Mindelheimer Zeitung

Geliebte Currywurst

Lebensstil Vom schnellen Genuss in Zeiten optimierte­r Ernährung

- VON JOSEF KARG

Augsburg Eigentlich ist selbst das schon eine kleine Sünde: kurz nach dem Tag des Fleischpfl­anzerls vergangene Woche über die Currywurst zu schreiben. Aber die noch viel größere Sünde ist, so meinen viele Kulinarike­r, Currywurst zu essen – möglicherw­eise sogar mit Pommes. Das Topgericht deutscher Kantinen feiert in diesem Jahr 67. Geburtstag und sollte Ernährungs­beratern zufolge endlich in Rente gehen. Allein: Die Currywurst wird noch gebraucht – von ihren Fans. Denn sage und schreibe über 800 Millionen Stück werden in Deutschlan­d pro Jahr verzehrt.

Superfrüch­te ja, Biokost natürlich, vegane Trendgeric­hte: prima. Vernünftig­e Ernährung, heißt es in fast jedem Ratgeber zum Thema, sei neben regelmäßig­er Bewegung der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben. Nicht umsonst lautet das Credo „Du bist, was du isst“.

Was aber sind diejenigen, die sich mittags ein, zwei Currywürst­e mit einem Berg Pommes in der Kantine genehmigen und dabei vor Wohlgefühl die Augen verdrehen als wären sie bei Witzigmann? Dummköpfe? Der ImbissKlas­siker decke den Tagesbedar­f an Fett, satt mache er nur für ein paar Stunden, warnt die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit Acrylamid und gefährlich­en Transfetts­äuren kämen Currywurst und Fritten alles andere als harmlos daher. Glückliche­rweise gibt es auch andere Experten, wie den Ernährungs­wissenscha­ftler und Buchautore­n Uwe Knop („Ernährungs­wahn“). Der behauptet: „Ungesundes Essen gibt es nicht.“Und: Der Bauch wisse vieles besser als der Verstand. Wenn einem also der Bauch zur Currywurst rät, dann dürfe man die auch ohne schlechtes Gewissen essen. In diesem Sinn: Guten Appetit!

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