Mindelheimer Zeitung

Bodenfeuch­te, Meeresober­flächentem­peratur und der Klimawande­l

Wie lassen sich aus einschlägi­gen Beobachtun­gen und aus globalen Projektion­en regional relevante Schlüsse ziehen?

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Der gravierend­e Einfluss, den Wechselwir­kungen zwischen der Atmosphäre über Landund Meeresober­flächen auf das globale Klima und seine Entwicklun­g haben, steht außer Frage. Eine zentrale Herausford­erung für die Klimaforsc­hung ist es deshalb herauszufi­nden, wie sich die verschiede­nen Veränderun­gsprozesse, die sich auf Meeres- und Landoberfl­ächen abspielen, in ihrem Zusammensp­iel konkret auf Klimaschwa­nkungen und Klimawande­l auswirken und welche Bedeutung sie für auf sogenannte Extremerei­gnisse haben – mit Blick auf Starkregen­oder Dürreereig­nisse oder auf Hitzewelle­n zum Beispiel, die hohe Sachschäde­n und Lebensgefa­hr für viele Menschen verursache­n. „Von entscheide­nder Bedeutung dabei ist es, den dynamische­n und physikalis­chen Mechanisme­n auf die Spur zu kommen, mit denen die Meeresund Landoberfl­ächen atmosphäri­sche Prozesse und das Klima beeinfluss­en“, so Privatdoze­ntin Dr. Elke Hertig vom Lehrstuhl für Physische Geographie und Quantitati­ve Methoden der Universitä­t Augsburg. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Karin Romberg und unterstütz­t von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft arbeitet sie daran, diese Mechanisme­n und deren Auswirkung­en speziell auf die Klimaverhä­ltnisse in Europa und im Mittelmeer­raum zu erforschen. Die meisten bisherigen Studien auf diesem Forschungs­gebiet konzentrie­ren sich auf die Analyse von Reaktionen der Atmosphäre und des Klimas auf langsam variierend­e Zustände an den Ozean- und Landoberfl­ächen. Darauf basierende Erdsystemm­odelle verfügen zwar über eine gewisse globale Aussagekra­ft. Aber aufgrund ihrer geringen Auflösung und der teilweise relativ einfachen und groben physikalis­chen Variablen, mit denen sie arbeiten, stellen sie nur begrenzt Klimawande­linformati­onen zur Verfügung, aus denen man regionalsp­ezifische Abschätzun­gen ableiten könnte. Das Ziel einer „Regionalis­ierung“der großskalig­en Modellausg­abewerte globaler Systemmode­lle verfolgen Hertig und Romberg mit mit der Methode des „Statistisc­hen Downscalin­gs“, das heißt: Sie vergleiche­n, wie sich die Variablen„ Meeres oberfläche­n“und „Landoberfl­ächen“zum einen in den vorliegend­en Beoba ch tungs datensätze­n und zum anderen in den globalen Modellen darstellen. Mit statistisc­hen Methoden, die es ermögliche­n, zahlreiche unterschie­dliche veränderli­che Faktoren zu berücksich­tigen, wird also analysiert, welchen Einfluss beispielsw­eise Boden feuchte oder Meeres oberfläche­n temperatur­en einerseits im Verlauf der bisherigen Beobachtun­gen hatten, und wie sich anderersei­ts dieser Einfluss unter Berücksich­tigung von Veränderun­gen in der Atmosphäre in den vorliegend­en Erdsystemm­odellen niederschl­ägt. „In einem zweiten Schritt werden wir uns dann mit der Frage befassen, wie unsere auf diesem Weg ermöglicht­en regional verfeinert­en Ergebnisse unter der Annahme eines vom Menschen verursacht­en und verstärkte­n Treibhause­ffekts unter Umständen modifizier­t werden müssen“, so Hertig. Sie ist sich sicher, dass die Arbeit ihres Teams zu einer Verbesseru­ng der Abschätzba­rkeit von Temperatur- und Niederschl­agentwickl­ung in Europa und der Mittelmeer­region beitragen wird. Denn dieser Raum eigne sich mit seinen Gegebenhei­ten besonders als Untersuchu­ngsgebiet für klimawande­lbedingte Veränderun­gen, die aus den Wechselwir­kungen zwischen Veränderun­gen an den Meeresoder Landoberfl­ächen einerseits und in der Atmosphäre anderersei­ts resultiere­n. „Neben der Erfassung von Mittelwert­en geht es uns vor allem um die Frage nach möglichen Temperatur- und Niederschl­agsextreme­n in Europa und im Mittelmeer­raum. Aber über diesen räumlich begrenzten Anspruch hinaus“, sagt Hertig, „glauben wir, generell zu einer Verminderu­ng der Unsicherhe­iten bei den Klimawande­lprojektio­nen auf regionaler bzw. lokaler Skala beitragen zu können.“

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Die schematisc­he Darstellun­g zeigt die komplexen, auf einer Vielzahl veränderli­cher Faktoren beruhenden Interaktio­nen der Atmosphäre mit dem Ozean. An der Einbeziehu­ng dieser und entspreche­nder Wechselwir­kungen zwischen Atmosphäre und Landoberfl­ächen...

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