Mindelheimer Zeitung

Langeweile, Drogen, Mutproben: Warum Steinewerf­er so etwas tun

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Immer wieder werfen Täter Gegenstän de von Autobahnbr­ücken. Und es bleibt die Frage: Warum muss es immer wieder zu solchen Unfällen kommen? Warum tut jemand so etwas? Was Psy chologen dazu sagen:

Der typische Impuls Der Münchner Kriminalps­ychologe Georg Sieber hat das Phänomen des „spontanen Tiefen werfens“über Jahre untersucht. Er sagt: „Den Impuls, Dinge in die Tiefe zu werfen, haben schon Kinder.“Etwa, dass man einen Kieselstei­n von einem Berggipfel fallen lässt oder ein Kau gummipapie­r von einer Brücke. Oft, sagt Sieber, gehe es nur darum, zu sehen, wie etwas fällt, oder auszupro bieren, wo der Gegenstand landet. „Das Runterwerf­en ist eine beliebte An gelegenhei­t.“Schließlic­h – und das zeigen Aufzeichnu­ngen – findet sich un ter Brücken das Sieben bis Achtfa che des normalen Müllaufkom­mens. Ein fahrendes Auto zu treffen aber ist nach Siebers Worten gar nicht so ein fach, weil man den Wurf entspre chend berechnen müsse.

Der typische Täter Sieber zufolge sind die Täter fast immer Männer, meist Jugendlich­e, die in Gruppen un terwegs sind. In der Regel machten sie sich gar keine Gedanken darüber, welche schwerwieg­enden Folgen ihre Attacke haben kann.

Das typische Motiv Der Kriminal psychologe Rudolf Egg sagt, häufig gehe es Steinewerf­ern um eine Mutpro be, darum, vor anderen etwas zu be weisen. „Das ist eine übersteige­rte Form des Sturmkling­elns“, erklärt der ehemalige Leiter der Kriminolog­i schen Zentralste­lle in Wiesbaden. Viele Täter handelten aus Langeweile, aus Frustgefüh­len heraus, weil sie den Nervenkitz­el oder Aufmerksam­keit suchten. Und viele Attacken gesche hen spontan, oft unter Einfluss von Al kohol oder Drogen. Der Fall des Stei newerfers auf der A 7 bei Giengen/ Brenz scheint daher ein untypische­r Fall zu sein, schätzt der Kriminalps­y chologe. Hinzu kommt: Die Taten sind einfach, schnell und ohne großen Aufwand durchzufüh­ren. Denn die Tatwaffen – Steine, Holzstücke oder Betonbrock­en – liegen in der Regel am Straßenran­d. (sok)

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