Landwirtschaft
Schlachtvieh-Erzeuger suchen die Öffentlichkeit
Rammingen Fleisch ist als Nahrungsmittel bei den Deutschen immer noch sehr beliebt. Die Verbraucher wollen aber wissen, wo die Tiere aufgewachsen sind, wo sie geschlachtet wurden und ob es ihnen zu Lebzeiten gut ging. Auf all diese Fragen wusste Bertold Kirchmaier, seit 18 Jahren Geschäftsführer der „Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh“(EG), eine passende Antwort. Bei einer gut besuchten Mitgliederversammlung im Gasthaus Stern machte er deutlich, dass EG-Fleisch innerhalb einer geschlossenen Erzeugerkette produziert und verkauft wird. „Unser Fleisch können die Verbraucher mit ruhigem Gewissen verzehren“, versicherte er.
Bei seinem Geschäftsbericht wartete Kirchmaier mit beeindruckenden Zahlen auf. Danach sind 5122 bäuerliche Familienbetriebe bei der Erzeugergemeinschaft Mitglied und 765 von ihnen schwören auf „Bio“. Der EG-Geschäftsführer schwärmte von 2016 als einem absoluten Rekordjahr und listete voller Stolz „die größten Viehauftriebszahlen und den höchsten Marktumsatz“seit dem 43-jährigen Bestehen der EG auf.
Laut Kirchmaier schlachtete die im vergangenen Jahr 42 975 Stück Großvieh und 48 734 Schweine. Sehen lassen kann sich auch die Bilanz der „Allgäu Schlachtvieh GmbH“. Die Tochterfirma vermarktete 2016 8951 Stück Großvieh, 2151 „Borstentiere“und schlachtete zudem 444 Lämmer. Wesentlich höhere Auftriebszahlen als anno 2015 ( 51 926 Stück Großvieh und 50 885 Schweine) sowie einen Marktumsatz von mehr als 52,2 Millionen Euro – rund 3,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr – melden EG und GmbH zusammen. Beide Unternehmen sehen sich auf dem „aufsteigenden Ast“, zeigt doch ihre Entwicklung steil nach oben.
Kurz ging Kirchmaier auch auf das „Best-Beef-Programm“der EG ein. 1200 Landwirte der Sparten „QM“(Qualität Milch) und „QS“(Qualität Fleisch) beteiligen sich daran und beliefern die Schlachthöfe in Buchloe und Kempten. Den Teilnehmern ist ein Zuschlag von bis zu 0,09 Cent pro Kilo Fleisch sicher. Dies landet letztlich bei den Gaststätten von McDonalds und wird dort zu Burgern verarbeitet. Das Fleisch der in Deutschland verkauften Big Macs stammt zu 96 Prozent von mehr als 70 000 mittelständischen Betrieben in Deutschland.
Jürgen Lieb, Betriebsleiter der Firma Moksel GmbH in Buchloe, schilderte ausführlich die derzeitige Situation auf dem deutschen und europäischen Fleischmarkt. „Man kann davon ausgehen“, schätzt Lieb, dass Produktion und Verbrauch von tierischem Eiweiß (Proteine) weiter steigt, weil die Weltbevölkerung jährlich um ein Prozent wächst“. Als Hauptlieferanten nannte er Indien, Brasilien und Amerika.
Und was die Mitglieder der „EG Schlachtvieh“vom Moksel-Chef noch erfuhren: In Deutschland stieg der Verbrauch von Rindfleisch in 2016 um 0,2 Kilogramm pro Kopf, während Schweinefleisch seit 2013 ständig an Geschmack verlor. Im vergangenen Jahr gar um 2,0 Kilo pro Kopf, was einen entsprechenden Preisdruck auslöste. Lieb geht für 2017 von einem stabilen Absatz von Rindfleisch aus. Kämpfen müssen Landwirte und Schlachtbetriebe weiterhin gegen die Konkurrenz der Supermärkte und Discounter. Rückläufig sei der Verkauf ab Hof, auf Wochenmärkten und in Bioläden. Rechnen müssen Schlachtviehbetriebe wie die EG weiterhin mit Gegenwind von Tierschützern, Umweltschutzorganisationen wie auch von der Politik.
Doch wie das Image der „grünen Branche“verbessern? Anna Katharina Wittke von der Ringgemeinschaft Bayern wusste Rat. „Mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben“, empfahl sie den Landwirten und animierte sie auch zu verbraucherfreundlichen Aktionen. So warb sie unter anderem für einen „Tag des offenen Hofes“. „Lassen Sie uns reden“hatte sie auch als Thema für ihr Referat gewählt. Mit den Nachbarn per „WhatsApp“kommunizieren und ihnen so mitteilen, wann Gülle ausgebracht wird oder es auf dem Bauernhof mal laut zugeht“empfahl sie.
Schließlich meldete sich auch Bürgermeister Anton Schwele zu Wort. Der Rathauschef gratulierte der Erzeugergemeinschaft zu „positiver Entwicklung“und sprach von einem für Landwirte gefragten Geschäftspartner bei allen Fragen zu Tierhaltung und Management. Höhere Erzeugerpreise seien längst nicht mehr deren alleiniges Ziel. „Erfolge, so Schwele, lassen sich nicht aussitzen, man muss immer am Ball bleiben“, lautete sein Credo. „Miteinander reden“, darin sieht auch der Bürgermeister ein probates Rezept für ein gutes Zusammenleben.