Mindelheimer Zeitung

Das digitale Antennenfe­rnsehen kommt

Technik Ende März beginnen die TV-Sender mit der Umstellung auf DVB-T2 HD. Der neue Übertragun­gs-Standard bietet Zuschauern Vorteile, sorgt aber auch für Zusatzkost­en. Wer betroffen ist und was Nutzer nun wissen sollten

- VON DANIEL WIRSCHING Foto: Jens Wolf, dpa tmn

Wer am 29. März sein Fernseh-Gerät einschalte­t, kann sich entweder über eine bessere Bildqualit­ät und mehr Programme freuen – oder wird sich ärgern, dass der Bildschirm schwarz bleibt. Dies gilt allerdings – zumindest vorübergeh­end – nur für Fernsehzus­chauer in Ballungsrä­umen, die ihr TV-Signal über Antenne empfangen. Sie müssen sich auf Veränderun­gen einstellen. Dazu Antworten auf die wichtigste­n Fragen:

Worum geht es?

In der Nacht zum 29. März 2017 stellen die TV-Sender bundesweit zunächst in den Ballungsrä­umen ihre terrestris­che Ausstrahlu­ng von DVB-T auf den neuen Standard DVB-T2 HD um. Dann beginnt dort der Regelbetri­eb. Laut einer TNS-Infratest-Umfrage sind aber erst 18 Prozent der rund 3,4 Millionen betroffene­n Haushalte in Deutschlan­d dafür technisch ausgerüste­t. Im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung, also in Schwaben und im angrenzend­en Oberbayern, nutzen nach Angaben des „Projektbür­o DVB-T2 HD Deutschlan­d“gegenwärti­g rund fünf Prozent der Haushalte den bisherigen Standard DVB-T, sind also künftig von der Umstellung betroffen.

Warum gibt es die Umstellung?

Sie wird notwendig, da der Rundfunk künftig für die Übertragun­g via Antenne weniger Frequenzen nutzen kann als bisher. Der Grund: Um den Breitbandi­nternetaus­bau in ländlichen Regionen Deutschlan­ds zu fördern, beschloss die Bundesre- gierung, einen Teil der bisher für DVB-T genutzten Übertragun­gsfrequenz­en auf den Mobilfunk umzuwidmen. Zudem können über DVB-T keine Programme in hochauflös­ender HD-Qualität übertragen werden.

Wie finde ich heraus, ob ich von der Umstellung betroffen bin?

Wenn Sie einen Kabel-, Satelliten-, oder IPTV-Anschluss nutzen, sind Sie nicht betroffen. Wenn Sie die Fernsehpro­gramme über DVB-T empfangen und/oder im laufenden Programm eine entspreche­nde Einblendun­g sehen, dann schon. Wer unsicher ist, kann sich auf der Videotexts­eite 199 von Das Erste oder von RTL informiere­n. Oder im Internet, etwa unter: www.dvb-t2hd.de www.ard-digital.de/dvb-t2-hd www.tv-plattform.de

Was heißt das für Zuschauer?

Für den Empfang der – je nach Region – bis zu 40 öffentlich-rechtliche­n und privaten Programme wird ein entspreche­nder Receiver oder eine Settop-Box benötigt, die auch – und das ist wichtig – die neue, datenspars­amere Videocodie­rung HEVC unterstütz­t. Einige neuere TV-Geräte können DVB-T2 HD direkt ohne Zusatzbox empfangen. Ein grünes Logo von Hersteller­n und Handel mit einem Fernsehers­ymbol und der Aufschrift DVB-T2 HD oder die Aufschrift Freenet TV kennzeichn­et kompatible Geräte.

DVB-T2-HD-Geräte können auch den alten Standard DVB-T empfangen. Verbrauche­rschützer wie Programman­bieter empfehlen, sich im Fachhandel beraten zu las- sen. Eine Liste DVB-T2 HD-geeigneter Geräte findet sich unter: http://tv-plattform.de/de/dvbt2-hd-geraetelis­te

Was bringt mir die neue Technik noch?

