Beide Seiten müssen wollen
Dem anderen zuhören lohnt immer. Das hat sich auch diese Woche wieder gezeigt. Die Freiwilligenagentur Schaffenslust hatte eine Muslimin aus München zu Gast. Ihr Thema: Die Rolle der Frau im Islam.
Es war eine Ansage an uns, aber auch an die Flüchtlinge. Fangen wir mit uns an. Wer kennt den Koran, wer kennt die Bibel wirklich? Kaum einer. Wir ziehen aus dem zugegeben bedrückenden Anblick verschleierter Frauen den Schluss, die Religion wolle das so. Ina AlMoneyyer sagt, dies sei Erscheinungsform patriarchalischer Gesellschaften wie in Afghanistan, Pakistan oder dem Iran. Söhne gelten in diesen Ländern deshalb mehr, weil sie Garant für die Altersversorgung der Eltern sind. Das klingt plausibler, als sich auf einen Glaubenstext zu beziehen, der rund 1500 Jahre alt ist.
Was aber bedeutet es für uns, wenn Menschen aus so unterschiedlichen Kulturkreisen zu uns finden? Es wird Geduld brauchen, auf beiden Seiten. Flüchtlinge müssen ganz schnell verstehen, dass unsere Gesetze der Maßstab sind. Das sollte ihnen ganz früh klar gemacht werden. Und zwar mit deutlicher Ansage, wie sie es aus ihren oft autoritär geführten Heimatländern kennen. Helfen kann auch der Koran, der fordert, dass die Menschen sich Wissen aneignen. Wer als Muslim kein Deutsch lernt, versündigt sich gegen seinen Glauben. Fürs Nichtstun gibt es also keine Ausrede. Viele Ehrenamtliche engagieren sich sehr und bieten Sprachkurse auch jenen an, denen der Staat das noch nicht bieten kann oder mag. Viele Flüchtlinge hängen sich da rein, aber eben nicht alle.
Und wir sollten uns gelegentlich daran erinnern, wie sehr Kopftücher als Zeichen der Herkunft noch vor ein paar Jahrzehnten bei uns verbreitet waren. Wenn wir Verständnis füreinander entwickeln, gepaart mit einer Prise Humor, klappt das Miteinander auch.