HIER LEBT DER FRÜHLING
Nach dem grauen Winter ist ein Besuch im Bocholter Garten von Susanne Paus und Peter Zweil wie bunter Balsam für die Seele.
Der Garten von Susanne und Peter wirkt wie Balsam für die Seele.
Jedes Zwiebelbeet ist sorgfältig komponiert
Diese Überraschung ist bestens geglückt. Inmitten einer Bocholter Wohnsiedlung hat Susanne Paus einen Garten angelegt, der schon zu Beginn der Saison so viel Farbe bietet, dass der erste Besuch meist mit ungläubigem Staunen beginnt. Wenn in anderen Gärten meist noch braune Erde dominiert, kann man hier schon in leuchtenden Blüten und Farben schwelgen. Das Geheimnis hinter der Pracht ist eher unscheinbar und begeistert auch eine promovierte Biologin wie Susanne Paus: „Wenn ich die Blumenzwiebeln beim Pflanzen in der Hand halte, dann sind das je nach Art ja ganz runzlige Exemplare. Es ist einfach unglaublich, was in ein paar Monaten daraus wächst.“Ähnlich erstaunlich ist auch die Geschichte des Gartens. Dass er noch im Jahr 2005 aus einer Gänseblümchenwiese und alten Obstbäumen bestand, kann man sich heute kaum vorstellen, doch genau darin bestand für Susanne Paus der Reiz. Als sie damals mit ihrem Mann per Annonce nach einem Haus suchte, war ein großer Garten mindestens so wichtig wie das Gebäude. Das Nachkriegshäuschen mit
Farbe tanken und in Blüten schwelgen
rund 1.000 Quadratmetern Grund und alten Obstbäumen passte perfekt zur Idee eines charmanten Gartens mit ländlichem Flair. Entsprechend motiviert ging Susanne Paus die Aufgabe an: „Den Plan habe ich gleich im ersten Winter zu Papier gebracht. Dass die Bäume bleiben würden, war von Anfang an klar.“Zum Glück, denn im Frühling schweben die Blütenwölkchen der Apfel- und Birnbäume über dem bunten Meer der Blumenzwiebeln. Schritt für Schritt und mit viel Ausdauer setzten Susanne und ihr Mann den Plan um: „Wir wussten, dass wir nicht alles im ersten Jahr schaffen würden, aber die Richtung stand fest.“Doch womit anfangen? Laien wären an dieser Frage angesichts der Größe der Aufgabe verzweifelt, doch für Susanne Paus war dies der vierte Garten ihres Lebens und sie ging entsprechend strukturiert vor. Für sie war klar, dass zuerst Hecken gepflanzt würden – das lang gezogene Grundstück brauchte ein Gerüst. Die Wahl fiel auf Hainbuchen, denn sie sind schnittverträglich und gedeihen auch im eher sandigen Boden des Gartens. Sie sorgen nicht
Susanne Paus malt mit Blumenzwiebeln Bilder
Die Zwiebelblüher fangen das Frühlingslicht
nur für Sichtschutz, sondern gliedern den Garten: in einen symmetrisch gestalteten Teil, der sich an das Haus anschließt, und in den Obstgarten, der hinter dem ebenfalls aus Hainbuchen geformten Torbogen liegt. Statt eines gepflasterten Wegs führt hier der Rasen weiter durch blühende Inselbeete bis hin zum Teich mit der blauen Laube am westlichen Ende des Gartens. Als sich 2011 die Chance ergab, einen Teil des Nachbargrundstücks zu pachten, schuf Susanne Paus ein weiteres Gartenzimmer mit Gemüsegarten und Blumenzwiebelwiese: „Diese war eine der genialsten Ideen, die wir hier verwirklicht haben.“Monatelang schlummern die Zwiebeln unter dem Rasen und überraschen im Frühling mit ihrer Pracht. Dafür pflanzt Susanne Paus hier wie auch im übrigen Garten zahllose Zwiebeln nach: „Mit jeder Zwiebel, die unter der Rasensode verschwindet, wächst meine Vorfreude auf den Frühling.“Bei so viel Tatendrang wundert es nicht, dass mittlerweile eine Hühnerwiese hinzukam. „Das sind die glücklichsten Hennen der Stadt“, erzählt sie. Wer würde da widersprechen?