PFLÜCK DAS GLÜCK
Vor drei Jahren ergänzte das Ehepaar Bovenmars ihren Bauern- und Gemüsegarten mit Beeten voller Schnittblumen in berauschender Vielfalt.
Vor drei Jahren ergänzten die Bovenmars ihren Bauern- und Gemüsegarten mit Schnittblumen.
Die Sommersonnenwende naht. Ria und Jan können sie kaum erwarten. Denn ab diesem Datum, dem 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, scheinen die Blumen in ihrem Garten schier zu explodieren. In rasantem Tempo recken sich die Stiele gen Himmel, eine Knospe nach der anderen öffnet sich, verwandelt die langen Beete in atemberaubende Blütenmeere. „Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Pforten unseres Schnittblumengartens zu öffnen“, sagt Ria mit strahlendem Gesicht. Seit 2015 betreibt die ehemalige Floristin zusammen mit ihrem Mann den „Hesselerhof“in Borne, einer kleinen Stadt in den östlichen Niederlanden, nur 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Offiziell. Denn Ria lebt schon seit ihrer Geburt hier: „Früher war es ein Bauernhof, meine Eltern hatten Schweine, Kühe und Schafe. Nach unserer Heirat beschlossen Jan und ich zu bleiben“, erzählt die sympathische Holländerin. Der Gemüsegarten, den bereits Rias Eltern angelegt hatten, existiert immer noch und liefert dem Paar das ganze Jahr über frische Zutaten für die Küche. In dem Gewächshaus, das sich ebenfalls auf der 350 Quadratmeter großen Fläche befindet, ziehen die Bovenmarsens ihre Sämlinge groß. „Im Februar beginnen wir im
Haus mit der Anzucht und warten dann, was daraus wird. Das ist immer ein aufregender Moment, wenn die ersten grünen Spitzen durch die Erde brechen“, erzählt Ria. Und: Es ist die Belohnung für ihre Mühen während des Winters, geeignetes Saatgut auszuwählen. „Schnittblumen müssen lange in der Vase halten, einen schlanken, geraden Stiel haben und nach dem Schnitt neue Blüten produzieren“, erklärt die Fachfrau. Zudem stellt sie hohe Ansprüche an ihr Angebot: „Viele unserer Sorten sieht man nur selten in Blumenläden. Ich habe allein 20 verschiedene Dahlien in meinen Beeten!“Hinzu kommen sechs Zinnien-Sorten und Raritäten wie die Schwarze Kornblume, die Große Knorpelmöhre, Bischofskraut sowie die Sonnenblumen-Varianten ‘Vanilla Ice’ und ‘Black Magic’, die mit ihren ausgefallenen Farben ins Auge stechen. Im März, wenn die Pflänzchen groß genug sind, werden sie eins nach dem anderen in kleine Töpfe gepflanzt und wandern ins Gewächshaus. Anfang April bereitet Jan die Blumenbeete vor und düngt sie mit dem, was die eigenen Schafe und Kühe hinterlassen – die natürlichste Sache der Welt. Bis die Setzlinge nach draußen dürfen, müssen die Nächte jedoch frostfrei sein, das ist meist etwa Mitte Mai. Und dann gibt es kein Halten mehr.
„Im Juni können wir den Blumen förmlich beim Wachsen zuschauen, so schnell geht das“, sagt Ria. Und das nicht nur im Schnittgarten. Auch der alte Bauerngarten rund um das rot verklinkerte Wohnhaus – der dritte Teil des insgesamt rund 1.600 Quadratmter großen Grundstücks – treibt nun überall aus oder steht bereits in voller Blüte. Zwischen Eiben-, Hainbuchen- und Buchsbaumhecken lugen große Hortensien-Kugeln hervor, Rhododendren-Büsche verströmen ihren betörenden Duft und typische Bauerngarten-Stauden wie etwa Malven, Eisenkraut und Rittersporn komplettieren die teils akkurat getrimmte, teils wild wuchernde Idylle. Gestört wird sie im Gemüse- und Schnittgarten nur von Schnecken, die in den jungen Pflänzchen einen Gaumenschmaus wittern. In den Abendstunden, wenn sie herbeikriechen, legt sich Jan auf die Lauer und sammelt sie ein. Während der Hauptsaison von Juli bis September bleibt den Bovenmarsens nur, die Pracht in ihrem Garten zu genießen und sie an heißen Tagen zu wässern. „Ende September ist die Saison vorbei. Dann heißt es aufräumen und die nächste Saison abwarten“, sagt Ria. Und wieder gibt es dann diesen aufregenden Moment, wenn sich die ersten grünen Spitzen durch die Erde bohren…