300 000 Euro zu wenig Steuern gezahlt?
Justiz Mutter und Sohn sollen den Schaden mit hochwertigen Autos verursacht haben. Eine Reise quer durch Europa für die teuren Karossen
Landkreis Augsburg Die Mutter und ihr mitangeklagter Sohn handeln vor allem mit hochwertigen Gebrauchtwagen – darunter Porsche, Maserati, BMW und Mercedes. Der Wert der Fahrzeuge liegt jeweils im hohen fünfstelligen Bereich. Beim An- und Verkauf sollen die beiden gebürtigen Rumänen laut der am Amtsgericht Augsburg verlesenen Anklage jahrelang zu wenig Umsatzsteuer bezahlt haben. Der entstandene Schaden soll knapp 300 000 Euro betragen.
Die 66-jährige, ganz in schwarz gekleidete Frau aus dem südlichen Landkreis Augsburg ist nach dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren die formelle Geschäftsführerin eines Gebrauchtwagenhandels. Der Geschäftsbetrieb liege laut Verteidigerin Carolin Arnemann aber bei dem mitangeklagten 34-jährigen Sohn. Dieser ist vor einigen Jahren bereits wegen Steuerhinterziehung beim Gebrauchtwagenhandel zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Über seinen Verteidiger Peter Witting lässt er ausrichten, dass es keine Steuerhinterziehungsmodelle gegeben haben. „In dem ein oder anderen Fall mag es nicht richtig gelaufen sein“, sagt Witting zu Beginn der Verhandlung.
Bei rund 20 Fahrzeugen sollen Mutter und Sohn laut Anklage Rechnungen und Belege gefälscht haben, um weniger oder überhaupt keine Steuern bezahlen zu müssen. Etwa 130 000 Euro sollen auf diese Weise zu wenig an Umsatzsteuer gezahlt worden sein. Bei den aus Italien oder Rumänien importierten Fahrzeugen handelt es sich um hochwertige Autos.
Für jedes dieser ge- und verkauften Autos legt Verteidiger Witting dem Schöffengericht detailliert dar, wie das Geschäft zustande gekommen sein soll. Von rumänischen Mittelsmännern und Geschäftspartnern ist die Rede, teils soll der Angeklagte nur als Vermittler in Erscheinung getreten sein. Die hochwertigen Fahrzeuge sollen nach dem Import zügig weiterverkauft worden sein – nach Schweden, Lettland, Estland, Polen oder Rumänien.
Nur in wenigen Fällen sei allerdings der Verkaufspreis nicht richtig verbucht worden sein, so Witting. Seinem Mandanten könne man höchstens Naivität unterstellen, dass er manche Angaben eines Geschäftspartners nicht genauer betrachtet habe.
Ein weiterer Vorwurf von Staatsanwalt Benedikt Weinkamm betrifft den Verkaufspreis von weiteren fast 60 Fahrzeugen. Diese sollen buchhalterisch nicht nur unter dem Marktwert, sondern auch unter dem Einkaufspreis verkauft worden sein. Den Geschäftsführern wird vorgeworfen, einen sechsstelligen Betrag „schwarz“bekommen zu haben, für den keine Steuern abgeführt worden sind. Auf das private Konto der 66-jährigen Geschäftsführerin wurden in dieser Zeit 200000 Euro einbezahlt. Auch diese Vorwürfe bestreiten die Angeklagten, es sei kein Schwarzgeld geflossen. Sie haben eine ganz andere Erklärung: Die vergleichsweise niedrigen Verkaufspreise seien aus der Not geboren. Die Autos seien schon Monate zuvor von anderen Händlern bestellt und wenn sie nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt weiterverkauft worden wären, hätte dies die Geschäftsbeziehungen riskiert. Die 200000 Euro sollen vom Bruder des Angeklagten stammen, der in Frankreich 500000 Euro beim Lottospielen gewonnen haben soll.
Richterin Britta Füchtenbusch hat den ursprünglich auf zwei Verhandlungstage angesetzten Prozess wegen der umfangreichen Beweisaufnahme um zwei Tage erweitert. Die Verhandlung wird am 27. Februar fortgesetzt. Dann soll ein Steuerfahnder zu jedem Autoanund -verkauf aussagen.