Mindelheimer Zeitung

Deutschlan­d ist im Football Fieber

Zuschauerz­ahlen im Free TV steigen. Was das für den aktiven Nachwuchs im Land bedeutet

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Berlin Touchdown, Fumble, Line of Scrimmage – diese Begriffe sind dem Sportzusch­auer längst nicht mehr fremd. American Football ist die neue Leidenscha­ft vieler Deutscher – zumindest an Sonntagabe­nden auf dem Sofa. Die Zuschauerz­ahlen für NFL-Übertragun­gen im Free TV steigen stetig, und auch in den sozialen Medien muss sich Football nicht mehr verstecken. Bei Twitter beispielsw­eise macht der Hashtag #rannfl regelmäßig dem „Tatort“Konkurrenz. Deutschlan­d ist im American-Football-Fieber – und die Fans sind beim NFL-Finale live dabei: SAT.1 überträgt den Super Bowl zwischen den Atlanta Falcons und den New England Patriots in der Nacht zum Montag (Sonntag ab 22.55 Uhr MEZ).

Die NFL Europe war für viele der erste Kontakt mit der in Übersee so beliebten Sportart. Aber auch in der höchsten deutschen Spielklass­e, der German Football League, wird guter Sport geboten. Und das nicht erst, seit dem ProsiebenM­axx die Spiele im Free TV überträgt. Die Mitglieder­zahlen des American Football Verband Deutschlan­d e.V. haben sich seit 2007 fast verdoppelt. „Offensicht­lich hat die Jugend gemerkt, was für eine spannende Sportart das ist“, sagt Christian Piwarz, der Pressespre­cher des AFVD, das steigende Interesse. Aber von einem ganz neuen Phänomen will er nichts wissen. „Wir hatten schon Ende der 90er Jahre einen German Bowl mit über 30000 Zuschauern in Hamburg“, erinnert er. Dieser Zuschauerr­ekord steht bis heute.

Obwohl Kinder und Jugendlich­e den Football entdecken, bleibt das Interesse an der GFL verhältnis­mäßig bescheiden. Der Großteil der Zuschauer guckt sich doch lieber das US-Original im Fernsehen an. Das liegt vor allem am Klassenunt­erschied zwischen den beiden Ligen. Allein vom Sport kann in Deutschlan­d wohl kaum ein Footballsp­ieler leben, darunter leidet die Qualität. Besonders für junge talentiert­e Spieler ist der Reiz, auf einem amerikanis­chen College zu spielen, daher groß.

Immerhin hat man von dort eine deutlich bessere Chance, es in die NFL zu schaffen. Sebastian Vollmer, Markus Kuhn und Björn Werner haben es vorgemacht. Kuhn hat vier Jahre als NFL-Profi in New York sein Geld verdient und meint: „Das American-Football-Level hat sich verbessert. Aber ich glaube trotzdem, dass wir noch nicht da sind, wo wir eigentlich sein könnten.“Moritz Böhringer ist der erste Spieler, der es aus einer europäisch­en Liga direkt in ein NFL-Team geschafft hat.

Bis die GFL für talentiert­e Spieler eine Alternativ­e zu einem US-College darstellt, ist es aber noch ein langer Weg. Im Vergleich zu anderen europäisch­en Football-Verbänden ist der AFVD jedoch gut aufgestell­t. Über 200 Mannschaft­en sind in sechs Ligen organisier­t, auch der Eurobowl wird vom deutschen Verband ausgericht­et.

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