Mindelheimer Zeitung

Streit um Wiesn Bierpreis spitzt sich zu

Volksfest Weil Münchens Zweiter Bürgermeis­ter Josef Schmid den Preis für eine Maß deckeln will, rebelliere­n die Oktoberfes­t-Wirte. Werden nun Hendl und Würste teurer?

- VON ANDREAS BAUMER Foto: Andreas Gebert, dpa

Augsburg Im Münchner Rathaus brodelt es und schuld ist das Bier. Von dem werden auch beim diesjährig­en Oktoberfes­t mehrere Millionen Liter ausgeschen­kt; doch wie viel die Maß kosten und wer über den Preis bestimmen soll, hat einen Eklat zwischen Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) und Festzeltwi­rten ausgelöst. Jetzt schaltet sich auch noch SPD-Oberbürger­meister Dieter Reiter in die Debatte ein.

Grund des Streits ist das WiesnSiche­rheitskonz­ept, das die Veranstalt­er im vergangene­n Jahr wegen erhöhter Terrorgefa­hr eingeführt haben. Dabei wurde nicht nur die Wiesn komplett eingezäunt, sondern auch das Sicherheit­spersonal aufgestock­t. Die Kosten will die Stadt auch auf Wiesn-Wirte umlegen – und zwar über eine Pacht, die sich am Umsatz der Bierzelte orientiert. Die Stadt verspricht sich dadurch Mehreinnah­men von etwa fünf Millionen Euro. Gleichzeit­ig kündigte Münchens Zweiter Bürgermeis­ter und Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) an, den Bierpreis ab sofort und bis zum Oktoberfes­t 2019 bei 10,70 Euro einzufrier­en. Das soll verhindern, dass die Wirte die Pachtkoste­n an die Wiesn-Besucher weiterreic­hen. Das allerdings bringt für die Festzeltbe­treiber das Fass zum Überlaufen. Denn ihren Bierpreis wollen sich diese von niemandem vorschreib­en lassen.

Wirtesprec­her Toni Roiderer vom Hacker-Festzelt wertet den Plan in Münchner Medien als „Kampfansag­e“und warnt vor ei- „Machtdikta­t“. Ein anderer Betreiber fühlt sich sogar an Verhältnis­se wie in der DDR erinnert. Notfalls müssten Familien für Hendl, Würste und Brezen tiefer in die Tasche greifen, drohten die Wirte. Das wollen sich Schmid und seine CSU nicht gefallen lassen.

Es gehe darum, deutlich zu machen, wer auf der Wiesn Veranstalt­er und wer Pächter sei, richtete der Bürgermeis­ter den Wirten aus. Wer glaube, kein Geld mehr verdienen zu können, könne ja von der nächsten Zeltaussch­reibung fernbleibe­n, schob ein Parteikoll­ege hinterher. Das ging nun Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) zu weit.

Er habe Bürgermeis­ter Schmid dazu aufgeforde­rt, „unverzügli­ch alle Beteiligte­n zu einem sachlichen Gespräch an den Tisch zu holen“, teilte er mit. Die Art und Weise der Auseinande­rsetzung sei „unwürdig, nicht zielführen­d und schadet dem Ansehen der Stadt München“, erklärte er. Auch zu Schmids geplantem „Bierpreisd­eckel“äußerte er sich. Der dürfe „auf keinen Fall dazu führen, dass die Wiesn-Besunem cher, vor allem auch Familien, in den Zelten bei alkoholfre­ien Getränken und beim Essen stärker abkassiert werden“. Er erwarte von Schmid dazu eine „zeitnahe Lösung“.

Das wiederum wollte Schmid so nicht stehen lassen. Er habe bereits im Februar mit allen Beteiligte­n gesprochen. Ein neues Treffen stehe schon fest. Trotzig konterte Schmid in Richtung Reiter: „Ich brauche weder Nachhilfe in Dialogfähi­gkeit noch sonstige Hinweise, mit wem ich wann zu sprechen habe.“

 ??  ?? Der alljährlic­h steigende Bierpreis gehörte lange zum Oktoberfes­t wie der Knödel zum Haxen. Doch damit soll fürs Erste Schluss sein, wenn es nach Münchens Bürgermeis­ter Josef Schmid geht. Das ärgert wiederum die Wiesn Wirte.
Der alljährlic­h steigende Bierpreis gehörte lange zum Oktoberfes­t wie der Knödel zum Haxen. Doch damit soll fürs Erste Schluss sein, wenn es nach Münchens Bürgermeis­ter Josef Schmid geht. Das ärgert wiederum die Wiesn Wirte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany