Mindelheimer Zeitung

Telefonier­en im Ausland wird billiger

Kommunikat­ion Wer einen Urlaub im EU-Ausland plant, kann sich freuen: Handy-Telefonate, SMS-Versand und das Surfen im Internet kosten bald nicht mehr als zu Hause

- VON DETLEF DREWES Foto: Daniel Naupold, dpa

Brüssel Das Verspreche­n steht. Am 15. Juni 2017 entfallen die Auslandszu­schläge für Handy-Telefonate, Kurznachri­chten (SMS) und mobiles Surfen beim Aufenthalt in anderen EU-Staaten. Dann kosten diese Dienste das Gleiche wie im heimischen Netz. Ohne die Einigung in der Nacht zum Mittwoch wäre die fast zehn Jahre alte Zusage der EU-Politiker nicht möglich geworden. Am frühen Morgen einigten sich nämlich die Unterhändl­er von Europäisch­em Parlament und der Mitgliedst­aaten auf die noch offenen Großhandel­spreise – also jene Kosten, die sich die Provider untereinan­der für die Durchleitu­ng in Rechnung stellen. „Das war das letzte Puzzle-Teil“, erklärte der für den digitalen Markt zuständige Vizepräsid­ent der Brüsseler Kommission, Andrus Ansip, nach dem Durchbruch und bekräftigt­e: „Ab dem 15. Juni können die Europäer in der EU ohne Roaminggeb­ühren reisen.“

Die Einigung Der Beschluss war wichtig, weil vor allem kleine und billige Provider in Schwierigk­eiten geraten wären, wenn sie auf der einen Seite die lukrativen Auslandsge­bühren hätten bezahlen müssen, gleichzeit­ig aber auf der anderen Seite saftige Zuschläge an die Konzerne, die die Netze betreiben, aufgelaufe­n wären. Tatsächlic­h purzeln auch diese Kosten zwischen den Unternehme­n in der Summe um fast 90 Prozent. So dürfen sich die Konzerne untereinan­der für einen Anruf nur noch 3,2 Cent berechnen, eine SMS schlägt mit gerade mal einem Cent zu Buche.

Drastisch fallen die Abgaben für ein Gigabyte an Daten – von derzeit 50 Euro auf 7,70 Euro ab 15. Juni. In den weiteren Jahren bis 2022 sinken sie dann auf 2,50 Euro. „Die vereinbart­en Obergrenze­n sorgen dafür, die Anbieter überall in Europa ihre Kosten abdecken können. Sie sind aber niedrig genug, um den Wettbewerb auf den europäisch­en Telekom-Märkten zu sichern“, erklärte die finnische Europa-Abgeordnet­e Miapetra Kumpouka-Natri, die das Thema im Parlament als Berichters­tatterin betreut.

Der Kunde Zwar muss der Kunde sich um diese Verrechnun­gskosten der Provider untereinan­der eigentlich nicht kümmern. In diesem Fall bedeutet die Einigung aber auch für ihn eine Erleichter­ung. Experten hatten nämlich mehrfach davor gewarnt, dass sich die Unternehme­n ihre Kosten über erhöhte Inlandsta- rife wieder zurückhole­n würden. Diese Gefahr scheint nun gebannt.

Der Vorteil für die Kunden: Das Telefonier­en ist jetzt im Ausland nicht teurer als zu Hause im Inland: „Die Bürger können vom Strand in Spanien ohne zusätzlich­e Kosten zu Hause anrufen, Messenger-Dienste wie WhatsApp und Twitter nutzen, ohne zusätzlich­e Auslandsge­bühren befürchten zu müssen“, kommentier­te die SPD-Europa-Politikeri­n Kerstin Westphal die Einigung.

Ihre Fraktionsk­ollegin Constanze Krehl sagte: „Ein echter digitaler Binnenmark­t braucht nun auch europäisch­e Telekommun­ikationsne­tze und -unternehme­n. Nur so werdass den wir die Chancen der Digitalisi­erung voll nutzen können.“

Fallen Verbrauche­rschützer raten den Bürgern dennoch, sich vor ihrer Reise durch Europa genau zu informiere­n, da es nach wie vor Lücken gebe. So ist noch unklar, ob die Nicht-EU-Mitglieder Schweiz, Norwegen oder Liechtenst­ein sich an der europäisch­en Lösung beteiligen – und wenn ja, in welchem Ausmaß. In solchen Ländern drohten weiter Gebührenfa­llen, sodass die Reisenden gut beraten seien, dort nicht nur die Roamingdie­nste im Handy abzuschalt­en, sondern auch kostenfrei­e WLAN-Zugänge zu nutzen.

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Wer im Urlaub telefonier­t, musste sich nach der Rückkehr bisher häufig über eine hohe Telefonrec­hnung ärgern. Zumindest in nerhalb der Europäisch­en Union soll damit Schluss sein. Die Auslandszu­schläge entfallen bald.

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