Duzt du noch oder siezt du schon?
Capito Benimmschule Expertin Susanne Erdmann erklärt dir heute eine Feinheit in der deutschen Sprache. Und du erfährst, warum ein Du auch teuer werden kann
Kannst du mir bitte helfen? Können Sie mir bitte helfen? – diese beiden Sätze unterscheiden sich kaum. Und doch machen zwei kleine Worte einen großen Unterschied: das „Du“und das „Sie“. Wenn man zu jemandem „du“sagt, dann heißt das duzen. Siezen bedeutet, dass man jemanden mit Sie anspricht. Und warum macht man das überhaupt?
Damit drückt man aus, dass man Achtung hat
„Mit dem Du drückt man Nähe aus“, erklärt Susanne Erdmann. Das Du bedeutet, dass man die Person gut kennt. Zu Freunden sagt man daher du. Zu seinen Verwandten natürlich auch. Und Erwachsene sagen zu Kindern häufig du. Das hängt mit dem Alter zusammen. Ab einem bestimmten Alter wird man auch zu dir „Sie“sagen.
Mit dem „Sie“drückt man einen Abstand zum anderen aus und zeigt, dass man Achtung vor der Person hat. Viele Menschen siezen zum Beispiel ihren Chef. Und zu Bundeskanzlerin Angela Merkel würden wir auch nicht einfach „Du, Angela“sagen. Das wäre respektlos.
Kleine Kinder verwenden häufig nur das „Du“, weil sie mit dem höflichen „Sie“noch keine Sätze bilden können. Für die älteren Kinder gilt: „Alle Erwachsenen werden gesiezt, bis sie das Du anbieten“, erklärt Susanne Erdmann. Wenn sie aber mit Vornamen und mit „Du“vorgestellt werden oder man sich schon mit du kennt, bleibt das natürlich dabei.
Man kann übrigens auch gleichzeitig duzen und siezen. Beim sogenannten „Hamburger Sie“spricht man den anderen zwar mit dem Vornamen an, verwendet aber das höfliche „Sie“. „Diese Form der Anrede stellt einen Mittelweg dar und wird manchmal für Personen genutzt, bei denen man sich einerseits nicht vertraut genug zum Duzen ist, andererseits das Anreden mit dem Nachnamen als zu distanziert empfunden wird“, erklärt Susanne Erdmann. Ältere Menschen verwenden diese Form zum Beispiel gerne gegenüber jungen Erwachsenen.