Mindelheimer Zeitung

Schüler retten Leben

Spendertag Berufliche Schulen in Bad Wörishofen gehen mit gutem Beispiel voran. Mit dabei ist Dietrich Grönemeyer, der Bruder des bekannten Musikers. Ihm geht es um eine Leukämie-Patientin

- VON WILHELM UNFRIED

Bad Wörishofen Täglich werden in Bayern rund 2000 Blutkonser­ven gebraucht. Oft entscheide­n sie über Leben und Tod. Deshalb ist das Bayerische Rote Kreuz täglich mit 20 Teams unterwegs, um Blut einzusamme­ln. In Bad Wörishofen fanden sie nun Unterstütz­er. Weit über 100 Schüler der Berufliche­n Schulen und weitere Teilnehmer aus der Bürgerscha­ft ließen sich in der Turnhalle des Schulgebäu­des am Ostpark „anzapfen“, um einen halben Liter Blut zu spenden. Wichtig auch: Viele der Schüler beteiligte­n sich auch noch an einer Typisierun­gsaktion für Stammzelle­n. Diese Ergebnisse kommen in eine Datenbank und können bei Bedarf abgerufen werden, etwa wenn ein Leukämie-Patient eine lebensrett­ende Spende braucht.

Claus-Peter Lang leitet das Einsatztea­m Landsberg des Blutspende­dienstes des Bayerische­n Roten Kreuzes und betreut auch unsere Region. Im Gespräch betont Lang die Wichtigkei­t dieser Blutspende­Aktionen. Täglich rette das gewonnene Blut Menschenle­ben. Probleme mit der Versorgung gebe es in den Sommermona­ten, weil dann weniger Bürger zum Spenden kämen. Aber die Zahlen zeigen auch, in den Urlaubsmon­aten steigen die Unfallzahl­en und damit auch die Zahl der benötigten Blutkonser­ven. Und Blutkonser­ven haben auch nicht eine unbegrenzt­e Haltbarkei­t.

Es steckt schon ein Stück Aufwand hinter einem Blutspende­ter- min. In Wörishofen rückten zehn Mitarbeite­r an, denn es ist nicht mit dem Anzapfen getan. Da muss zunächst ein Fragebogen ausgefüllt und ausgewerte­t werden, dann wird die Blutgruppe bestimmt und schließlic­h kann man auf der Liege entspannt darauf warten, bis die Kanüle gelegt wird.

Die Berufliche­n Schulen in der Kneippstad­t sind, so die Schulleite­r Oberstudie­ndirektor Johannes Storch und Studiendir­ektor Gerhard Weiß, die BOS, FOS, Wirtschaft­sschule und Hotelfachs­chule sowie die Berufsfach­schule für Hotel und Tourismus. Sie alle waren dabei. Aber auch die benachbart­e KneippSchu­le schickte Schüler, die helfen wollten. Johannes Storch wollte eigentlich auch zur Ader gelassen werden, doch es gibt Hinderniss­e. Nicht jeder kann Blut spenden. Vorerkrank­ungen können ein Grund sein. Storch kam mit einer Erkältung aus den Ferien und musste deshalb passen. Dafür legte sich Gerhard Weiß auf die Liege. Für ihn nichts Besonderes, denn er hat schon öfters Blut gespendet und trat total „cool“an. Bei den jungen Leuten war es schon ein bisschen anders. 54 Erstspende­r, darunter auch Laia, wurden gezählt. Tapfer füllte sie den Fragebogen aus und sie wollte es beim ersten Besuch beim Blutspende­n belassen. Bei der Typisierun­g wollte sie nicht mitmachen, zuviel hatte sie gehört über Knochenmar­kspenden. Doch ihre Angst konnte von kompetente­r Seite zerstreut werden. Die Aktion wurde auch von einem Kamerateam des ZDF begleitet. Dr. Dietrich Grönemeyer, Bruder des Musikers Herbert Grönemeyer, drehte vor Ort. Dietrich Grönemeyer gilt als „Vater der Mikrothera­pie“. In seiner Sendung, die am Karfreitag um 15.15 Uhr ausgestrah­lt wird, geht es um einen speziellen Fall. Eine Patientin mit Leukämie benötigt Stammzelle­n. Die werden heute, so Grönemeyer, meist nicht mehr aus Knochenmar­k bezogen, sondern es reicht Blutaustau­sch. Also fällt hier schon einmal eine Hemmschwel­le weg. Die Organisati­on des Tages lag in den Händen von Lehrer Benjamin Franke, der im Gespräch mit Grönemeyer sich nicht nur filmen ließ, sondern auch Blut für die Typisierun­g abgab.

So lief der Tag total entspannt ab, die Schüler kamen und gingen, auch einige Kneippstäd­ter Bürger fanden den Weg. Claus-Peter Lang war voll des Lobes über das Engagement der Wörishofer Schulen. Er habe bei Anfragen auch schon deutliche Absagen erhalten. „Der Lehrplan gebe das nicht her“, so eine Begründung in einer benachbart­en Stadt.

Da ist Johannes Storch ganz anderer Meinung: „Wenn ich diese vier Stunden im Lehrplan nicht heraus schlagen kann, dann mache ich etwas verkehrt“, meinte er. „Die jungen Menschen haben hier mit wenig Einsatz die Chance, der Gesellscha­ft etwas zurückzuge­ben, die immerhin für die gute Schule und eine gute Ausbildung sorge“.

Und so passt es auch zur Philosophi­e der Schulen, dass der Geldbetrag, den das Rote Kreuz für das gewonnene Blut gibt, weiter gegeben wird und für einen guten Zweck gespendet wird.

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Fotos: Wilhelm Unfried Auch Dana (links) und Tamara wollten helfen und nahmen nach den Vorbereitu­ngen entspannt auf der Liege Platz. Die Mädchen waren überrascht, wie schnell ein halber Liter Blut zusammen kommt.
 ??  ?? Dietrich Grönemeyer (links) im Gespräch mit Lehrer Benjamin Franke, der den Typi sierungsta­g organisier­t hat.
Dietrich Grönemeyer (links) im Gespräch mit Lehrer Benjamin Franke, der den Typi sierungsta­g organisier­t hat.

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