ROMANTIK IM NORDEN
Inspiriert durch die Gärten Englands schufen zwei Landschaftsarchitektinnen einen bezaubernden Park – strukturiert und dennoch in wilder Schönheit.
Inspiriert durch Englands Gärten schufen zwei Architektinnen einen eleganten Park in wilder Schönheit.
Duftende Kletterrosen überwuchern die rustikale Eichenpergola und dahinter befindet sich das Paradies. Nur durch schmale Rasenwege unterbrochen erstrecken sich in überbordender Fülle rot- und blaublühende Stauden wie Purpur-Sonnenhut, verschiedene Astern, Purpur-Fetthennen, Wasserdost und Rosen, dazwischen Sträucher, Buchsbaumkugeln, rostige Eisenskulpturen und Holzbänke zum Verweilen. In der Mitte: ein ovalförmiger, perfekt getrimmter Rasen, aus dem ein Tulpenbaum ragt, Holzbänke laden dazu ein, die Pracht in Ruhe zu bewundern. „Der Bauerngarten ist einer von fünf Räumen, die wir in Svabesholm angelegt haben. Sie unterscheiden sich alle in ihrem Charakter und ihrer Atmosphäre“, erklärt Anette. Svabesholm ist der Name des Hotels, hinter dem der Schaugarten liegt, in dem südschwedischen Ort Kivik nahe der Ostsee. Bevor Maria und Anette 2014 mit der Bepflanzung begannen, war es eine brach liegende Wiese mit nur wenigen Bäumen und Sträuchern. „Fast zehn Jahre lang hatten wir nach einem passenden Grundstück gesucht“, erzählt Maria, während sie auf den nächsten Raum zusteuert, die „High Street.“Gesäumt wird dieser zwei Meter breite und 30 Meter lange Weg von breiten Blumenrabatten vor einer Ligusterhecke, die sich spiegeln und im
Verlauf des Weges die Farbe ändern: Kühle Pastelltöne in der ersten Hälfte gehen sanft über in wärmende Sommerfarben. Englische Gärten haben Anette und Maria schon immer fasziniert. „Sie haben einen hohen Standard, was die Auswahl der Pflanzen und die Gestaltung betrifft, trotzdem wirkt alles ganz entspannt. Diese Balance zu halten ist eine Kunst“, erklären die Schwedinnen. Offenbar beherrschen das die beiden ebenfalls: 2015 wurde ihr Garten mit dem Simrishamn’s Architekturpreis ausgezeichnet. Zehn Jahre zuvor hatten sich die beiden Frauen kennengelernt. Sie wurden nicht nur beste Freundinnen, sondern hegten einen gemeinsamen Traum. Als Geschäftspartnerinnen gestalteten sie anfangs nur private Gärten. „Als wir dem Hotelbesitzer von unseren Plänen erzählten, war er sofort bereit, uns die Fläche zu verpachten“, erinnert sich Anette. 2014 begannen sie mit der Bepflanzung, ein Jahr später war es endlich soweit: Der ‘Engelska Trädgården’ (dt. der ‘englische Garten’) öffnete seine Tore.
In der Mitte wird die ‘High Street’ von der ‘Allee’ gekreuzt. Sie führt von der Terrasse des Hotels zu einem romantischen Hochzeitspavillon im Wald. Zehn Zierapfelbäume und zehn weiße Rosenstöcke ‘Claus Dalby’, unterpflanzt mit aromatischer Katzenminze, stehen Spalier,
wenn die Paare hier entlangschreiten. An heißen Tagen bietet der Wald im hinteren Teil des Schaugartens mit seinem kleinen See und Wasserfall eine angenehm erfrischende Kühle. Auch ihn haben die beiden Frauen angepflanzt. Blattschmuckstauden wie Hosta, Farne, Hahnenfuß ‘Flore Pleno’ oder Helleboren ziehen sie im sogenannten Schattenhaus vor.
Zurück in der Sonne geht es weiter in den Rosengarten. „Eigentlich sind es zwei“, sagt Maria, „ein Teil mit hellen und ein Teil mit warmen Farben“. In jedem von ihnen befinden sich vier Inseln mit je vier – meist englischen – Rosensorten, dazwischen verschiedene Sommerblumen und Stauden. Der Küchengarten ist der letzte Raum, umgeben von einer Hainbuchenhecke sowie einem rustikalen Zaun aus Haselnuss- und Eichenstecken. Dann sind da noch die „Zwischenräume“, etwa das grün getünchte Gewächshaus für die Pelargonien, das 200 Jahre alte Eishaus, in dem früher Lebensmittel gekühlt wurden, rostige Skulpturen inmitten eines Sträucherdickichts und überall verstreute, natürliche Wildblumenwiesen. „Kontrollierter Überfluss nennen wir das Konzept“, sagt Anette. Sie und Maria wollen möglichst viele Menschen inspirieren. Bis September kann man ihren Garten besuchen: www.denengelskatradgarden.se