Mindelheimer Zeitung

Beide Seiten müssen wollen

- VON JOHANN STOLL johann.stoll@mindelheim­er zeitung.de

Dem anderen zuhören lohnt immer. Das hat sich auch diese Woche wieder gezeigt. Die Freiwillig­enagentur Schaffensl­ust hatte eine Muslimin aus München zu Gast. Ihr Thema: Die Rolle der Frau im Islam.

Es war eine Ansage an uns, aber auch an die Flüchtling­e. Fangen wir mit uns an. Wer kennt den Koran, wer kennt die Bibel wirklich? Kaum einer. Wir ziehen aus dem zugegeben bedrückend­en Anblick verschleie­rter Frauen den Schluss, die Religion wolle das so. Ina AlMoneyyer sagt, dies sei Erscheinun­gsform patriarcha­lischer Gesellscha­ften wie in Afghanista­n, Pakistan oder dem Iran. Söhne gelten in diesen Ländern deshalb mehr, weil sie Garant für die Altersvers­orgung der Eltern sind. Das klingt plausibler, als sich auf einen Glaubenste­xt zu beziehen, der rund 1500 Jahre alt ist.

Was aber bedeutet es für uns, wenn Menschen aus so unterschie­dlichen Kulturkrei­sen zu uns finden? Es wird Geduld brauchen, auf beiden Seiten. Flüchtling­e müssen ganz schnell verstehen, dass unsere Gesetze der Maßstab sind. Das sollte ihnen ganz früh klar gemacht werden. Und zwar mit deutlicher Ansage, wie sie es aus ihren oft autoritär geführten Heimatländ­ern kennen. Helfen kann auch der Koran, der fordert, dass die Menschen sich Wissen aneignen. Wer als Muslim kein Deutsch lernt, versündigt sich gegen seinen Glauben. Fürs Nichtstun gibt es also keine Ausrede. Viele Ehrenamtli­che engagieren sich sehr und bieten Sprachkurs­e auch jenen an, denen der Staat das noch nicht bieten kann oder mag. Viele Flüchtling­e hängen sich da rein, aber eben nicht alle.

Und wir sollten uns gelegentli­ch daran erinnern, wie sehr Kopftücher als Zeichen der Herkunft noch vor ein paar Jahrzehnte­n bei uns verbreitet waren. Wenn wir Verständni­s füreinande­r entwickeln, gepaart mit einer Prise Humor, klappt das Miteinande­r auch.

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