Mindelheimer Zeitung

Trump verliert wichtigen Berater

USA Ex-General Michael Flynn wurde ein vom eigenen Geheimdien­st abgehörtes Telefonat mit dem russischen Botschafte­r zum Verhängnis. Und der Druck auf den Präsidente­n wächst weiter

- VON JENS SCHMITZ

Washington US-Präsident Donald Trump muss nur 24 Tage nach seinem Amtsantrit­t den ersten Rücktritt verkraften: Der nationale Sicherheit­sberater und Ex-General Michael Flynn dankte ab, nachdem er über den Inhalt eines Telefonats mit dem russischen Botschafte­r in Washington offensicht­lich gelogen hatte. In seiner Rücktritts­erklärung gab Flynn zu, den damaligen „designiert­en US-Vizepräsid­enten (Mike Pence) und andere mit unvollstän­digen Informatio­nen“versorgt zu haben. „Ich habe den Präsidente­n und den Vizepräsid­enten aufrichtig um Verzeihung gebeten und sie haben meine Entschuldi­gung akzeptiert“, erklärte Flynn.

Der Rücktritt des 58-Jährigen erfolgte wenige Stunden nach einer Enthüllung der Washington Post. Danach hatte das Justizmini­sterium schon vor Tagen das Weiße Haus über Erkenntnis­se von Sicherheit­sdiensten informiert, wonach der ExGeneral über seine Kontakte zu Russlands Botschafte­r Sergej Kisljak die Unwahrheit gesagt und sich dadurch erpressbar gemacht habe.

Das Telefonat hatte Flynn Ende Dezember noch als designiert­er Sicherheit­sberater geführt. Er soll Moskau dabei geraten haben, auf die von der Regierung Obama verhängten Sanktionen nicht zu scharf zu reagieren, da sich bald eine neue Ausgangsla­ge biete. Tatsächlic­h verzichtet­e Russlands Präsident Wladimir Putin auf eine harte Reaktion. Mit dem Gespräch könnte Flynn gegen ein Gesetz verstoßen haben, das es unautorisi­erten Privatpers­onen verbietet, mit ausländisc­hen Regierunge­n zu verhandeln.

Zu Flynns Hauptprobl­em wurde aber der Umgang mit der Affäre: Als der Kontakt bekannt wurde, bestritt er kategorisc­h, dass es in dem Gespräch um Sanktionen gegangen sei. Am 8. Februar erklärte er in einem Interview mit der Washington Post erneut, er habe mit Kisljak nicht über Obamas Strafmaßna­hmen gesprochen. Einen Tag später ließ er dem Blatt aber ausrichten, er könne „nicht sicher sein, dass das Thema nie aufkam“.

Dann beschleuni­gten sich die Ereignisse: Hatte Trump-Beraterin Kellyanne Conway noch am Montagnach­mittag erklärt, Trump habe „volles Vertrauen“zu Flynn, veröffentl­ichte Präsidente­nsprecher Sean Spicer kurz darauf eine weit kühlere Stellungna­hme: „Der Präsident wertet im Moment die Lage aus.“Am späten Abend trat Flynn dann ab. Aber auch hierzu kursierten zwei Versionen: Sprachen Conway und einige Medien noch von einem Rücktritt Flynns, versuchte Spicer diesen Eindruck Stunden später zu korrigiere­n: Trump höchstselb­st habe Flynn entlassen. Es geht wohl um Schadensbe­grenzung, denn der Druck wächst: In den Medien sowie von den Demokraten wurden Zweifel daran geäußert, dass Flynn ohne Ermächtigu­ng Trumps mit dem Botschafte­r über die Sanktionen gesprochen haben soll. Sicherheit­sexperten staunen derweil, dass der ExGeneral offenbar nicht damit rechnete, dass Gespräche ausländisc­her Diplomaten auch in den USA routinemäß­ig abgehört werden. Weil Flynn Spuren zu verwischen versuchte, habe er sich gegenüber dem Kreml erpressbar gemacht, analysiert­en die Sicherheit­sdienste.

Und auch an anderer Stelle kriselt es: Wegen ihrer „Werbung“für die Modemarke von Trump-Tochter Ivanka forderte das Büro für Regierungs­ethik das Weiße Haus auf, Ermittlung­en gegen die Beraterin und enge Vertraute Trumps, Kellyanne Conway, aufzunehme­n. Auch von „Disziplina­rmaßnahmen“ist die Rede.

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Foto: John Angelillo, dpa Da freute er sich noch auf eine Polit Karriere: Michael Flynn Ende November im Trump Tower in New York. In seinem Job als Si cherheitsb­erater in Washington hielt er dann aber nicht einmal einen Monat lang durch.

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