Sind muslimische Frauen rechtlos?
Islam Aus dem Koran kann eine Unterdrückung nicht abgeleitet werden, versichert eine gläubige Muslima
Mindelheim Die Bilder verstören, vielen machen sie Angst: schwarz verschleierte Frauen, die sich öffentlich zu einem konservativen Islam bekennen. Viereinhalb Millionen Muslime leben in Deutschland. Was aber wissen wir über den Islam und die Rolle der Frau in dieser Religion? Offenbar wenig. Aufklärung tut not, sagten sich die Verantwortlichen der Freiwilligenagentur Schaffenslust und luden die Münchner Muslima Ina Al-Moneyyer ein, Flüchtlingshelfer über die Rolle der Frau im Islam aufzuklären. Al-Moneyyer ist Lehrerin an einer Mittelschule. Sie ist Deutsche, die mit einem Syrer verheiratet ist, und ist vor knapp 40 Jahren zum Islam konvertiert.
Sie sagt, im Koran werde die gegenseitige Verantwortlichkeit betont. Die Gleichheit von Mann und Frau werde aus der Menschenwürde abgeleitet. Die Frau sei für die Familie und die Erziehung der Kinder zuständig. „Sie ist von der Sorge um den Lebensunterhalt befreit“.
Beide hätten als gute Muslime dieselben Pflichten, die da lauten: beten, fasten, Almosen geben und zu einer Pilgerfahrt aufbrechen. Aus der Religion lasse sich also keine Benachteiligung der Frau ableiten.
Dem widersprach in der Diskussion ein älterer Herr. Mohammed habe mehrere Frauen gehabt. Und er habe es für richtig angesehen, dass Männer Frauen schlagen dürften. Die Referentin bestätigte, dass Mohammed in späteren Jahren mit acht, neun Frauen gleichzeitig verheiratet gewesen war. Darunter sei auch eine über 80-Jährige gewesen. Wegen zahlreicher Kriege waren zu dieser Zeit viele Frauen unversorgt. Deshalb sei die Mehrehe eingeführt worden. Der Mann in der muslimischen Ehe sei verpflichtet, für den Unterhalt seiner Frauen zu sorgen. Es gebe kein Gebot der Mehrehe. Sie sei aber erlaubt. Jede Frau müsse aber gleich behandelt werden. Vor allem in Saudi-Arabien und in den Emiraten sei die Mehrehe verbreitet und ein Statussymbol. „Meine Yacht, mein Auto, meine Frauen“, so Al-Moneyyer.
Die Passage im Koran, dass Frauen geschlagen werden dürften, gebe es so nicht. Das sei ein Übersetzungsfehler von Europäern. Der Prophet habe im Gegenteil den Männern gesagt, sie dürften ihre Frauen bei Meinungsverschiedenheiten nicht schlagen. Bei Streit solle man sich vorübergehend trennen. Die Referentin räumte aber ein, dass es durchaus Stellen im Koran gebe, die problematisch seien. Man müsse aber immer die Zeit in Betracht ziehen, in der ein Vers verfasst wurde.
Dennoch sei bis heute Realität, dass Söhne vorgezogen würden und dafür der Islam als Rechtfertigung herangezogen werde. Das sei aber nicht aus der Religion zu begründen. Vielmehr sei dies Ausdruck von patriarchalischen Gesellschaften. Eine Zwangsehe könne es auch unter islamischer Betrachtung nicht geben. Die Frau müsse immer einer Ehe zustimmen. Wo das ausbleibt, „ist die Ehe ungültig“. Gerade in Afghanistan befänden sich die Frauen in einer untergeordneten Rolle, „weil die Männer das so wollen“. Es gebe dort keine Altersrente. Versorgungspflichtig seien die Söhne, nicht die Töchter. Diese Benachteiligung der Frauen fuße nicht im Islam.
Eine Zuhörerin schloss daraus, dass die deutsche Gesellschaft einen harten Stand habe, wenn die kulturellen Hintergründe der Asylbewerber so unterschiedlich sind. Das bejahte die Referentin. Aber man könne die Flüchtlinge über den Koran in die Pflicht nehmen. Der Erwerb von Wissen sei Pflicht - dazu gehöre auch der Deutschkurs, betonte Al-Moneyyer. Und sie warb dafür, Muslimen möglichst frühzeitig deutlich zu machen, dass immer die Gesetze des Gastlandes der Maßstab sind.
Die Verschleierung lehnt sie für Deutschland ab. Dies wecke mehr negative Assoziationen als es bringe. Das Kopftuch wiederum verteidigte die Muslimin als Ausdruck ihres Glaubens. Sie trage es auch an ihrer Schule und fügte an: Wenn jemand eine Nonnenschule besuche, gehe er auch nicht ins Kloster.
In der Aussprache fragte ein Besucher, woher die Radikalität bei Muslimen komme? Das mochte Al-Moneyyer nicht auf die Religion zurückzuführen. Im Nordirlandkonflikt habe auch niemand gesagt, die Terroristen seien Christen. Warum sich manche so radikalisierten, „weiß ich auch nicht“. Leute, die so schreckliche Attentate verübten, seien zuvor Kleinkriminelle gewesen. Sie stünden unter Alkohol und Drogen.
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