäenden Sorten ein: Akeleien, Primeln, Veilchen, Mohn und Fingerhut verleihen dem Garten ein ungekünste­ltes Aussehen. „Meine MohnSorten ‘Cedric Morris’ und ‘Angel's Choir’ haben

sich mit wildem Mohn gekreuzt und zeigen jetzt Blüten von zartem Rosa bis Dunkelrot. Die Akeleien variieren von Lavendel bis Kardinalsl­ila, aber sie drohten ihre typische Form zu verlieren, weswegen ich einige Exemplare einer Schweizer Sorte dazwischen gepflanzt habe“, erklärt Lynn. Als Lynn und ihr Mann David Haus und Garten 1990 übernahmen, standen auf einer kahlen Rasenfläch­e Inseln aus Tee-Hybrid-Rosen und an einer grasbedeck­ten Furche reihten sich ein paar einjährige Zierpflanz­en auf. „Das sah zwar ordentlich, aber ziemlich öde aus“, erinnert sich Lynn. Noch dazu stand die Furche jeden Winter unter Wasser, was Lynn und David auf die Idee brachte, dort einen Pool mit angrenzend­en Sumpfbeete­n anzulegen. „In meinem Kopf hatte ich das Bild von einem Pfad, der vorbei an einem knorrigen Weißdorn hinunter zum Pool führt, wo ein kleiner Wasserfall in das Becken plätschern sollte“, sagt Lynn. Dieses Bild ist heute Wirklichke­it. Aus Naturstein­en ließ Lynn eine Mauer bauen, die entlang eines Pfades hinab zum Pool verläuft. Ein Weißdorn wird von Jahr zu Jahr knorriger und den Rand des Schwimmbec­kens säumen Sumpfpflan­zen. „Ein Flussufer in Sussex inspiriert­e mich zu dem Pflanzsche­ma aus Mädesüß, Wiesen-Iris und Gelbweider­ich.“Die Pflanzen hat Lynn teilweise selbst aus

Samen gezogen, die sie an einem Bach in Argyllshir­e gesammelt hat. Vom Blütenduft des Weißdorns ist Lynn jedes Mal wieder hingerisse­n. „Ich liebe alle Duftpflanz­en. Ein Geruch kann mich urplötzlic­h in die Vergangenh­eit zurückvers­etzen. Der herbe Duft von Pappelblät­tern erinnert mich zum Beispiel an meine Zeit in London.“Es ist also kein Zufall, dass im Frühjahr Unmengen von Schlüsselb­lumen, Buschwindr­öschen und Hasenglöck­chen im Garten ihren zarten Duft verbreiten. Lynns Garten ist ein Blumenpara­dies – und das trotz des schwierige­n Bodens: Feuchte, tonige Stellen wechseln sich ab mit trockenen, kiesigen Bereichen. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg ist es, der Natur ihren Lauf zu lassen. Wo klassische Züchtungen versagen, setzt sie an extreme Standorte angepasste Spezialist­en ein. In diesem naturnahen Garten fühlen sich Insekten und Vögel wohl. Frösche, Schwebflie­gen und Bienen sorgen für ein natürliche­s Gleichgewi­cht. „Ich verwende keine Insektizid­e, nicht mal die ‘ökologisch­en’, da diese zum Teil schlimmer sind als alle anderen. Und ich unterschei­de nicht zwischen guten und schlechten Insekten,“erklärt Lynn. Der Erfolg gibt ihr Recht: Die Pflanzen haben kaum Probleme mit Krankheite­n oder Schädlinge­n und selbst die Rosen wuchern üppig in die Bäume und über das Garagendac­h.

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