Kurze Leine für Kritiker
Das Bild von der Arbeit eines Fußball-Berichterstatters hat traumhafte Züge. Der Journalist schaut auf Verlagskosten Fußball, plaudert mit Weltstars über die Viererkette und hinterher schreibt er darüber. Dafür bekommt er auch noch Geld. Grob gesagt ist das die Wahrheit – aber auch nur ein Teil davon. Der weniger erfreuliche Teil berührt den eigentlichen Sinn seines Wirkens: das Verbreiten von Information.
Was früher eines kurzen Anrufs beim Trainer oder Spieler bedurfte, ist heute ohne Anfrage bei der Medienabteilung in der Regel unmöglich. Dafür können die Vereine nichts. Sie müssen den medialen Ansturm auf den Fußball steuern. Was die Arbeit für Journalisten allerdings oft schwer macht, ist das Selbstverständnis von Vereinen und Verbänden. Einerseits wollen sie weiter identitäts- und gemeinschaftsstiftende Fußballfamilien sein, andererseits handeln sie wie Wirtschaftskonzerne.
Mediendirektoren und Pressesprecher verstehen sich als Schleusenwärter des Nachrichtenflusses. An ihnen geht kein Interview, nicht einmal ein einzelnes Zitat, ungeprüft vorbei. Auch die größten Banalitäten unterliegen dem Gebot der Autorisierung. Wer einen Nebenweg nimmt, wird abgestraft. Das ist in den Spielerverträgen festgehalten. Widerspenstige Journalisten erhalten keine Interviewtermine mehr.
Vereine und Verbände nehmen die Berichterstattung oder das, was sie dafür halten, inzwischen selbst in die Hand. Dafür gibt es den eigenen Nachrichtenkanal, das eigene Fan-TV. Kritisches ist dort freilich nicht zu finden.