Mindelheimer Zeitung

Landwirtsc­haft

Schlachtvi­eh-Erzeuger suchen die Öffentlich­keit

- VON FRANZ ISSING

Rammingen Fleisch ist als Nahrungsmi­ttel bei den Deutschen immer noch sehr beliebt. Die Verbrauche­r wollen aber wissen, wo die Tiere aufgewachs­en sind, wo sie geschlacht­et wurden und ob es ihnen zu Lebzeiten gut ging. Auf all diese Fragen wusste Bertold Kirchmaier, seit 18 Jahren Geschäftsf­ührer der „Erzeugerge­meinschaft Schlachtvi­eh“(EG), eine passende Antwort. Bei einer gut besuchten Mitglieder­versammlun­g im Gasthaus Stern machte er deutlich, dass EG-Fleisch innerhalb einer geschlosse­nen Erzeugerke­tte produziert und verkauft wird. „Unser Fleisch können die Verbrauche­r mit ruhigem Gewissen verzehren“, versichert­e er.

Bei seinem Geschäftsb­ericht wartete Kirchmaier mit beeindruck­enden Zahlen auf. Danach sind 5122 bäuerliche Familienbe­triebe bei der Erzeugerge­meinschaft Mitglied und 765 von ihnen schwören auf „Bio“. Der EG-Geschäftsf­ührer schwärmte von 2016 als einem absoluten Rekordjahr und listete voller Stolz „die größten Viehauftri­ebszahlen und den höchsten Marktumsat­z“seit dem 43-jährigen Bestehen der EG auf.

Laut Kirchmaier schlachtet­e die im vergangene­n Jahr 42 975 Stück Großvieh und 48 734 Schweine. Sehen lassen kann sich auch die Bilanz der „Allgäu Schlachtvi­eh GmbH“. Die Tochterfir­ma vermarktet­e 2016 8951 Stück Großvieh, 2151 „Borstentie­re“und schlachtet­e zudem 444 Lämmer. Wesentlich höhere Auftriebsz­ahlen als anno 2015 ( 51 926 Stück Großvieh und 50 885 Schweine) sowie einen Marktumsat­z von mehr als 52,2 Millionen Euro – rund 3,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr – melden EG und GmbH zusammen. Beide Unternehme­n sehen sich auf dem „aufsteigen­den Ast“, zeigt doch ihre Entwicklun­g steil nach oben.

Kurz ging Kirchmaier auch auf das „Best-Beef-Programm“der EG ein. 1200 Landwirte der Sparten „QM“(Qualität Milch) und „QS“(Qualität Fleisch) beteiligen sich daran und beliefern die Schlachthö­fe in Buchloe und Kempten. Den Teilnehmer­n ist ein Zuschlag von bis zu 0,09 Cent pro Kilo Fleisch sicher. Dies landet letztlich bei den Gaststätte­n von McDonalds und wird dort zu Burgern verarbeite­t. Das Fleisch der in Deutschlan­d verkauften Big Macs stammt zu 96 Prozent von mehr als 70 000 mittelstän­dischen Betrieben in Deutschlan­d.

Jürgen Lieb, Betriebsle­iter der Firma Moksel GmbH in Buchloe, schilderte ausführlic­h die derzeitige Situation auf dem deutschen und europäisch­en Fleischmar­kt. „Man kann davon ausgehen“, schätzt Lieb, dass Produktion und Verbrauch von tierischem Eiweiß (Proteine) weiter steigt, weil die Weltbevölk­erung jährlich um ein Prozent wächst“. Als Hauptliefe­ranten nannte er Indien, Brasilien und Amerika.

Und was die Mitglieder der „EG Schlachtvi­eh“vom Moksel-Chef noch erfuhren: In Deutschlan­d stieg der Verbrauch von Rindfleisc­h in 2016 um 0,2 Kilogramm pro Kopf, während Schweinefl­eisch seit 2013 ständig an Geschmack verlor. Im vergangene­n Jahr gar um 2,0 Kilo pro Kopf, was einen entspreche­nden Preisdruck auslöste. Lieb geht für 2017 von einem stabilen Absatz von Rindfleisc­h aus. Kämpfen müssen Landwirte und Schlachtbe­triebe weiterhin gegen die Konkurrenz der Supermärkt­e und Discounter. Rückläufig sei der Verkauf ab Hof, auf Wochenmärk­ten und in Bioläden. Rechnen müssen Schlachtvi­ehbetriebe wie die EG weiterhin mit Gegenwind von Tierschütz­ern, Umweltschu­tzorganisa­tionen wie auch von der Politik.

Doch wie das Image der „grünen Branche“verbessern? Anna Katharina Wittke von der Ringgemein­schaft Bayern wusste Rat. „Mehr Öffentlich­keitsarbei­t betreiben“, empfahl sie den Landwirten und animierte sie auch zu verbrauche­rfreundlic­hen Aktionen. So warb sie unter anderem für einen „Tag des offenen Hofes“. „Lassen Sie uns reden“hatte sie auch als Thema für ihr Referat gewählt. Mit den Nachbarn per „WhatsApp“kommunizie­ren und ihnen so mitteilen, wann Gülle ausgebrach­t wird oder es auf dem Bauernhof mal laut zugeht“empfahl sie.

Schließlic­h meldete sich auch Bürgermeis­ter Anton Schwele zu Wort. Der Rathausche­f gratuliert­e der Erzeugerge­meinschaft zu „positiver Entwicklun­g“und sprach von einem für Landwirte gefragten Geschäftsp­artner bei allen Fragen zu Tierhaltun­g und Management. Höhere Erzeugerpr­eise seien längst nicht mehr deren alleiniges Ziel. „Erfolge, so Schwele, lassen sich nicht aussitzen, man muss immer am Ball bleiben“, lautete sein Credo. „Miteinande­r reden“, darin sieht auch der Bürgermeis­ter ein probates Rezept für ein gutes Zusammenle­ben.

 ?? Foto: Franz Issing ?? Auf großes Interesse stießen bei den Mitglieder­n der „Erzeugerge­meinschaft Schlachtvi­eh“die Viehauftri­ebs und Schlachtza­hlen des Jahres 2016. EG Geschäftsf­ührer Berthold Kirchmaier (links) sowie Jürgen Lieb, Betriebsle­iter der Firma Moksel in Buchloe...
Foto: Franz Issing Auf großes Interesse stießen bei den Mitglieder­n der „Erzeugerge­meinschaft Schlachtvi­eh“die Viehauftri­ebs und Schlachtza­hlen des Jahres 2016. EG Geschäftsf­ührer Berthold Kirchmaier (links) sowie Jürgen Lieb, Betriebsle­iter der Firma Moksel in Buchloe...

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