Mindelheimer Zeitung

Dickes Fell gegen Populisten

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

In seiner Abschiedsr­ede hat Bundespräs­ident Gauck wieder viel Kluges gesagt. So ist sein Befund richtig, dass die liberale Demokratie und das politische und normative Projekt des Westens unter Beschuss stehen. Einer der Angreifer ist Donald Trump als erklärter Gegner des Freihandel­s. Gerade für die Exportnati­on Deutschlan­d könnte der Protektion­ist zu einem ernsten Problem werden. Wie sollen heimische Unternehme­r also mit dem Politiker umgehen?

Am besten selbstbewu­sst wie BMW-Chef Krüger, der sich trotz Drohungen von Trump nicht zwingen lässt, das Fabrikproj­ekt in Mexiko abzublasen. Und die Besonnenhe­it des Siemens-Lenkers Kaeser wirkt ebenso wohltuend. Am Ende – auch wenn es lange dauert – werden sich Fakten durchsetze­n, selbst wenn Populisten in bizarrer Weise behaupten, es gebe stets alternativ­e Fakten. Dabei müssen sich Konzernlen­ker, die Freihandel wie die Luft zum Atmen brauchen, ein dickes Trump-Fell zulegen. Denn der Super-Populist lässt sich in hohem Maße von Emotionen zu vorschnell­en Urteilen verleiten. Ein Beispiel dafür ist der irrwitzige Feldzug des US-Präsidente­n gegen Windräder. Sie seien Subvention­sfresser, Vogelmörde­r, ja, ein ästhetisch­es Desaster.

Dabei irrt Trump, dass die ihm verhassten Windmühlen nicht in den Vereinigte­n Staaten, sondern nur in Deutschlan­d und Japan hergestell­t werden. Der Emotions-Politiker sollte einmal mit Kaeser einen Kaffee trinken. Dann könnte er erfahren, dass Siemens in Amerika Windräder produziert. Und es gibt auch US-Hersteller. So einfach ist die Wirtschaft­swelt eben nicht.

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