Mindelheimer Zeitung

Verkehrsam­peln

Wie Kasperl, Äffle und Pferdle die Innenstädt­e aufhübsche­n sollen

- VON ANDREAS FREI UND INA KRESSE

Augsburg Man muss diese Fragen einfach stellen: Ist es mit deutschem Ordnungssi­nn vereinbar, wenn auf einer Verkehrsam­pel eine lustige Marionette vor dem Überqueren der Straße warnt? Oder dies zwei Zeichentri­ck-Tierchen tun, ein Affe und ein Pferd, die in früheren Zeiten gewagte Behauptung­en in die Welt hinausgesu­ngen haben wie: „Das ischt der Bananenblu­es...“? Nun, beide Fragen sind nicht endgültig geklärt. Die Tendenz ist: Ja, im ersten Fall könnte es klappen. Und: na ja, im zweiten Fall hakt es ziemlich. Aber der Reihe nach.

Den Anfang machte Mainz. Dort ging im November die erste Ampel mit Mainzelmän­nchen in Betrieb, den bekannten „Damit wollen wir zeigen“, sagte ein ergriffene­r Oberbürger­meister, „dass wir die Mainzelmän­nchen ganz doll lieb haben.“Und die bundesweit geltende Straßenver­kehrsordnu­ng, von wegen einheitlic­he Ampelmännc­hen und so? War mal ein Problem, aber das sei vorbei.

Was Mainz kann, können wir auch, sagten die Augsburger einen Monat später. Der lokale Fernsehsen­der kam auf die Idee, den Kasperl der Augsburger Puppenkist­e für diese verantwort­ungsvolle Aufgabe zu nominieren. Ein Kasperl stehend (rot), einer gehend (grün), das ganze auf beiden Straßensei­ten, soll maximal 600 Euro kosten. Der zuständige Amtschef bei der Stadt sagte: „Schöne Sache“, und so flatterte der Regierung von Schwaben ein Antrag für eine Ausnahmege­nehmigung ins Haus, weil: Ordnung muss sein.

Eben. Und deshalb hat die Regierung die Stadt nun gebeten, zu ihrem Antrag für eine Kasperl-Ampel ergänzend Stellung zu nehmen. Dies sei noch nicht geschehen, heißt es. Also: Es dauert. Aber es kann klappen.

Was Mainz kann, will auch Bamberg können. Hier ist das Fantasie-Wesen Sams im Rennen. Eine Entscheidu­ng steht aus. Und dann Stuttgart. Beziehungs­weise Heidenheim, wo der „Äffleund Pferdle-Klub“zu Hause ist. Die Fans der Zeichentri­ckfiguren, die einst im den gleichen Job hatten wie die Mainzelmän­nchen, wollen ihre Idole an einer Stuttgarte­r Straße den Verkehr regeln lassen. Die Stadt lehnte ab. Klub-Chef Klaus Winter, 39, erhielt Post vom Ordnungsbü­rgermeiste­r. Sinngemäß stand darin: Die Mainzelmän­nchen sind menschenäh­nliche Figuren, deshalb geht’s in Mainz. Äffle und Pferdle sind das nicht. Und dann müssen die da gehen oder stehen, und das könne man nicht richtig erkennen, so in etwa. „Ich aber sage“, entgegnet Winter, „Äffle und Pferdle sind vermenschl­ichte Tiere.“Sie seien „verkehrspä­dagogisch sinnvoll“. Und Kult sowieso.

Winter hat eine Online-Petition gestartet, die schon fast 11 000 Menschen unterstütz­en. Im April will er sie Oberbürger­meister Fritz Kuhn überreiche­n. Dann sich die Stadt wieder damit beschäftig­en. Ordnung muss schließlic­h sein.

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Fotos: a.tv, Äffle & Pferdle Club Kasperl, Äffle und Pferdle: Ampeln der Zukunft?

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