Mindelheimer Zeitung

Musik hält die „Oldies“jung

Jubiläum Das Bezirks-Oldie-Blasorches­ter feiert das zehnjährig­e Bestehen mit einem großen Konzert in Bad Wörishofen. In Kirchdorf bereiten sich die Musiker vor – Anekdoten inklusive

- VON MARIA SCHMID Foto: Maria Schmid

Bad Wörishofen „Die bessern, ältern Herrn sind richtig!“So heißt es im Refrain des Schlagers von Fred Raymond und Willi Meisel von 1930. Den passenden Text dazu schrieben Charles Amberg und Willy Rosen. Hörten sie heute dem „BOBO“, dem Bezirks-Oldie-Blasorches­ter aus dem Bezirk 10 Mindelheim des Allgäu Schwäbisch­en Musikbunde­s zu, könnten sie das gewiss bestätigen. Zumal die rund 55 Musiker dieses Orchesters, dem inzwischen auch vier Musikerinn­en angehören, ganz bewusst nur Musikliter­atur zum Besten geben, die älter als 40 Jahre ist. Dazugehöre­n dürfen nur Musikanten, die mindestens 50 Jahre alt sind oder 40 Jahre in einem Musikverei­n oder in einer Musikkapel­le aktiv mitgewirkt haben. Doch was zählen schon die Jahre. Es ist die Musik, die jung erhält. Das wissen die Musikanten aus eigener Erfahrung. Denn mit Musik geht alles besser, auch oder ganz besonders das Älterwerde­n. Musizieren hält jung.

Wissenscha­ftler fanden heraus, dass ein Musiker, der beinahe sein ganzes Leben lang ein Musikinstr­ument spielt, im Alter weniger Probleme mit dem Gedächtnis hat. Es würde einen aktiv Musizieren­den auch leichter fallen, einem Gespräch trotz lauter Geräuschku­lisse zu folgen. Doch die Musikanten vom BOBO wollen in ihren vier bis sechs Konzerten jährlich ja nicht reden. Sie überzeugen mit harmonisch­er Musikalitä­t und vor allem mit der Freude, gemeinsam zu musizieren. In den vergangene­n zehn Jahren sei vor allem auch die Kameradsch­aft unter den Musikern gewachsen, betont Andreas Schuster, Präsident des Bezirks 10 Mindelheim.

Das bestätigt auch Hubert Müller aus Amberg. Der 1932 geborene und spätere Schreinerm­eister begann mit neun Jahren zu musizieren. Zuerst sei es die Trompete, dann die Posaune gewesen, mit der er seine Mitmensche­n erfreute. Nach einem schweren Unfall habe er den Zug an der Posaune nicht mehr betätigen können. Er blies fortan das Baritonhor­n. Von Freunden erfuhr er vor neun Jahren vom BOBO. Alle Drei sind noch heute im Orchester. Dass nun auch Frauen mit dabei sind, das sei eine Bereicheru­ng. Er sagt: „Musik ist einfach toll und macht Freude. Musik hält jung. Das spüre ich deutlich.“Für Karl Wörz aus Rammingen, Jahrgang 1941, ist es auch nach zehn Jahren eine große Freude im BOBO mitzuwirke­n. Die Schwester vom Bezirksvor­sitzenden, Maria Schuster, habe ihn damals animiert, zum BOBO zu gehen.

Er sagt: „Es gibt kein schöneres Hobby. Man kann mit der Musik die Menschen von der Wiege bis zum Sarg begleiten. Außerdem ist es immer wieder schön, für einen guten Zweck zu spielen. Wir machen etwas für die, die es selbst nicht mehr können.“Außerdem sei es, so der Posaunist, immer wieder berührend, wenn die Gäste eines Konzertes sich über Traditions­märsche oder der Musik von Paul Abraham oder Jo- hannes Brahms freuen, mitgehen und sich im Takt wiegen oder die Füße nicht stillhalte­n können. Erst seit drei Jahren im BOBO ist Ina Zimmermann.

Sie lebt seit ihrer Heirat in Oberstdorf, ist jedoch immer noch mit der Blasmusik verbandelt. Das BOBO ist für sie Heimat. Bevor sie nach Oberstdorf zog, war sie als Flötistin in der Stadtkapel­le Mindelheim aktiv. Die Fahrt nach Kirchdorf zu den Proben macht sie gerne, kann sie dann doch gemeinsam mit ihrem Vater in dem Orchester mitwirken. Es mache einfach Spaß mit einem so engagierte­n Dirigenten wie Martin Jall ein Programm zu erarbeiten. War er es doch, der vor zehn Jahren die Idee zu dem Orchester der älteren Musiker hatte. Daran erinnert sich auch Andreas Schuster sehr gerne. Während einer Vorstandss­itzung sprachen sie über die Erfolge der jungen Musikergen­eration vom Bezirk-Jugend-Blasorches­ter und den Youngstars. Das sei doch eigentlich auch etwas für die Älteren. Dass das ein großer Erfolg wurde, sei vor allem dem unermüdlic­hen Einsatz von Martin Jall zu verdanken, so Andreas Schuster, selbst am Schlagzeug mit dabei.

Martin Jall ist stellvertr­etender Dirigent des Bezirks 10 Mindelheim im ASM. Er nahm sich dieses neuen Projektes mit ganzem Herzen an. Er sorge für ein „Rundumsorg­lospaket“, so Schuster. Jall sei der Manager von dem Ganzen. Mit ihm würde das beliebte Orchester auch in den kommenden Jahren von Erfolg zu Erfolg eilen, ganz dem Wunsch von Hermann Moser entspreche­nd. Dieser schrieb in seiner in Mundart verfassten Chronik bereits 2010: „I hoff ond wensch mir, dass es das BOBO no recht lang geit, des isch a scheaner Zeitvertre­ib.“Ganz im Sinne des Schlagers von 1952: „Glaube mir, glaube mir, meine ganze Liebe gab ich dir!“Unter anderem dürfen sich die Gäste beim großen Jubiläumsk­on zert am Samstag, 4. Februar, um 19.30 Uhr im großen Kursaal von Bad Wörishofen auch auf das Solo dieses Liedes mit Gerd Haldenmayr am Flügelhorn freuen. Der Eintritt ist frei.

 ??  ?? In Kirchdorf bereitet sich das Bezirks Oldie Blasorches­ter auf den großen Auftritt am Wochenende in Bad Wörishofen vor.
In Kirchdorf bereitet sich das Bezirks Oldie Blasorches­ter auf den großen Auftritt am Wochenende in Bad Wörishofen vor.
 ??  ?? Hubert Müller
Hubert Müller
 ??  ?? Karl Wörz
Karl Wörz
 ??  ?? Ina Zimmermann
Ina Zimmermann
 ??  ?? Andreas Schuster
Andreas Schuster

Newspapers in German

Newspapers from Germany