Mindelheimer Zeitung

Mal schnell ein paar neue Stühle

- VON JOHANN STOLL johann.stoll@mindelheim­er zeitung.de

Eine Stadt, der es so gut geht wie Mindelheim, darf die Gunst sprudelnde­r Steuerquel­len selbstvers­tändlich auch dazu nutzen, ins Rathaus zu investiere­n, wo es notwendig ist. In mageren Jahren ist dafür kein Spielraum.

Der große Sitzungssa­al soll nun für 90 000 Euro neue Stühle und Tische erhalten. Bürgermeis­ter Stephan Winter hält die wuchtigen Möbel nicht mehr für zeitgemäß. Sie ließen den Saal nur für Sitzungen nutzen, nicht jedoch für Arbeiten der Verwaltung. Das ist wenig überzeugen­d. Natürlich kann ein Prüfer für ein paar Tage auch auf dem jetzigen Mobiliar ordentlich arbeiten. An der Sitzqualit­ät der Stühle scheint es ohnehin nicht zu fehlen, wenn man die Länge mancher Debatten betrachtet.

Warum wird mit solchen Investitio­nen nicht offen umgegangen? Die Frage zum Beispiel, ob das Rathaus einen behinderte­ngerechten Aufzug braucht, war richtigerw­eise im zuständige­n Ausschuss diskutiert und beschlosse­n worden. Die Möbelfrage fand sich nur im Haushaltsp­lan.

Der Preis von 1500 Euro pro Stuhl scheint sehr großzügig. Immerhin: Die Stühle für die Bürger, die sich eine Sitzung anhören wollen, fallen dafür umso günstiger aus.

Wie mit dem zweifellos repräsenta­tiven Saal umgegangen werden soll, bedarf einer intensiven Güterabwäg­ung. Zweckmäßig­keit ist das eine. Umgang mit der eigenen Geschichte ist das andere. Es gibt hierzuland­e Stadträte, die nehmen auf historisch­en Stühlen aus dem Mittelalte­r Platz und kämen niemals auf die Idee, diese Möbel gegen Modernes einzutausc­hen.

Was ernsthaft diskutiert gehört, sind die Räumlichke­iten der Verwaltung. Nur wer ordentlich untergebra­cht ist, kann auch gute Leistungen bringen. Hier besteht ohne Zweifel Handlungsb­edarf. Die Stühle im Sitzungssa­al sind da eher Nebensache.

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