Mindelheimer Zeitung

Uli Hoeneß heimlich fotografie­rt

Prozess Ein Mithäftlin­g und seine Frau wollten Kasse machen. Sie schmuggelt­en einen Kugelschre­iber mit Minikamera ins Gefängnis. Jetzt muss der Mann wieder hinter Gitter

- VON THOMAS WUNDER Foto: Thorsten Jordan

Landsberg Die Sache hat etwas von James Bond. Dem Geheimagen­ten seiner Majestät half so manches technische Hilfsmitte­l aus der Klemme. Unter anderem ein Kugelschre­iber, mit dem er auf seine Kontrahent­en schießen konnte. In dem Kugelschre­iber, der im Sommer 2014 in die Justizvoll­zugsanstal­t Landsberg geschmugge­lt wurde, war dagegen nur eine Mini-Digitalkam­era versteckt. Mit ihr machte ein Mithäftlin­g Fotos von Uli Hoeneß, der wegen Steuerhint­erziehung im Gefängnis saß. Der 48-Jährige, der den Präsidente­n des FC Bayern heimlich fotografie­rte, wurde jetzt vor dem Amtsgerich­t in Landsberg verurteilt. Er muss wieder hinter Gitter.

Anfang Juni 2014 trat Hoeneß seine Haft in Landsberg an. Das Landgerich­t München hatte ihn wegen Steuerhint­erziehung zu dreieinhal­b Jahren Freiheitss­trafe verurteilt. „Im Gefängnis hat mich meine eigentlich gute Menschenke­nntnis verlassen“, sagte Uli Hoeneß Mitte Januar der Zeitung Man könne dort nur wenigen Menschen trauen. Mehrmals sei versucht worden, mit eingeschmu­ggelten Handys Fotos von ihm zu machen, um sie dann für viel Geld zu verkaufen.

Gleiches hatte wohl auch der heute 48 Jahre alte ehemalige Mithäftlin­g im Sinn. Seiner Frau gelang es, den Kugelschre­iber in die Justizvoll­zugsanstal­t zu schmuggeln, in dem die Digitalkam­era versteckt war. Mit der machte der Mann zwischen Juli 2014 und März 2015 nicht nur Fotos, sondern auch eine VideoTon-Sequenz von Hoeneß. Die 40-jährige Frau des Angeklagte­n bot zwei Fotos und die Filmaufnah­me den Medien zum Kauf an. Dafür erhielt sie 2500 Euro und einen Geldbetrag in unbekannte­r Höhe.

Veröffentl­icht wurde aber nichts. Im Interview mit der Zeitung

hatte Hoeneß den Grund dafür

Die Welt.

„Die Zeitungen wussten, wie teuer es für sie würde, wenn sie darauf eingehen würden.“Gegen das Ehepaar stellte der 65-jährige Bayern-Boss Strafantra­g. In der Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t Landsberg trafen alle Verfahrens­beteiligte­n eine Prozessabs­prache, wie Gerichtssp­recher Alexander Kessler gegenüber unserer Zeitung sagt. Die beiden Angeklagte­n seien „voll geständig“gewesen. Uli Hoeneß als Zeugen zu laden, sei daher nicht notwendig gewesen.

Amtsrichte­rin Stefanie Mader verurteilt­e die beiden Angeklagte­n wegen eines Verstoßes gegen das Bundesdate­nschutzges­etz, die Vergenannt: letzung des höchstpers­önlichen Lebensbere­ichs und der Vertraulic­hkeit des Wortes jeweils zu Freiheitss­trafen. Der 48-Jährige muss für ein Jahr und zwei Monate hinter Gitter, seine Frau kam mit einer Bewährungs­strafe von acht Monaten davon. Sie muss zudem 1500 Euro an eine soziale Einrichtun­g zahlen.

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Wegen Steuerhint­erziehung saß Uli Hoeneß in der Justizvoll­zugsanstal­t Landsberg in Haft. Ein Mithäftlin­g machte heimlich Fotos, seine Frau bot sie den Medien an. Dafür wurde das Ehepaar jetzt verurteilt.
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Uli Hoeneß

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