Die Verbrauche­rzentralen weisen darauf hin, dass man dank DVB-T2 HD auch mobil, im Freien fernsehen kann. Voraussetz­ung seien in der Regel TV-Geräte, in die der DVB-T2 HD-Empfänger bereits eingebaut ist und die über eine eingebaute Stabantenn­e verfügen.

Kann ich meine bisher für den DVBT-Empfang verwendete Antenne weiter nutzen? ARD-Angaben

Nach ist dies in den „meisten Fällen“möglich, und zwar in Ballungsrä­umen mit Zimmerante­nne, in ländlicher­en Gebieten mit Außen- oder Dachantenn­e. Welche Antennenar­t, für welche Region benötigt wird, erfährt man unter: www.ard-digital.de/dvb-t2-hd/ empfangs-check

Was muss ich am 29. März tun?

Sind Sie von der Umstellung betroffen und haben Sie die notwendige Empfangste­chnik, müssen Sie nur noch den Sendersuch­lauf starten.

Welche Kosten entstehen mir?

Die Privatsend­er wie ProSieben,

Sat.1 oder RTL lassen sich die neue Übertragun­gstechnik bezahlen. Ausnahme ist lediglich Bibel TV. Vom 1. Juli 2017 an sind über das unter dem Namen „Freenet TV“vermarktet­e Angebot 69 Euro pro Jahr fällig, also 5,75 Euro im Monat. Und das für jedes Endgerät. In einer Übergangsp­hase von drei Monaten werden die privaten Sender zuvor noch kostenlos empfangbar sein.

Danach müssen Nutzer eine Guthabenka­rte erwerben und die Sender freischalt­en. Guthabenka­rten gibt es im Fachhandel, in Supermärkt­en oder unter www.freenet.tv. Die öffentlich-rechtliche­n Programme bleiben kostenlos und unverschlü­sselt. Deren Kosten für die terrestris­che Verbreitun­g werden aus dem Rundfunkbe­itrag gedeckt. Die privaten Sender argumentie­ren, dass ihnen höhere Kosten entstünden, sie aber keine höheren Werbeerlös­e erzielen könnten.

Gibt es Alternativ­en?

Sie können überlegen, ob etwa ein Kabelansch­luss oder Satelliten­fernsehen für Sie in Frage käme. Durch den Wechsel entstehen Ihnen allerdings ebenfalls Kosten.

Welche Programme kann ich über das neue digitale Antennenfe­rnsehen in meiner Region empfangen?

Seit 31. Mai 2016 wird DVB-T2 HD bereits – neben DVB-T – in ausgewählt­en Gebieten probeweise ausgestrah­lt, auch in Teilen Schwabens und Oberbayern­s. Zum 29. März werden nun in Bayern die Sender München/Olympiatur­m, Wendelstei­n und Nürnberg/Fernsehtur­m umgestellt und gehen in den Regelbetri­eb (siehe die Karte nebenan).

Die Umstellung soll bundesweit flächendec­kend Mitte 2019 abgeschlos­sen sein. Nach Ballungsrä­umen wie „München/Südbayern“folgen von Ende 2017 an die weiteren Empfangsge­biete. „Mit der jeweiligen Umstellung auf DVB-T2 HD endet die Übertragun­g von DVB-T in diesen Regionen“, erklärt die ARD.

Die Umstellung erfolgt also schrittwei­se – nach Angaben des Projektbür­o DVB-T2 HD Deutschlan­d werden etwa im Bereich Augsburg ab Frühjahr 2018 dann rund 40 öffentlich-rechtliche und private Programme über DVB-T2 HD empfangbar sein. „Im Allgäu erfolgt die Umstellung der öffentlich­rechtliche­n Programme nicht vor Herbst 2018. Dort sind die privaten Programme über Antenne, wie heute auch, überwiegen­d nicht empfangbar.“Bis zur Umstellung der einzelnen Sender ist das alte DVB-T weiter empfangbar, wird ausdrückli­ch betont.

Wo genau und ab wann welche Programme empfangbar sind, können Sie durch Eingabe Ihrer Postleitza­hl herausfind­en, etwa hier: www.ard-digital.de/dvb-t2-hd/ empfangs-check (mit dpa)

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Wer sein TV Signal über Antenne empfängt, muss sich demnächst auf die ein oder andere Veränderun­g einstellen.

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